Kapitel 89

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Ein paar wenige Tage bin ich gut damit gefahren, dass Baptiste seiner Frau und seinem Sohn immer wieder schlicht erklärt hat, dass ich der Chef von Juliette bin und dass wir uns daher auf der Arbeit kennengelernt haben. Keine weiteren Fragen, ich hatte meine Ruhe und musste nichts auf seltsame Weisen versuchen zu erklären. Das ganze lief halt so lange gut, bis Baptiste sich an einem Nachmittag, als wir gerade aus der Stadt wiedergekommen sind und ich dort ein Kartendeck gekauft habe, was ich mir für eine Nummer gut vorstellen kann, und Louis hatte neugierig gefragt, wofür ich das brauche, verraten hatte. Da konnte sich ihr Bruder nicht mehr rausreden und ich mich erst recht nicht mehr.

Drinnen sitze ich neben meiner Freundin am Küchentisch, habe mich mittlerweile auch wieder etwas mehr daran gewöhnt, den Großteil des Tages auf einer Fremdsprache reden zu müssen und trinke gerade einen Kaffee, während Florence ein wenig über ihren Sohn lachen muss, der nun doch noch ein paar Fragen an mich hatte.
Louis: Was macht ihr denn bei euren Shows?"
Die Frau von Baptiste verfolgt ruhig das Gespräch zwischen mir und ihrem Sohn, da sie vermutlich dadurch schon allerhand Informationen und Antworten bekommt, die sie auch haben wollte, nachdem Baptiste das kleine Geheimnis ausgeplaudert hat.
Chris: Wir fahren mit einem Motorrad aus einem iPad, lassen ein riesiges Süßigkeitenglas erscheinen und haben es auch schon in Arenen schneien lassen."
Während ich mein Lachen hinter meinen Kaffee verstecke und verstummen lasse, als ich die misstrauischen Blicke von Louis mitbekomme, beobachtet der mich genaustens, als würde er dadurch schon wieder neue Antworten von mir bekommen.
Louis: Wie geht sowas?"
Chris: Es geht ganz gut."
Natürlich ist das nicht die Antwort, die er haben wollte und das zeigt er auch gleich anhand seiner Reaktion, sodass ich nur wieder versuche mein Lachen nicht zu sehr zu zeigen. Bevor er sich allerdings beschweren kann, mischt sich July mit ein.
Juliette: Er wird dir nichts sagen. Aber wenn du ihn vielleicht nett fragst, zeigt er dir einen kleinen Trick mit den Karten."
Mit einem freundlichen Lächeln werde ich von ihm danach gelöchert, ich stelle meine Tasse ab und suche nach dem Spiel, was ich eben gekauft hatte.

Auch wenn July diese Nummer durch Dream & Fly an die hundert Male gesehen haben muss, noch immer sitzt auch sie neben ihren Neffen, beobachtet dieses Mal wirklich aus nächster Nähe, was ich da mache und trotzdem muss sie noch immer etwas lachen, wenn dieses Mal ihr Neffe derjenige ist, der nicht verstehen kann, wie auf einmal mehr Karten in seinen Stapel landen, den er von mir ferngehalten hat. Wie bei unserer Show kann ich das zweimal machen und er schaut danach die Karten an, zähl sie nochmal wieder durch und gibt mir den Platz, dass ich wieder etwas trinken kann. Dabei bemerke ich die Blicke meiner Freundin, die mich wieder so lieblich fixieren, bevor sie sich mit ihren verlegenen Lächeln abwendet und sich Louis zuwendet.

Nachdem dieser zum wiederholten Mal gezählt hat, dass er nun am Ende wirklich zwanzig Karten und nicht mehr zehn in der Hand hält, legt er sie zum restlichen Stapel auf den Tisch, da ich sie dort vorher abgelegt hatte.
Louis: Aber wie geht sowas denn?"
Ich muss ihm nur einen aussagenden Blick zuwerfen, sodass er gleich wieder merkt, dass ich es ihm sowieso nicht sagen werde und dass er so auch nicht näher an sein Ziel kommen wird. Louis schaut beleidigt zur Seite weg, lässt nur nebenbei wieder einen Blick zu mir wandern, aber dann sehe ich, dass er wieder etwas lacht und nur versucht mich somit dazu zu überreden, dass ich ihm verrate, wie es geht.
Baptiste: Musst du nicht noch etwas für die Schule machen, Louis?"
Sogleich nickt er und steht vom Stuhl auf. Er fragt, ob er anschließend noch was spielen darf, sein Vater erlaubt ihm das und dann geht er zu den Treppen und lässt uns erwachsene hier unten zurück, geht in sein Zimmer.
Baptiste: Er ist sehr neugierig und möchte immer alles gleich wissen."
Ich mache mir da nichts weiter draus, da ich es gewöhnt bin, dass verschiedene Menschen immer wieder auch fragen, wie irgendwas funktioniert. Während ich meine Karten wieder sortiere und in die Schachtel lege, merke ich allerdings, dass Baptiste seiner Schwester ein paar Blicke zuwirft, die sie anschließend mit ihrem Lachen kommentiert.
Juliette: Ich weiß auch nicht, wie er das macht, Baptiste."
Baptiste: Ach komm! Du bist seine Freundin."

Florence kann nur über ihren Mann lachen und gleich mit einbringen, dass Louis das auch von ihm haben wird. In der Zeit packe ich das Spiel wieder weg, verfolge nur nebenbei das Gespräch der beiden, verstehe allerdings nicht alles und schaue daher zu meiner Freundin, die einzig lachend den Kopf schüttelt, bevor sich unsere Blicke wieder treffen. Sie wirkt dann etwas stiller, bis sie mein zurückhaltendes Grinsen sieht, was ich ihr, aber vor allem ihrer Familie – gezielt ihrem Bruder – nicht weiter zeigen will.
Baptiste: Kartentricks sind aber auch den Ding, oder?"
Chris: Ich habe damals mit den angefangen. Als ich mit 16 in Frankreich zum Austausch war und gemerkt habe, dass mich keiner versteht, habe ich so versucht mit anderen in Kontakt zu kommen und irgendwie...bin ich dabei geblieben."
Baptiste: Und du weißt wirklich nicht, wie das geht?"
July schüttelt sogleich den Kopf. Am Anfang musste sie sowieso unterschreiben, dass sie keine Prinzipien verraten kann, aber auch, seitdem wir zusammen sind und seitdem sie aktiver mitbekommen könnte, wie Nummern funktionieren, zeigt sie einem immer wieder, dass sie es nicht wissen will. Sie will sich auch noch verzaubern lassen.
Florence: Ich finde das sehr beeindruckend. Wenn ihr mal wieder in Paris spielen solltet, müssen wir mit Louis dahin gehen. Er wird das sicherlich auch mal sehen wollen."
Chris: Das werden wir geregelt bekommen."
Nur kurz lasse ich meinen Blick zur Seite schweifen, zu meiner Freundin und greife danach nochmal nach meiner Tasse, um den letzten Schluck zu trinken.
Chris: Für Familie ist immer ein Platz übrig."

Als meine Tasse leer ist, nimmt Florence sie mir auch gleich ab, steht vom Tisch auf und stellt meine Tasse zuerst in die Spüle, bevor sie ein paar Sachen vom Einkauf auch gleich wieder auf die Arbeitsplatte stellt.
Florence: Hattet ihr abgesprochen, was wir heute Abend essen werden?"
Juliette: Chris und ich sind heute Abend nicht hier."
Eine Schranktür lässt sie wieder zufallen und schaut aufmerksam zu ihr hinüber, sodass ich gefühlt in meinem Stuhl wieder etwas kleiner werde, wohingegen July einzig einen Moment lacht, bevor sie unter den Tisch vorsichtig meine Hand drück, um mit einen dezenten Grinsen zu Florence zu schauen.
Juliette: Wir beide gehen heute Abend aus, wollten etwas Zeit für uns haben."
Florence: Das ist auch wichtig, genießt den Abend."
July versucht ein wenig meine Unsicherheit mir selbst zu nehmen, nicht mal vor meiner Familie sage ich sowas einfach so heraus, obwohl das auch immer besser wird, aber Florence kenne ich erst ein paar Tage und naja...das seltsame Gefühl ihrem Bruder gegenüber werde ich so schnell wohl kaum mehr los werden...

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⏰ Letzte Aktualisierung: 4 hours ago ⏰

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