Kapitel 76: Die Riddle Brüder - Pov Mattheo

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Als ich Estelle regelrecht zu einem entspannten Nachmittag überreden musste, lief dieser fast so wie in alten Zeiten. Ab und an sah ich zu ihr hinüber und konnte erkennen, wie sie lächelte. Natürlich wusste ich auch, dass die Verlobung zwischen Draco und Astoria ihr in Mark und Knochen hing und egal, wie stark Estelle nach außen wirkte wusste ich, wie sie innerlich an genau solchen Dingen zerbrach. Ich kenne sie schon mein Leben lang und daher wusste ich genau, wie sie sich manchmal fühlte. Nicht nur, weil wir beste Freunde waren, sondern weil wir beinahe dasselbe Schicksal teilten. Wir standen stets im Schatten unserer Brüder und hatten nie die Chance unserem Vater zu beweisen, was wirklich in uns steckt. Als Kind wollte man dies dennoch, doch jetzt, als beinahe erwachsene Person, will ich diesen Mann nur noch untergehen sehen. Nach allem was er Tom, mir und den anderen angetan hat, würde ich es am liebsten selbst zu Ende bringen, doch ich wusste genau, dass ich dazu nicht in der Lage sein würde. Nach einem längeren Film entschied sich Estelle in ihr Zimmer zu gehen, doch bevor sie die Treppen nach oben nahm, kam sie zu mir, gab mir einen Kuss auf die Wange und bedankte sich für alles. Ich konnte natürlich nur grinsen und blickte ihr hinterher. Als sie auf dem Treppenabsatz stand, drehte sie sich noch ein letztes Mal zu mir um. „Das, was du vorhin gesagt hast, ich würde in jedem anderen Leben dir gehören... ich würde mich freuen, wenn du dieses Versprechen hältst" damit ging sie auch in ihr Zimmer und ich grinste weiter. „Darauf kannst du dich sowas von verlassen" flüsterte ich mehr zu mir selbst, doch wahrscheinlich hatte Estelle dies auch mitbekommen. Ich blickte mich im Wohnzimmer um und weder Maia, noch mein Bruder und Theodore waren wieder zurück. Also entschied ich mich, eine Runde mit dem Besen zu drehen. Ich wählte hierfür die Route über den großen Wald, denn irgendwie beruhigte es mich und nahm mir die Angst. Als ich dann so in der abendlichen Luft meine Kreise drehte, kam mir für einen kurzen Moment der Gedanke zum Malfoy Manor zu fliegen und Draco die Scheiße aus seinem elendigen Körper heraus zu prügeln, so wie er es auch verdient hatte. Ich verwarf den Gedanken recht schnell wieder, weil es wahrscheinlich absolut nichts bringen würde, außer, dass ich selbst ein wenig Gerechtigkeit erreicht hätte. Für Estelle würde es jedoch nichts bringen, also ließ ich es bleiben. Bestimmt 2 Stunden verbrachte ich mit Fliegen, als ich so langsam wieder zum Anwesen meiner Mutter zurückkehrte. Von weitem sah ich, wie Tom und Malia auf der Terrasse saßen und miteinander redeten. Sie sahen unglaublich glücklich aus und ich freute mich wirklich sehr für die beiden, auch wenn ich gerne so viel Glück hätte, wie Tom, doch meine Liebe würde in diesem Leben wohl ausgesetzt bleiben. Lässig schwang ich mich vom Besen und landete im Garten des Anwesens. Mit dem Besen in meiner Hand, lief ich auf die beiden verliebten zu und setzte ein Lächeln auf. „Wie ich sehe, seid ihr beide wieder zurück. Es freut mich euch zu sehen" Malia setzte direkt ihr schönstes Lächeln auf, kam zu mir und umarmte mich. Ich erwiderte sie ebenfalls. Tom blieb weiterhin auf seinem Stuhl sitzen und schien sich nicht zu bewegen. Dies bemerkte auch Malia, also sah sie mich an. „Ich werde euch dann mal alleine lassen und nach Stelli sehen" sie lächelte mir noch ein letztes Mal zu und gab Tom einen Kuss, ehe sie im Haus verschwand. Ich blieb weiterhin stehen und sah zu Tom, welcher immer noch in seinem Stuhl saß. Irgendwie wurde die Situation sehr unangenehm, weswegen ich mich eigentlich verabschieden wollte, doch Tom hatte andere Pläne. „Lass uns eine Runde gehen. Ich denke, wir sollten reden" Toms Worte klangen zwar so wie immer, doch ich spürte eine Veränderung. Ich nickte und so liefen wir in Richtung des Waldes. Zwischen uns herrschte Stille, was nicht untypisch für uns war, doch irgendwie wirkte alles nur viel gezwungener. „Wie geht es dir Mattheo?" völlig überrascht blickte ich zu Tom, der in den vergangenen Jahren nie solche Fragen gestellt hat. „Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder gemacht?" ich war verwundert und genau das wollte ich auch zeigen. Tom grinste. „Diese Frage hatte Malia mir auch vorhin gestellt. Ihr kommt wohl alle