Kapitel 14

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Mit einem kleinen Umweg fahren wir über Bünde und zum Haus von Juliette, die dort einmal schnell reinläuft, um ein paar Sachen zusammenpacken zu können. In der Zeit habe ich draußen im Auto gewartet, habe die Nachrichten und Mails durchgeschaut, um sicher zu stellen, dass es nichts wichtiges ist und als sie mit ihrem winzigen Rucksack wieder zurückgekommen ist, war ich fertig und wir konnten weiter nach Herford fahren.

Nach dem Parken und den Treppenlaufen in die zweite Etage kommen wir beide wieder in meiner Wohnung an. Innerlich hatte ich die ganze Zeit gehofft, dass sie mit herkommen würde, aber sie jetzt wirklich und in echt mit hier zu haben, schafft in mir wieder einen Haufen an Unsicherheiten, obwohl das vollkommen fehl am Platz ist. Meine Jacke und Schuhe konnte ich schnell ausziehen und zur Seite weghängen oder stellen. Danach wollte ich vorgehen ins Wohnzimmer, aber als ich bemerkt habe, dass Juliette gerade mal ihren einen Schuh ausbekommen hat, warte ich doch noch vorher. Dass ich in der Tür zum Wohnzimmer lehne, bekommt sie auch mit als sie einmal aufschaut, während sie sich den zweiten Schuh auszieht.
Juliette: Ich liebe meine Chucks wirklich, aber die Schnürsenkel hasse ich abgrundtief."
Darüber muss ich lachen, verschränke kurzerhand meine Arme vor meiner Brust und lasse meinen Kopf einen Augenblick hängen, bevor ich mit einem zurückhaltenden Grinsen wieder zu ihr aufschaue. Als sie auch fertig ist und aufrecht vor mir steht, schauen wir einander schweigend an, machen nichts, sagen nicht und bewegen uns nicht. Mit einer zögernden Handbewegung zeige ich zum Wohnzimmer, wobei Juliette zuerst lächeln will, sich danach aber einmal selbst anschaut.
Juliette: Würdest du mir...ein paar andere Sachen leihen?"
Sie wird eben kaum Klamotten gepackt haben und das, was sie hier hat, ist nicht für entspannte Abende gedacht. Mehr für den Alltag. Daher löse ich mich aus meiner Starre, wirke ein wenig unbeholfen und fühle mich auch derartig.
Chris: Natürlich! Komm eben einfach..."

Mit einer ebenso unsicheren Handbewegung zeige ich jetzt einfach auf mein Schlafzimmer, gehe an ihr vorbei, öffne die Tür und betrete den Raum zuerst, wobei Juliette mir gleich nachkommt und bei mir stehenbleibt, während ich meinen Schrank öffne.
Chris: Was...willst du denn haben?"
Bis eben hat Juliette sich im Zimmer umgeschaut und lenkt ihre Aufmerksamkeit erst jetzt wieder zu mir hin, nachdem ich ihr eben diese Frage gestellt habe. Dabei antwortet sie nicht gleich darauf, sondern schaut mich fragend an.
Chris: Ich meine...ich könnte dir einen Pullover und eine lange Jogginghose geben oder ein Shirt und sowas, falls dir nicht kalt sein sollte...sowas eben?"
Juliette: Ich glaube, dass mir hier warm genug sein wird, Chrissy."
Chris: Klar."
Von einem der Regale suche ich ein graues Shirt hervor und aus einer der Schubladen nehme ich eine schwarze Shorts hervor und reiche ihr eben genau das entgegen. Während ich das mache, mir ein Lächeln erzwinge, muss Juliette leicht lachen und nimmt die Sachen folgend entgegen.
Juliette: Es ist niedlich, wie unsicher du dir mit so vielen Dingen bist."
Statt aus dem Zimmer ins Bad zu gehen, kommt sie die paar wenigen Schritte auf mich zu, schaut zu mir rauf und legt vorsichtig eine Hand an meinen Kopf, wonach sie sanft lächelt.
Juliette: Entspann dich, ich werde nicht abhauen."
Zuletzt gibt sie mir noch vorsichtig einen Kuss auf die Wange, bevor sie dann aus dem Schlafzimmer ins Badezimmer geht.

Als ich höre, dass Juliette den Schlüssel im Schloss umdreht, sacke ich in mir zusammen, atme aus und lasse für einen Moment meinen Kopf hängen. Versuche nicht so seltsam zu sein, Christian. Entspannt dich, wie July es gesagt hatte. Nachdem ich mich wieder gefasst habe, zumindest für den Augenblick, suche ich mir ebenfalls bequeme Sachen zurecht, ziehe mich schnell um, damit ich danach im Wohnzimmer bereits die Rollos runterlassen kann, sodass wir beide gleich hier entspannt sitzen können.

Die Gardine ziehe ich gerade wieder richtig hin als ich zurückschaue zum Sofa. Dort hat sich Juliette eben gerade hingesetzt, lächelt mich an und wenn ich sie dort in meinen Sachen sitzen sehe, kann ich nicht anders als mit dem Grinsen anzufangen. In der Stille, die zwischen uns entsteht, muss ich ein wenig lachen, wobei sie es mir gleich macht.
Juliette: So sehe ich dich lieber, Chrissy."
Chris: Tut mir leid...ich bin einfach unfassbar nervös. Den ganzen Tag bereits."
Lachend schüttelt sie den Kopf, schaut mich danach mit einem schrägen Grinsen an, während ich Richtung Küche gehe.
Chris: Willst du noch was trinken? Ich hätte Wasser, Saft oder Wein da?"
Juliette: Wenn du mit mir noch ein Glas Wein trinken würdest, dann wäre ich davon nicht abgeneigt."
Sanft versuche ich zu lächeln und zu nicken, will gerade in die Küche gehen, bevor ich mich doch nochmal zu ihr umdrehe und merke, dass sie das leicht verwundert.
Chris: Falls es dir nicht gut geht und du was brauchst, ich habe Ibus da oder könnte dir auch eine Wärmflasche oder einen Tee machen."
Juliette: Eine Wärmflasche klingt wirklich ganz nett."
Chris: Wird erledigt."
Verlegend wendet sie ihren Blick von mir ab, während ich zuerst den Wasserkocher mit Wasser befülle und anstelle, bevor ich aus dem Bad die Wärmflasche krame, um diese nach wenigen Minuten, wo ich den Wein und die Gläser bereits ins Wohnzimmer bringen konnte, mit dem Wasser zu befüllen und wieder zu Juliette zu gehen.

Bevor ich mich zu ihr setze, gebe ich ihr die Wärmflasche, die sie sich auf den Bauch legt und danach lasse ich mich neben ihr nieder und versuche uns danach gleich etwas in die Gläser einzuschenken.
Juliette: Danke...das ist süß von dir."
Chris: Was genau?"
Auch wenn ich einen Augenblick zu ihr zurückgesehen habe, ich versuche lieber nicht den Wein auf Sofa, Teppich oder andere Textilien zu vergießen.
Juliette: Irgendwie...das alles? Andere Typen wollen einen während der Tage gar nicht bei sich haben, sehen es als widerlich an. Und du sorgst dich noch um mich...danke..."
Chris: Das ist das Mindeste."
Ich wende mich wieder mit den Gläsern zu ihr, reiche ihr ihres entgegen und bekomme dabei wieder das sanfte Lächeln von Juliette zu Gesicht.
Chris: Ich mache das, weil ich dich liebe...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt