Kapitel 58: Eine Achterbahn der Gefühle - Pov Estelle

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Gerade lag er noch in meinen Armen und schon war Tom fort. Ich blickteihm noch hinterher und erinnerte mich an seinen Anblick. Auch wenn ich zugebenmuss, dass er neben meinem Vater der Mensch war, dem ich am liebsten gemiedenhätte, konnte ich seinen Schmerz nur ansatzweise nachempfinden. Seine Augenstrahlten so viel Schmerz und Enttäuschung aus. Enttäuschung darüber, was ergetan hat und was er dadurch verloren hatte. Direkt dachte ich an meine besteFreundin und ich versuchte mir vorzustellen, wie es ihr gerade wohl gehenwürde. Sind Theodore und Mattheo bei ihr oder ist sie ganz alleine? Zweitereswürde mir nur noch mehr das Herz brechen, doch die Situation im Allgemeinen istschon fürchterlich genug. Ich sog noch die kalte Luft der Nacht in mir auf, eheich auch ins Manor ging. Ich wollte direkt zu Draco, denn dieser hatte sichdirekt von mir entfernt, als wir hier ankamen. Ich wollte ihn sehen und einfachmit ihm sprechen. Kurz vor seiner Tür angekommen, wollte ich gerade klopfen, alsich zögerte. War es jetzt wirklich das Richtige seine Ruhe zu stören?Vielleicht wollte er mich gerade auch einfach nicht sehen und ich würde diesemWunsch nicht nachgehen. Während meiner ganzen Überlegungen bemerkte ich nichteinmal, wie eine weitere Person den Gang betrat. „Estelle, hättest duvielleicht ein wenig Zeit?" ich zuckte zusammen, da ich mich vor der Stimme erschreckte.Ich blickte durch die Dunkelheit und erkannte die Haare von Narzissa. Sieschaute mich mit einem gequälten Lächeln an, weil sie wahrscheinlich genauwusste, was heute vorgefallen war. Ich stand noch kurz vor Dracos Tür, als ichNarzissa zu nickte und zu ihr lief. „Lass uns eine Runde gehen. Die Wände habenhier nämlich wirklich sehr gute Ohren" wieder nickte ich und wir liefen los.Zwischen uns herrschte eine Weile Funkstille und ich wusste gar nicht, ob ichüberhaupt in der Lage war, mit ihr zu sprechen. „Bevor du dich fragst, warumich dich um deine Zeit gebeten habe, kann ich dir sagen, dass ich einfach mitdir reden wollte. Ich denke, dass du nach den heutigen Ereignissen jemandenbrauchst, mit dem du reden kannst. Schließlich ist Draco mit seinen eigenen Dämonenbeschäftigt und Theodore ist gerade nicht hier..." dankend sah ich Narzissa an. „Dasist wirklich sehr lieb von dir, jedoch weiß ich nicht, über was wir redensollen... es gibt nicht wirklich viel zu erzählen. Wir gehören jetzt wohloffiziell in die Kreise der Todesser und Tom... er hat unsere Aufgabe übernommenund Dumbledore getötet... er hat dadurch alles zerstört, was er mit Malia hatte...ich bin doch extra zu einer Todesserin geworden, damit wenigstens die beideneine gemeinsame Zukunft haben und natürlich um Theodore zu beschützen..." mitjedem Wort, welches ich sprach, wurde ich leiser und senkte meinen Kopf. „Ichhabe deine gutmütige Art schon immer bewundert Estelle. Du hast dich stetsaufgeopfert und hast deinen Kopf hingehalten, obwohl du es nicht hättest machenmüssen. Du hast Theodore schon so oft vor Ärger beschützt und auch die anderen.Meist hast du den Kopf hingehalten und den ganzen Ärger abbekommen"gedankenverloren blickte ich zu oben. „Ich würde es immer wieder machen. DieseWelt ist grausam und gerade für Theodore und Malia wäre es furchtbar, wenn siedie ganzen dunklen Seiten dieser Welt kennenlernen würden" Abrupt bliebNarzissa stehen. „Und für dich war es gut, diese dunklen Seiten kennenzulernen?"ihre Frage traf mich, denn dadurch aktivierte sie einen wunden Punkt in meinemInneren. Auch ich blieb stehen und hatte meinen Blick immer noch auf den Bodengerichtet. „Ich habe es getan, weil ich es tun musste... Mutter hatte mich damalsdarum gebeten, auf Theodore und die anderen Acht zu geben... ich wollte sieeinfach nicht enttäuschen, doch die letzten Monate müssen eine furchtbareEnttäuschung