Kapitel 74: Die schmerzhafte Wahrheit - Pov Solea

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Ich kam den anderen Stück für Stück immer näher, doch ich spürte, dass ich durch die Erlebnisse wohl kaum mehr die Alte werden würde. Ich versuchte es zu akzeptieren, denn mir blieb nichts anderes übrig. Heute war ein ruhiger Tag im Anwesen der Riddle's. Tom und Theodore waren unterwegs, denn sie gingen einer wichtigen Spur nach. Malia ist zu ihren Eltern gereist. Sie wollte mich mitnehmen, doch dies verneinte ich sehr freundlich. Ich konnte zwar einen Hufflepuff gut verkraften, doch eine Familie, voller lebensfroher und empathischer Menschen, hätte ich wohl kaum ertragen können. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Malia wirklich über alles, doch durch die Erfahrungen in meiner Kindheit weiß ich, was alles bei mir schiefgelaufen ist und daran wollte ich nicht immer und immer wieder daran erinnert werden. Es ist vielleicht in Ordnung, wie ich mich verhalten habe, jedoch wollte ich mich und meine Gefühle beschützen. Ich suchte mir ein stilles Plätzchen im Garten und ließ mich dort nieder. Ich nahm mir mein Buch und begann zu lesen. Das Rascheln der Blätter und der Wind, welcher meine Haare durcheinanderbrachte, lenkte ich mich vom Lesen ein wenig ab, doch ich genoss diesen ruhigen Moment für mich. Ich lenkte mein Blick vom Buch und sah in den Himmel. Erinnerungen schossen in meinen Kopf und ich dachte an meine "Mum". Auch wenn sie schlussendlich nicht meine richtige Mutter war, sah ich sie insgeheim noch als diese an und liebte sie über alles. Ebenso vermisste ich sie sehr und würde mir wünschen, dass sie in dem ganzen Chaos bei uns wäre, um uns den richtigen Weg zu weisen. Ich wusste aber auch, dass wir den richtigen Weg selber finden müssen...und genau das würde sie auch zu mir sagen. „Meine kleine Stelli. Die Welt gehört dir, nur du musst deinen Weg finden und den kann dir niemand vorschreiben." Das waren meist ihre Worte und schmunzelnd musste ich an ihre Stimme denken. Manchmal wusste ich nicht einmal, wie ihre Stimme klang und dann wurde ich traurig. Ich wollte sie nicht vergessen, doch es würde wahrscheinlich früher oder später der Fall sein... Ein lautes Flügelschlagen riss mich aus meinen Gedanken und eine Eule flog über mir. Ich sah, dass sie etwas an ihrem Bein hatte und schon fiel mir der Tagesprophet auf meine Oberschenkel. Es erweckte mein Interesse, also begann ich darin herumzublättern. Es waren einige Artikel dabei, die ich einfach so überflog, als ich dann ein Bild sah, blieb mein Herz stehen. Ich spürte den Stich in meinem Herzen und ich merkte, dass sich meine Augen mit Tränen füllten. Ein einzelne tropfte auf den Tagespropheten und perlte an dem Gesicht von der Person ab, der ich mein Herz und all meine Liebe schenkte. Ich blickte wieder auf das Bild und sah in das lächelnde Gesicht von Astoria Greengrass. Sie hielt ganz stolz einen Ring die Kamera und Draco hielt sie im Arm. Dieser Anblick schmerzte und als ich dann noch die Überschrift sah, verging mir wirklich alles. "Feierliche Zusammenkunft der Familie Greengrass und Malfoy. Die Jüngsten der Familien haben sich zusammengefunden und sich lieben gelernt. Wir gratulieren den Beiden herzlich." In mir keimte die Wut und ich zerdrückte die Seite. Am liebsten hätte ich laut los geschrien, doch ich versuchte mich zu beruhigen. Alles in mir verkrampfte sich und ich hinterfragte wirklich die letzten Wochen und Monate, die ich mit diesem Menschen verbracht hatte. Wie oft beteuerte er seine Liebe zu mir und dennoch tat er mir so etwas Abscheuliches an. Durch meine ganzen Emotionen, merkte ich nicht einmal, wie sich eine Person neben mich gesetzt hatte. „Er hat es dir also wirklich nicht gesagt" die Stimme der Person hätte ich wohl über all erkannt. Als ich dann nach links blickte, die rehbraunen Augen und die braunen Locken sah, wusste ich genau, dass es Mattheo war. Ich schüttelte mit meinem Kopf und blieb völlig emotionslos. Ich faltete den Tagespropheten zusammen und legte ihn neben mich. „Es tut mir leid Est....Solea..." ich blickte wieder zu Mattheo und versuchte zu lächeln. „Danke Mattheo, lieb von dir..." dabei beließ ich es und schwieg. Irgendwie hätte ich mir gerne alles von der Seele geredet, doch ich wusste gar nicht, wie ich das anstellen sollte. „Ich weiß, dass du dir jetzt Gedanken darüber machst, ob du reden möchtest oder nicht. Wenn du mich fragst, solltest du reden, jedoch würde ich es auch akzeptieren, wenn du es nicht tust. Ich möchte nur für dich da sein und egal, für welchen Weg du dich entscheidest, ich bin da" wie konnte dieser Mensch nach allem nur noch so lieb sein und für mich da sein wollen, obwohl ich mich in den letzten Wochen und Monaten wie ein Arsch verhalten habe. Ich traf eine Entscheidung. „Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich so einen Freund, wie dich verdient habe..." ich zog meine Beine an meinen Oberkörper und legte meine Arme darum. Ich hörte Mattheo kichern und musste automatisch auch lächeln. Mattheo legte seinen Arm um mich und zog mich zu sich, sodass mein Kopf auf seine Schulter fiel. „Du bist nach allem immer noch meine beste Freundin und das wirst du auch immer bleiben Stelli...Verzeih mir, Solea..." ich schloss meine Augen und zum ersten Mal spürte ich, dass Estelle noch nicht ganz verschwunden war. Bei Mattheo war ich schon immer anders und konnte einfach ich selbst sein, was mir unendlich guttat. „Es tut einfach weh zusehen, wie ein Mensch, den man liebt, einen scheinbar doch nicht so sehr liebt" diese Worte flüsterte ich so leise, doch Mattheo schien sie dennoch gehört zu haben. „Glaub mir, ich weiß genau, wie du dich fühlst..." erschrocken blickte ich zu Mattheo und merkte erst jetzt meine taktlosen Worte. Bevor ich mich jedoch entschuldigen konnte, redete Mattheo weiter. „Weißt du, dass ich mich damals genauso gefühlt habe wie du jetzt? Als ich dich und Draco in deinem Bett gesehen habe, zog sich alles in mir zusammen und ich glaubte für einen Moment hätte ich jedes Gefühl von Liebe verloren. Und am Ende hatte ich das dann auch. Ich hatte die Liebe zu dir verloren, die ich all die Jahre so geheim hielt, dass es nur meinem Bruder aufgefallen war. Ich habe Estelle wirklich über alles geliebt" diese Worte schnitten in meine Haut und ich glaubte, dass ich daran ersticken würde. Wie sehr hatte ich diesen Menschen verletzt und wie sehr hatte ich ihm Leid zugefügt. Es machte mich wahnsinnig, dass mein Leben ein einziges Chaos war, denn ich tat den Menschen, welche ich am meisten liebte, auch am meisten weh. Plötzlich begann Mattheo zu lachen und verwirrt blickte ich zu ihm. „Es hat dennoch was Gutes, als du dich für Draco entschieden hast. Schließlich sind wir in all dem Chaos ja zu Geschwistern geworden. Da wäre eine Liebesbeziehung zwischen uns beiden wohl sehr komisch geworden" bei diesem Gedanken musste ich auch grinsen, denn daran hatte ich nicht eine Sekunde gedacht. Aber Mattheo hatte Recht. Er war mein Halbbruder und dann wäre all das nur noch verrückter gewesen, als eh schon. „Mattheo, ich möchte mich trotzdem bei dir entschuldigen. Ich habe all die Jahre deine Anwesenheit ausgenutzt, ohne zu merken, was du für mich empfindest. Es tut mir außerdem aufrichtig leid, dass ich deine Gefühle mit Füßen getreten habe... ich weiß, dass ich dies nie wieder rückgängig machen oder entschuldigen kann, doch dennoch bitte ich dich um Vergebung, denn das ist alles, was ich dir geben kann. Ich kann mich nur bei dir entschuldigen... ich war eine furchtbare Freundin und wahrscheinlich bin ich zukünftig noch eine furchtbarere Schwester...aber du bist mir wichtig und ich schätze deine Anwesenheit sehr. Genauso wie die von den anderen..." traurig senkte ich meinen Kopf, doch dann spürte ich Gewicht auf diesem. Mattheo hatte seine Hand auf meinem Kopf abgelegt und ich vorsichtig blickte ich zu ihm hoch. „Glaub mir, ich war anfangs wirklich sehr wütend und am liebsten hätte ich Draco verprügelt, doch irgendwann akzeptierte ich es, denn wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Deswegen konnte ich dich auch irgendwann loslassen, auch wenn mir dies bis zum heutigen Tag sehr schwerfällt, aber ich muss mich wohl an die Situation gewöhnen, dass wir Geschwister sind" verständnisvoll nickte ich und wir blieben weiterhin gemeinsam sitzen. Ich dachte wieder an Draco und fragte mich, wieso er nichts von der Verlobung mit Astoria erwähnt hatte. War er zu feige? Hatte er Angst? Ich wusste keine Antwort darauf. „Draco ist ein feiger und ängstlicher junger Mann. Das war er schon immer und das wird er auch immer bleiben. Das weißt du so gut, wie ich. In diesem Fall denke ich aber, dass Lucius seine Finger mit im Spiel hat. Er will den Namen Malfoy reinwaschen und wie kann das anders funktionieren, als eine beinah perfekte Heirat zu initiieren?" Mattheo hatte absolut Recht und dies wusste ich. Dennoch waren die Enttäuschung und der Schmerz riesengroß. Mattheo spürte dies und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Was hältst du davon, wenn wir uns beide heute einen schönen Tag machen? Wir könnten uns Kakao machen, einen Film anschalten und einfach die Zeit zusammen genießen. Was sagst du?" ich zögerte kurz, da ich Mattheos Bemühungen sehr schätzte, doch ich wusste einfach nicht, ob ich meine Gefühle so im Griff haben könnte. „Mattheo, ich weiß nicht so recht..." wollte ich gerade weiterführen, als er grinsend vor mir stand. „Ich gebe dir 10 Minuten. Wenn du dann nicht reinkommst, hole ich dich. Und glaub mir, ich nutze alle meine Möglichkeiten. Entscheide dich weise" mit einem Grinsen drehte er sich um und wollte gerade gehen, als er abermals stehenblieb. „Ich habe akzeptiert, dass dein Herz Draco gehört und dass all die Bedingungen wirklich schlecht für uns beide sind. Dennoch, das sage ich dir jetzt, weil ich es wirklich ernst meine. In diesem Leben gehörst du Draco, doch in jedem anderen Leben wirst du mir gehören. Das verspreche ich dir Estelle" mit diesen Worten ließ er mich alleine und ging zurück ins Haus. Mit offenem Mund starrte ich ihm hinterher, doch dann zierte ein schüchternes Lächeln mein Gesicht. Mattheo war unmöglich, doch das mochte ich schon immer an ihm. Für einen kurzen Moment blieb ich noch im Garten sitzen, doch ich entschied mich, den Tag heute mit Mattheo zu verbringen, denn das hatten wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht. Mit einem Lächeln auf den Lippen, bahnte ich mir den Weg zum Gebäude, doch tief in meinem Herzen spürte ich immer noch die schmerzhaften Stiche, die die Verlobung von Draco und Astoria mit sich brachte. Was mich jedoch selbst überraschte war, dass ich standhaft blieb und keine weiteren Tränen mehr vergossen hatte. Wahrscheinlich auch nur weil ich wusste, dass es mir nichts bringen würde...

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