nicht damit klar, dass ich auch mal netter sein kann" vorsichtig schüttelte ich meinen Kopf. „Das kann ich verstehen Mattheo. Du hast mich all die Jahre als den starken und unnahbaren Bruder kennengelernt. Ich war herzlos und habe kaum jemanden nah an mich herangelassen...doch es hat sich einiges verändert und genau deswegen wollte ich auch mit dir reden... in letzter Zeit kamen wir durch die ganzen Ereignisse nicht dazu zu reden, also nur wir beide" zustimmend nickte ich, doch ich traute mir fast nicht, etwas zu sagen. Wieder entstand eine kurze Pause zwischen uns, in der ich vergebens nach Worten suchte, die dieser Situation angemessen gewesen wären, doch Tom nahm mir diese Aufgabe ab. „Ich kann verstehen, dass die Ereignisse auch nicht spurlos an dir vorbeigegangen sind. Vor allem die Nachricht, dass Estelle... Verzeih Solea, unsere Schwester ist. Dass muss dich hart getroffen haben... ich weiß ja, dass du die ganzen Jahre in sie verliebt warst und ein Teil von dir wahrscheinlich immer noch Gefühle für sie hegt. Ich möchte dir hiermit auch sagen, dass das völlig in Ordnung ist. Ich verurteile dich dafür nicht Mattheo... Die Liebe kann man sich nicht aussuchen..." ich senkte meinen Kopf, da ich nicht damit gerechnet habe, dass das Gespräch zwischen uns beiden eine so emotionale Wendung nehmen würde. „Du hast Recht Tom. Die Nachricht, dass sie unsere Schwester sein soll, hat mich zutiefst getroffen, denn dadurch löste sich auch die letzte Hoffnung auf ein gemeinsames Leben mit ihr, in Luft auf. Aber das ist in Ordnung. Ich habe bereits mit ihr gesprochen und ihr meine Meinung deutlich gemacht...Für mich wird sie immer meine Estelle bleiben Tom... Das wird sich niemals ändern" nun nickte Tom mir zustimmend zu. „Das ist gut Mattheo. Das war mir auch wichtig, dass sich vielleicht nicht alles ändern muss, nur weil die Situation ausweglos erscheint" ich stimmte ihm zu und so liefen wir noch ein Stück weiter. „Ich hoffe, es war okay, dass ich Malia die Perlenkette von Mutter gegeben habe? Es ist ja schließlich ein Erbstück unserer Mutter..." mit großen Augen sah ich meinen Bruder an und nickte. „Natürlich ist es für mich okay Tom. Sie hat sie dir schließlich gegeben. Also kannst du damit auch machen, was immer du möchtest. Und Malia hat sich doch so darüber gefreut" mit einem Lächeln kommentierte Tom das Gesagte und auch ich musste lächeln. „Manchmal denke ich, dass ich als großer Bruder wirklich versagt habe und nicht das gemacht habe, um was mich Mutter gebeten hat" erschrocken blickte ich zu Tom und konnte nicht fassen, was er da von sich gab. Natürlich, war er nicht so wie Theodore zu Estelle, doch ich wusste, welchen Gefahren er sich aussetzte, nur um mich zu beschützen. „Tom, das ist nicht wahr. Hör auf so kritisch zu dir selbst zu sein" schulterzuckend stand Tom neben mir und drehte sich von mir weg. „Mutter hatte mich damals vor ihrem Tod zu sich rufen lassen... Sie wusste wahrscheinlich, dass Vater sie umbringen wird...frage mich aber nicht wie... Ich sollte mich auf ihren Schoß setzen und sie fuhr mir liebevoll durch die Haare. Thomas Marvollo Riddle, du bist ein wahrlich wunderbarer Junge und ich kann mich so glücklich schätzen, dass das Leben mir deinen Bruder und dich gegeben hat. Ihr seid mein Lichtblick und meine Hoffnung in den düsteren Tagen. Bitte versprich mir, dass du auf deinen kleinen Bruder stets ein Auge haben wirst und ihn keiner Gefahr aussetzt... Verlier niemals dein Lächeln Tom...versprich mir dies.... Das waren ihre Worte und ich verstand damals nicht, dass es das letzte Gespräch war, welches ich mit unserer Mutter führen würde. Heute weiß ich es besser und wenn ich es damals gewusst hätte, dann hätte ich dich und sie genommen und wir wären irgendwohin geflüchtet. Nur weit weg von Vater und den Todessern, doch ich habe es leider damals nicht verstanden" Tom wurde während der Erzählung wütend und lief zu einem Baum. Er stand vor ihm und wollte gerade mit seiner Faust gegen ihn hauen, als ich seine Hand festhielt. „Zu Beginn solltest du wissen, dass ich immer zu dir auf gesehen habe Tom. Du warst mein Vorbild und du bist es noch heute. Deine Aufopferung für uns alle, hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet und mich vor schlimmen Sachen bewahrt. Genau das hattest du Mutter versprochen und du hast es gehalten Tom. Du hast mich und all die anderen beschützt und das wirst