für sie gewesen sein..." beruhigend legte Narzissa ihre Hand aufmeine Schulter. „Glaub mir, wenn ich dir sage, dass sie nicht von direnttäuscht sein wird. Sie wird stolz auf dich sein und vor allem, wird siedankbar sein, dass du das alles versuchst irgendwie in den Griff zu bekommen.Du hast Theodore vor den Gewalttaten eures Vaters beschützt und hast deineSeele brechen lassen...Du hast dich geopfert und bist innerlich wahrscheinlichschon ein paar Mal gestorben. Sie kann gar nicht enttäuscht sein..." NarzissasWorte berührten mich sehr und sie trieben mir die Tränen in die Augen. Schnellwischte ich sie mir jedoch weg, denn ich konnte gerade einfach nicht weinen.Ich musste bei völligem Verstand bleiben. „Narzissa, wie soll ich Tom und Dracohelfen... ich fühle mich so hilflos, denn die beiden sind direkt in ihren Zimmernverschwunden..." Narzissa entfernte nun ihre Hand von meiner Schulter. Sie nahmsich eine Haarsträhne von mir und lächelte mich an. „Genau deswegen wollte ichmit dir sprechen...Ich habe eine Bitte an dich..." erwartungsvoll blickte ich siean. „Ich weiß, dass ich das nicht verlangen sollte, jedoch weiß ich, dass eskeinen anderen Weg gibt... Draco und auch Tom werden jetzt die Mauern hochziehen,um ihre Gefühle zu verbergen... du musst hinter diese Mauer treten, damit du diebeiden erreichst. Das kann aber auch bedeuten, dass die beiden dichzurückweisen... gib nicht auf. Lass nicht locker. Die beiden brauchen dich. Mehr,als sie je zugeben würden, aber sie brauchen dich" ich schaute Narzissa an, dieall die Jahre wie eine Mutter für mich war. Zustimmend nickte ich. „Ichverspreche es dir Narzissa. Ich werde für die Beiden da sein... ich lasse nichtzu, dass ihnen etwas passiert oder sie sich selber in Gefahr bringen..." nunlegte sie ihre Hand auf meinen Kopf und streichelte diesen. „Das ist meinkleines Mädchen. Ich bin stolz auf dich" ich musste lächeln, da Narzissas Worteimmer guttaten. Sie wusste immer genau, was sie wann sagen sollte. Ichentschied mich dazu, sie einfach zu umarmen, als Dank, dass sie immer fürTheodore und mich da war. Ich drückte mich ganz fest an sie und murmelte einleises Dankeschön, Liebevoll strich Narzissa mir über den Rücken und direktfühlte ich mich ein wenig besser. Als wir uns voneinander lösten, wünschte siemir noch eine gute Nacht und unsere Wege trennten sich. Ich blieb noch kurz aufdem Gang stehen, als ich endgültig den Entschluss gefasst hatte, zu Draco zugehen. Als ich mich auf den Weg machte, lief ich auch an Toms Zimmer vorbei.Vorsichtig hielt ich mein Ohr an die Tür und hoffte, dass er auf keine dummenGedanken kommen würde, doch da irrte ich mich. Ein lautes Knallen ließ michzusammenzucken. Ein weiterer Knall und das Klirren von Glas, war ebenfalls zuhören. Tom schien sein gesamtes Zimmer zu demolieren und ich dachte gar nichtlange nach. Ich drückte die Türklinke nach unten und eilte in das Zimmer. DieGeräusche kamen aus dem Bad und als ein weiterer Gegenstand genau in meineRichtung flog, wusste ich, dass Tom genauso litt, wie ich es vermutet hatte.Vorsichtig ging ich zur Badezimmertür und blickte um die Ecke. Dort saß Tom aufdem Boden. Um ihn herum lagen Scherben, die vom Spiegel kamen. Er hatte seineBeine angewinkelt und ganz nah an sich gezogen. „Tom..." flüsterte ich leise,doch laut genug, dass er mich hören konnte. Schnell hob Tom seinen Kopf und sahmich wütend an. „Verschwinde Estelle. Was fällt dir ein, einfach in mein Zimmerzukommen? Hast du gar keinen Respekt? Nein ich vergaß, den hattest du ja nie"ich wusste genau, dass Tom seine Trauer nun hinter seiner Wut versteckenwollte, weswegen ich gar nicht auf seine bösen Äußerungen einging. Ich betratdas Bad und ging einige Schritte auf ihn zu. „Sag mal hast du was an den Ohrenoder willst du, dass ich dich persönlich hier raus befördere? Verschwinde undlass mich mit deiner heuchlerischen Art einfach in Ruhe" er saß immer noch aufden Boden und machte keine Anstalten aufzustehen. Ich blieb weiterhin standhaftund ging noch die letzten Schritte auf ihn zu. Ich hockte mich nun direkt vorihn, sodass wir uns gegenseitig ins Gesicht schauen konnten. Seine Gesichtszügewurden weicher und seine Wut schien abzufallen. „Geh bitte einfach" seineStimme war leiser und viel verzweifelter, als noch zu Beginn der Konversation. Instinktivschüttelte ich meinen Kopf und plötzlich bemerkte ich, wie sich Tränen inseinen Augen bildeten. „Bitte Estelle... geh einfach..." er stammelte diese Wortenur vor sich her, doch ich wusste, dass er jetzt jemanden braucht, der ihm dasGefühl gibt, dass er nicht alleine ist. „Nein Tom. Ich werde nicht gehen. Ichwerde bei dir bleiben und du kannst mich so viel beleidigen, wie du möchtest.Ich werde hierbleiben" nun brachen bei Tom wirklich alle Bäche, denn dieTränen, die gerade noch in seinen Augen waren, flossen nun unkontrolliert seineWange hinab. „Ich habe sie verloren... Ich habe sie beide verloren..." seine Stimmeklang jetzt wirklich verzweifelt und ich entschied mich dazu, ihn in meine Armezu nehmen. Ich zog ihn an mich ran und drückte ihn ganz fest an mich. Zuerstließ er es über sich ergehen, doch dann legte auch er seine Arme um mich unddrückte sich ganz fest an mich. Dann begann er aus tiefstem Herzen an zu weinenund schrie all den angestauten Schmerz heraus. Nie hatte ich Tom so verletzlichund gebrochen gesehen, wie gerade, doch es zerbrach mir das Herz. Der Junge,der einst mein größter Feind war, lag nun in meinen Armen und weinte bitterlich,denn er hatte wohl neben Mattheo die wichtigsten Menschen in seinem Lebenenttäuscht und zurückgelassen. Einige Minuten weinte er in meinen Armen und ichgab ihm die Zeit, die er brauchte. Auch ich litt mit ihm, denn auch ich hatte Theodorezurückgelassen, obwohl ich mir geschworen hatte, dies niemals zu machen. AlsTom sich ein wenig beruhigt hatte, drückte er sich von mir weg und blickte zuBoden. „Malia muss so enttäuscht von mir sein und wenn Kaia irgendwann erfährt,was ihr Vater getan hat, dann wird sie mich hassen..." verwundert blickte ich zuTom, denn Malia hatte bisher noch nicht erwähnt, dass sie einen Namen für diekleine Maus haben, doch er gefiel mir sehr. Ich legte meine Hand auf seineSchulter. „Tom, ich weiß, dass du das vielleicht nicht hören möchtest, dochweder Malia, noch Kaia werden dich jemals hassen können. Malia liebt dich überalles und auch eure Tochter wird dich lieben. Die beiden werden deine Gründeverstehen, wenn du sie ihnen erklärst. Da bin ich mir sicher und ich weiß, dassMalia jetzt bestimmt sehr sauer und enttäuscht ist... auch über mich, doch ihreLiebe zu dir ist bedingungslos... Sie wird niemals aufhören dich zu lieben. Daskann sie gar nicht..." Tom hörte mir aufmerksam zu und legte betrübt seinen Kopfauf seine Knie. Ich hielt ihm nun meine Hand hin. „Komm, ich bringe dich insBett und dann gucken wir, was der morgige Tag bringt... Ich will für dich da seinTom, doch du musst das auch zulassen" zögerlich schaute Tom mich an, ehe erseine Hand in meine legte. Zusammen standen wir auf und er wankte neben mirher. Ich legte seinen Arm um meine Schulter und führte ihn zum Bett. Dortverfrachtete ich ihn und deckte ihn zu. „Versuch ein wenig zu schlafen. Fallsetwas sein sollte, weißt du, wo du mich findest. Gute Nacht Tom und Danke fürAlles." mit diesen Worten wollte ich das Zimmer verlassen, doch Tom hielt michauf. „Warte Estelle" ich drehte mich zu ihm um und blickte direkt in seinGesicht, welches ich durch die Dunkelheit nur schemenhaft erkennen konnte. „Ichdanke dir, dass du nicht gegangen bist, als ich dich darum gebeten habe. Ichwollte mich auch für die gemeinen Sachen entschuldigen, die ich gesagt habe. Eswar nicht in Ordnung...Es tut mir leid Estelle" ich musste lächeln, da sich Tomnoch nie bei mir entschuldigt hatte und es klang so komisch, es jetzt ausseinem Mund zuhören. Ich schmunzelte. „Nicht dafür Tom und außerdem würde esmich wundern, wenn du mich nicht beleidigst. Schließlich machen wir das ja auchschon unser ganzes Leben lang" mein spaßiger Unterton passte überhaupt nicht zuToms Gesichtsausdruck, denn dieser war ernst. „Du musst all die Jahre geglaubthaben, dass ich dich hasse und verachte. Das war niemals der Fall. Ich habedich stets beneidet und mich mit dir verglichen. Ich habe mich auch mit dirgemessen und wollte auch so stark sein, wie du. Ich wollte auch für Mattheo soein Bruder sein, wie du es für Theodore warst. Meist, habe ich das nichthinbekommen. Das hat mich wütend gemacht und dafür habe ich dir die Schuld gegeben.Ich mag dich Estelle, ich mochte dich schon immer, doch ich hatte immer Angst,denn du hast mich stets an mich selbst erinnert und das war für mich immer so,als würde ich in mein Spiegelbild sehen. Ich hatte Angst und diese Angst hatmich gelähmt. Das wollte ich dir nur gesagt haben..." seine Worte überraschtenmich, doch tief in mir wusste ich, dass es bei mir ähnlich war. Ich sah Tomauch nie wirklich als meinen Feind an, sondern eher als meinen Kontrahenten. Ichdrehte mich von ihm weg und blickte zur Tür. „Mir ging es ähnlich Tom. Ich habedich auch niemals gehasst, ich konnte dich einfach manchmal nicht leiden, weildu so ein arroganter Vollpfosten warst...aber tief in mir drin habe ich dichimmer als meinen großen Bruder gesehen... meinen großen Vollpfosten Bruder" ichmusste grinsen und auch Toms Schmunzeln war deutlich zu vernehmen. „Gute NachtEstelle" ich öffnete die Tür und war schon fast nach draußen verschwunden. „GuteNacht Tom, bis morgen" damit verließ ich das Zimmer und schloss die Tür. Nun machteich mich auf den Weg zu Draco, den ich jetzt definitiv sehen wollte. Als ichbei seiner Zimmertür ankam, legte ich meine Hand um die Türklinke und drücktediese nach unten. Leise öffnete ich die Tür. „Draco" flüsterte ich in dieDunkelheit des Zimmers und bekam keine Antwort. Schwach konnte ich Dracos Silhouetteim Bett erkennen. Ich wollte wieder gehen, doch ich entschied mich, mich zu ihmzu legen. Vorsichtig lief ich zum Bett und legte mich auf die freie Bettseite.Draco lag zur Wand gedreht, weswegen ich mich behutsam an seinen Rückendrückte. „Es tut mir leid, dass ich nicht eher gekommen bin... ich wollte dirZeit geben für dich alleine, doch ich habe es einfach nicht ohne dichausgehalten... ich hoffe, dass du mir das morgen verzeihen kannst, dass ich micheinfach in dein Bett gelegt habe" ich flüsterte diese Worte besonders leise undschloss meine Augen. „Ich könnte dir niemals böse sein. Dafür liebe ich dich zusehr Estelle Nott" seine Stimme drang an mein Ohr und ich richtete mich einStück auf. Draco drehte sich ebenfalls in meine Richtung und durch das leichteMondlicht, welches durchs Zimmer schien, konnte ich sein Gesicht gut erkennen.Seine Augen waren geschwollen. Er hatte bestimmt viel geweint und umso mehr tates mir leid, dass ich nicht da war. „Draco... es tut mir leid, dass ich nicht fürdich da war..." sein Lächeln wirkte schwach, doch es war nicht gespielt. Liebevolllegte er seine Hand an meine Wange. „Hör auf dich zu entschuldigen. Ich habedich schließlich indirekt weggeschickt. Dich trifft keine Schuld und außerdembist du jetzt hier. Das ist alles, was zählt" nun lächelte auch ich schwach undkuschelte mich an seine Brust. Er legte seine Arme um mich und hielt mich fest.„Morgen erzählst du mir, was Tom alles kaputtgemacht hat, ja?" ich musstekichern und nickte ihm zu. Draco gab mir noch einen Kuss auf meinen Kopf. „GuteNacht Stelli. Ich liebe dich." ich kuschelte mich noch näher an ihn. „Gute NachtDraco. Ich liebe dich auch" und damit glitten wir beiden in einen eherunruhigen Schlaf, welcher die Ereignisse des Tages aufarbeitete

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