Kapitel 45

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Chris stand unter der Dusche und ich habe im Wohnzimmer in meinen Schränken gekramt, bis ich die alten Unterlagen meines Hauses gefunden habe und eben das, was ich gesucht hatte, damit ich das noch wieder einstecken kann. Das Frühstück fiel für meinen Freund kurz aus, weil er sich die Zeit nicht nehmen wollte und als wir beide das Haus verlassen wollten, damit wir nach Berlin fahren können, drückte er mir seine Schlüssel wieder in die Hand, damit ich fahren kann. Es hat etwas gebraucht, bis ich mich wirklich an dieses Auto gewöhnen konnte, aber schlussendlich war das Fahren sehr angenehm. Ich könnte mich schnell daran gewöhnen, dass das Auto keine halbe Stunde braucht, um warm zu werden. Dass es eine Sitzheizung hat und ein Radio, was ein eingebautes Navi hat und wo Chris sich mit den Handy verbieten kann, damit wir nicht die gleichen Lieder immer und immer wieder hören müssten. Und wir mussten keine Angst darum haben, ob wir mitten auf der Autobahn stehenbleiben. Vielleicht sollte ich meinen alten Passat auch mal ersetzen.

Der Grund, warum Chris mich hat fahren lassen, zeigt sich gleich eine knappe Stunde, nachdem wir losgekommen sind. Zu Beginn hatte er sich mit mir unterhalten, hat eine gute Playlist angemacht und die Zeit ging auch gut vorbei. Allerdings hatte er irgendwann seinen Kopf gegen das Fenster gelehnt und es war ab dann nur noch eine Frage der Zeit, bis er dort eingeschlafen ist. Als ich das bemerkt hatte, musste ich ein wenig schmunzeln und habe ihn gelassen. Wann immer er wieder etwas unruhig wurde, hatte ich eine Hand auf sein Bein gelegt und es brauchte danach nicht lange, bis er einmal entspannt ausatmete und wieder friedlich weiterschlief. Allein für mich genoss ich die Musik und merkte, dass er sich über die letzten Monate auch gemerkt haben muss, was ich zu Hause immer wieder höre. Neben seinen typischen Liedern, wo ich nie etwas gegen hatte, läuft jetzt auch »All I Want«, »Too Sweet» oder »Mon amour«. Lieder, die ich zu gerne höre. Einige dieser Passagen summe ich immer wieder mit, wobei er das gar nicht mitbekommt. Erst, als das Navi mir sagt, dass wir bald abfahren sollten und somit in Berlin ankommen, muss ich Chris zwangsmäßig wecken. Dafür lege ich meine Hand an seine Schulter, rüttle leicht an ihn, wobei er ziemlich schnell wieder zu sich kommt.
Chris: Was..."
Offenbar hatte er nicht mitbekommen oder gemerkt, dass er vorhin eingenickt ist. Jetzt geht er sich mit den Händen über die Augen, realisiert, wo wir sind und schaut danach verlegen zu mir rüber, da er die ganze Fahrt fast verschlafen hat.
Chris: Tut mir leid, July..."
Juliette: Alles gut. Ich habe gesehen, dass du das gebraucht hast."

Auch ich bin geschaffen und müde. In der Nacht von ihm geweckt zu werden und am Morgen wieder früh aufzustehen, damit ich danach die Stunden hier fahren kann, hat sehr an meinen Kräften gezogen. Aber ich weiß ja, dass ich später früher als er Schluss haben werde und ich kann mir denken, wie es ihm zurzeit geht. Chris hat es gerade einfach nötiger als ich selbst und ich weiß, dass er es wieder gut machen wird.

Damit wir beide auch richtig zum Hotel finden, schaut Chris nochmal auf seinem Handy, wo wir parken können. Das Hotel liegt direkt beim Ostbahnhof in Berlin und dort ist auch eine Parkgarage, wo man die Autos abstellen soll. Kostet zwar etwas, aber was solls. Während wir die paar Minuten durch die Stadt fahren, hat Chris knapp drei Mal seine Nerven verloren, wegen irgendwelcher Autofahrer, während ich mir denke, dass die hier entspannter sind als in Hamburg. Am Ostbahnhof angekommen, Parkplatz gefunden, Sachen mit rausgenommen und anschließend den Weg zum Hotel gefunden. Unten müssen wir uns nicht mal anmelden, da man sich die Schlüsselkarte aufs Handy laden kann und online einchecken. Somit geht es zum Fahrstuhl, in die fünfte Etage und dort muss sich Chris nur einen Moment zurechtfinden, bis er mir mit einer Kopfbewegung zeigt, wo wir beide entlang müssen. Das ist erst das zweite Mal, dass ich mir mit ihm ein Zimmer teile. Dort angekommen lässt er uns beide rein, aber das Zimmer unterscheidet sich kaum zu denen, die die Crew haben wird. Einziger Unterschied, dass hier noch eine Sitzmöglichkeit mit bei ist und dass es ein Doppelbett ist und nicht zwei einzelne. Meine Tasche lasse ich vor dem Bett liegen und falle dort selbst erst einmal rein.
Juliette: Oh mein Gott..."
Chris hatte gerade seine Sachen zusammengesucht, damit wir uns auch gleich auf den Weg zur Uber Arena machen könnte, aber schaut über die Schulter jetzt zu mir hin.
Juliette: Ich hatte vergessen, wie unbequem diese Betten waren."
Darüber kann er nur wieder lachen und mich bringt es wieder dazu, dass ich gleich wieder aufstehe, weil ich die Nächte darin schon überstehen muss.