du weiterhin machen. Du wirst auch Malia und Kaia beschützen... das weiß ich einfach genau. Du kannst die Ereignisse nicht ruckgängig machen und du hättest Mutter auch nicht vor dem Tod bewahren können, denn Vater hätte uns über all gefunden... auch jetzt, wenn er wollte, dann wäre er schon längst hier, doch wir sind gerade nicht sein Interesse... und das ist gut..." unter meiner Berührung schien Tom sich zu beruhigen, doch seine Mimik wirkte immer noch angespannt. Plötzlich geschah etwas Unerwartetes und aus Toms Augen quollen Tränen, die seine Wange hinab liefen. Erschrocken blickte ich zu ihm und wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte. Tom begann zu weinen und ich tat das, was ich auch bei Estelle immer tat. Ich drehte ihn zu mir um und legte meine Arme um ihn. Ich drückte ihn fest an mich und auch Tom krallte sich fest. Es fühlte sich fast so an, als hätte ich ein kleines Kind im Arm, doch wahrscheinlich war dies gerade genau der Fall. Tom war all die Jahre stark und schon sehr früh kein Kind mehr. Nun kam natürlich alles hoch. „Mattheo... ich weiß manchmal einfach nicht weiter. Ich würde euch gerne alle beschützen und am liebsten würde ich all das direkt beenden, doch ich kann das einfach nicht. Ich kann es aber nicht und das macht mich fertig. Ich will das Kaia behütet aufwächst und nicht in diesem Chaos geboren wird. Ich will, dass sie eine bessere Kindheit hat als wir Mattheo..." Tom steigerte sich in seine Gedanken, dass ich wirklich kaum wusste, wie ich ihn umstimmen soll. Dann drückte ich seine Schultern nach hinten und sah ihm direkt ins Gesicht. „Thomas Marvollo Riddle du hörst mir jetzt zu. Kaia wird niemals so aufwachsen, wie wir, verstehst du? Das kann sie gar nicht, weil sie dich und Malia hat. Ihr liebt dieses kleine Wunder und würdet alles für ihre Sicherheit machen. Außerdem hat sie auch noch die zwei coolsten Onkel und die coolste Tante auf diesem Planeten und du weißt selbst, dass Estelle für uns alle durch die Hölle gehen würde. Das gleiche gilt für Kaia, also mach dir keine Vorwürfe oder Gedanken darüber. Kaia wird es besser gehen, als dir, Estelle oder mir. Das verspreche ich dir. Dafür werden wir alle sorgen" Tom schien zu begreifen, dass ich es wirklich ernst meinte. Ein schüchternes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und ich lockerte meinen Griff. „Du klangst gerade wie Mum Mattheo... ich habe gerade wirklich gedacht, dass sie vor mir steht" nun musste auch ich lächeln. Ich zeigte mit meinem Finger auf sein Herz. „Sie ist immer bei dir Tom, denn sie lebt in unseren Herzen weiter. Du wirst niemals alleine sein, denn sie ist immer bei dir" Tom nickte und bevor ich noch etwas sagen konnte, nahm er mich in den Arm. „Danke kleiner Bruder. Für Alles" ich schüttelte nur meinen Kopf und lächelte. „Nicht dafür Tom. Du bist doch schließlich mein Bruder" wir lösten uns voneinander und ein Blick in den Himmel verriet mir, dass es schon ziemlich spät war. „Lass uns wieder zurück gehen Tom. Nicht, dass Malia noch vor Sorge das ganze Haus auf den Kopf stellt" ich zwinkerte ihm zu und Tom rollte mit seinen Augen. Wir machten uns also auf den Heimweg, doch bevor wir vor dem Haus ankamen, blieb Tom stehen. „Ich würde dich gerne etwas fragen Mattheo. Ich würde Malia gerne heiraten... und ich bräuchte noch einen Trauzeugen, der an meiner Seite steht... würdest du dies für mich machen?" überrascht schaute ich ihn an und meine Augen wurden größer, doch dann nickte ich heftig. „Natürlich Tom. Das würde ich sehr gerne machen" Tom lächelte und lief an mir vorbei, doch im Vorbeigehen wuschelte er mich noch einmal durchs Haar, so wie er es früher immer gemacht hatte. „Danke für Alles Mattheo. Ich werde jetzt reingehen und nach Malia sehen. Ich wünsche dir eine gute Nacht" damit ging er ins Haus und ich blickte ihm noch eine Weile hinterher. „Du kannst stolz auf dich sein Mattheo" die Stimme meiner besten Freundin riss mich aus den Gedanken und ich blickte nach oben zum Fenster, wo sie lächelnd stand. Ich zwinkerte ihr zu und lief auf das Anwesen zu, während Estelle ihr Fenster schloss und scheinbar auch ins Bett ging. Ich tat es ihr ebenfalls gleich, doch heute war das Gefühl beim Zubettgehen anders. Ich fühlte mich befreit und einfach glücklich...Wie lange dieses Gefühl wohl anhalten würde...

You Never Belong to MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt