Ich wurde nach kurzer Zeit wieder wach und bereute schon in diesem Moment, dass ich Estelle eine Eule habe zukommen lassen. Schließlich hatte sie grade bestimmt andere Dinge um die sie sich kümmern müsste und nicht um die Belange der Menschen, die zurückgeblieben sind. Meine Gefühle waren so still und meine Emotionen waren erschöpft, mein eigener Wille war gebrochen und so war die Entscheidung leichter getroffen als gedacht. Ich würde mich nachdem ich einige Sachen zusammen gepackt hätte auf den Weg machen und ein neues Leben für mich und meine Tochter in Angriff nehmen. Wir würden glücklich werden und das vor allem aus dem Grund, weil wir beide frei wären. Wir könnten die Welt bereisen und immer wieder neue Dinge dazu lernen. Mir war klar, dass diese Ideen meinem jugendlichen Leichtsinn entsprungen waren, doch war dies denn wirklich solch eine Tragödie? Woher sollte ich den auch wissen, wie man als schwangeres junges Mädchen allein durch diese düstere Zeit kommt. Niemand gab mir einen Leitfaden an die Hand oder sagte mir, was richtig oder falsch sein würde. Doch das einzige was ich wusste war, dass meine Tochter nicht in die Hände von den Anhängern des dunklen Lords fallen sollte. Ich konnte spüren, dass alle guten Seiten von Tom und mir in ihr ihren Platz fanden und das dies nicht der Lebensort oder gar die Lebensphilosophie unseres Kindes sein sollte. In diesem Moment schoss mir der Gedanke an Tom in meinen Kopf und sofort kamen mir die Tränen. All die schönen und ehrlichen Momente die wir miteinander teilten waren dahin und ich würde nie wieder meinen Verlobten so sehen können, wie ich es vor dem Tod von Dumbledore tat. Ich blickte auf meine Hand und sah meinen Verlobungsring an, der jeglichen Glanz verlor seitdem er gegangen war. Tom nahm das Licht der Erinnerungen mit sich und ließ mich dabei zurück. Mich und sein Kind. Sofort stieg wieder die Wut in mir auf. Ach, ich wusste doch selber nicht was ich tun sollte, doch die Flucht hörte sich am besten an. Ich nahm den Ring von meinem Finger und schmiss ihn auf den Schreibtisch von Estelle. Danach griff ich nach meiner großen Tasche und schaute noch ein letztes Mal zurück, doch da waren nur noch die verblassten Erinnerungen und Ereignisse von den Menschen, die mich die ganze Zeit über belogen hatten. Ich schloss die Türe vorsichtig und lief langsamen Schrittes die Treppe hinunter mit dem Hintergedanken, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Alles war noch dunkel und keiner der beiden Jungs war zu sehen und so wollte ich mich auf den Weg zur Haustür machen, als mich eine unbekannte Stimme aus den Gedanken warf.
„Malia wo gedenkst du hinzugehen?“
Ich drehte mich um und sah eine Frau, die sich auf dem Sessel im Wohnzimmer niedergelassen hatte.
Ich hatte panische Angst. Was würde denn nun jetzt auf einmal passieren. War es eine Anhängerin der Todesser oder etwas noch Schlimmeres?
„Hhhhhallo, ich, ich…“
„Keine Angst Malia, ich werde dir nichts tun. Ich möchte nur mit dir sprechen. Mein Name ist Mary Nott und ich war die Mutter von Theodore und Estelle. Du weißt bestimmt über meinen Tod und dass ich nun ein Geist sein muss.“
Nun musste ich wohl vollkommen durchgedreht sein, doch die Anwesenheit dieser wunderschönen Frau ließ mich nicht mehr daran zweifeln, als es eh schon.
„Aber warum sind sie hier Miss Nott? Estelle und Theodore brauchen sie doch viel dringender als ich…“
Da fing Mary an zu lachen, sie wusste wohl genau warum sie hier war.
„Meine Liebe, deshalb bin ich doch hier. Ich kann nicht zulassen, dass du alle deine Freunde im Stich lässt und das nur aus dem Grund, weil deine Angst dich grade einfach übermannt. Natürlich kann ich verstehen, dass du für dein Kind nur das Beste möchtest, aber das ist nun mal seine Familie und diese solltest du ihr nicht entziehen. Außerdem versteckst du dich nur hinter diesem Vorwand, damit der Schmerz und die Stille für dich aushaltbar wird.
Denk doch bitte einmal an Tom, Estelle und Draco, wie sie sich grade fühlen müssen. Sie sind getrennt von all den Menschen, die ihnen wichtig sind und wissen nicht, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden. Dazu weiß ich mit einer gewissen Sicherheit, dass meine Tochter dich und die anderen niemals freiwillig verlassen hat. Dafür hat sie ein zu großes und starkes Herz, welches sie nie dazu bringen könnte, auch nur einen von euch in Gefahr zu bringen. Estelle und Theodore können nicht ohne einander und das schon seit ihrer Geburt und auch wenn sie grundverschieden sind, würde der jeweils andere alles für seinen Zwilling tun. In dieser Familie war einiges im Argen und ich wusste, dass mein Mann Estelle verachtete, doch sie wurde immer und immer stärker mit jedem Unterdrückungsversuch wurde sie nur noch mutiger und in ihr wuchs die Kämpferin, die sie heute war.“
In mir sammelte sich die Wut auf solch eine Aussage. Wusste sie denn nicht, wie sehr ihre Tochter für all die Kraft leiden musste?
„Sie sollte keine Kämpferin sein müssen. Sie hätte einfach ein Kind sein dürfen, welches lacht und die Welt mit der rosaroten Brille betrachtet, die uns durch unsere Eltern aufgesetzt wird. Sie sollte niemals solche Höllenqualen erleiden müssen, denn egal wie stark sie dadurch auch geworden ist... ihr inneres Kind ist jedesmal aufs Neue gestorben und daran sind auch sie schuld, sie, ihr Mann und das Umfeld, indem Estelle groß geworden ist. Sie hätten sie schützen sollen vor all den Dingen die im Verborgenen auf Estelle lauern.“
Nun sah ich in das Gesicht von der Mutter der Zwillinge. Sie war wütend und dennoch getroffen von meiner Aussage.
„Du hast doch keine Ahnung Malia, Estelle hätte nicht vor ihrem Schicksal geschützt werden können, genauso wenig wie Tom. Den beiden wurde bei ihrer Geburt eine Bürde aufgelegt, die du nie verstehen oder gar nachempfinden könntest. Ihr Leben war von Anfang an von Schmerz und Hass geebnet.
Doch die beiden haben sich dadurch gekämpft und ich bin so unglaublich stolz auf meine kleine Stelli. Sie war immer der hellste Stern am Abendhimmel und das wird sie auch bleiben. Doch das einzige, worum sie dich bitten wird ist, dass du bleibst und für Theo, wie auch Mattheo da bist. Sie werden dich brauchen Malia und auch wenn du denkst, dass ich eine miserable Mutter war oder gar noch bin, bitte ich dich dennoch, bei meinen Kindern zu bleiben, bei allen fünf. Bleib bei Estelle, denn du bist ihre erste wahre Freundin. Bleibe bei Mattheo und Theodore, denn sie brauchen einen Menschen der sie auffängt, wenn alles andere zusammen bricht. Sei da für Draco, der in seinem Leben nur Estelle als wahres Licht wahrgenommen hat und zeige ihm, was das Leben noch so zu bieten hat und sei für Tom der Fels in der Brandung und lass ihn für seine Vergangenheit nicht fallen. Er hat dich auserkoren sein Leben zu verändern, doch geh nicht, wenn es zu schwer wird, denn in dieser Zeit wird einem erst bewusst, wie wichtig wir einander sind.“
Ich schämte mich für meine Aussage und schaute zu Boden.
„Miss Nott, ich entschuldige mich für meine gemeine Äußerung. Mein Kopf ist so voll mit all den Dingen die mein Leben grade nur noch mehr erschweren.
Wenn ich da bleibe, werde ich mich vielleicht auch selbst in all der Dunkelheit verlieren.“
Gutmütig legte sie mir die Hand auf die Schulter und schaute mich an.
„Malia, ich habe schon verstanden. Ich werde dir dafür niemals böse sein und alles was du wissen musst ist, dass ich jemanden wie dich schon einmal kennengelernt habe. Du kennst sie und du erinnerst mich wirklich stark an sie, doch sie ist damals gegangen und bereut es noch heute. Denn die wahre Liebe wird man niemals vergessen können, egal wie sehr man es auch versucht.“
Ich legte meine Arme um sie und ich war mehr als froh darüber, das Mary mich besucht hatte.
„Vielen Dank.“
„Nicht dafür Malia, nicht dafür. Ich werde mich nun verabschieden und wünsche euch allen nur das Beste, doch sei dir klar, dass dies das Leben ist, welches für dich vorgesehen war und zweifel nicht an deinem Dasein, denn ihr alle seid perfekt so wie ihr seid. Und bitte richte Estelle aus, dass ich sie und Theo aus vollem Herzen liebe und vermisse.“
Mit Tränen in den Augen entwich mir die Gestalt der jungen Dame aus meinen Händen und zurück blieb ich mit einem starken Willen, aber dennoch hatte ich Angst vor alle dem, was auf mich noch zukommen würde.
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You Never Belong to Me
Fanfiction~ Der Mensch, der Dich an Deine Grenzen bringt und triggert, ist derselbe, der Dir geschickt wurde, um Dich von Deinen alten Mustern zu lösen ~ Zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, finden in der Zaubererwelt zueinander und freund...