Aus meinem Koffer will ich mir ebenfalls meine Arbeitssachen raussuchen, damit ich mich hier im Zimmer schnell umziehen kann, damit ich uns beide nicht weiter aufhalten würde. Dafür suche ich alles zusammen, allerdings fällt mir auch wieder das in die Hand, was ich vorhin noch hektisch im Haus gesucht und anschließend auch gefunden hatte.
Juliette: Chrissy?"
Seine Sachen lässt er in Ruhe und das Packen unterbricht er für den Moment, wo er zuerst zu mir sieht, bis er sich komplett in meine Richtung dreht und ein paar Schritte auf mich zukommt, während ich mich aufstelle, um wieder vor ihm zu stehen. Als er bei mir ist, schaue ich zuerst zu ihm rauf, will irgendwas sage, lasse meinen Blick auf meine Hand fallen und halte ihm diese am Ende vor. Sein Blick fällt gleich auf das, was ich da halte und ganz zögernd greift er danach, wobei ich anhand seines Blickes sehen kann, dass er nicht weiß, was, oder eher wofür, das sein soll.
Juliette: Das ist ein Schlüssel für mein Haus."
Schweigend sieht er mich an, hält den Schlüssel gerade in der Hand, umgreift diesen vorsichtig, während er mich mit seinen Blick fokussiert.
Juliette: Du sollst immer kommen, wenn etwas ist. Dabei ist es mir egal, wie spät es in der Nacht ist, okay? Komm einfach nach Hause, wenn dir danach ist."
Allmählich ziert sich ein Lächeln auf seinen Lippen, bis er unsicher lachen muss und fest nach den Schlüssel greift. Für einen Augenblick schaut er zu Boden, beißt sich kurz auf die Lippe, bis er die Hand an meinen Kopf legt, um kurz meinen Scheitel zu küssen.
Chris: Danke July...mal wieder..."

Im Eiltempo habe ich mir meine Sachen angezogen, damit Chris und ich uns anschließend auf den Weg machen konnten. Den Weg zur Arena kennen wir beide mittlerweile ziemlich gut. Allerdings merke ich währenddessen bereits, dass er ab da vollkommen mit den Gedanken bei der Premiere ist und dass ich ihn mit anderen Frage oder Infos nicht mehr belästigen sollte, da er dafür die Kapazität nicht mehr übrig hat. Erst, als wir beide bei der Arena ankommen und drinnen die ersten Flure lang laufen, trennen sich unsere Wege. Er geht zu der Kabine, damit er seinen Bruder suchen kann und ich zu meiner Crew zum FOH.

Wie zu oft winkt Kyra mir verlegen zu, als sie mitbekommt, dass ich den Innenraum runterlaufe und gleich bei ihnen sein werde. Neben ihr, wie immer, Levi. Die schaut zwar einen Moment auf, aber wendet ihren Blick gleich wieder von mir ab. Aber ich habe mir eine Sache gesagt, dass ich ihr nicht mehr die Macht geben werde, über mich zu bestimmen. Wenn sie sich derartig verhalten will, bitteschön. Früher oder später wird sie sich wieder einbekommen und bis dahin gebe ich ihr den Abstand, den sie wohl braucht.
Kyra: Hey, seid ihr gut hergekommen?"
Meinen Kram stelle ich neben meinen Platz ab, starte einmal alles, wobei Kyra sich da bereits um das meiste gekümmert hatte und wende mich danach an sie.
Juliette: Tatsächlich ja. Mit Chris' Auto mussten wir auch keine Angst haben, dass wir mitten auf den Weg liegenbleiben."
Kyra und ich können darüber lachen, während Levi nur genervt ihre Augen verdreht. Ich werde es nicht beachten und einfach meinen Job hier durchziehen. Für eine gute Show...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt