Kapitel 7

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Vieles hatte sich am gestrigen Abend fremd angefühlt. Wieder zusammen mit Chris zu sein. Sich mit ihm auszusprechen. Das erste Mal wieder von ihm geküsst zu werden. Mich dazu entscheiden, ihn als meinen richtigen Freund anzusehen. Am Abend mit ihm zusammen einzuschlafen. Allerdings fühlte sich nichts davon jemals falsch an. Vielmehr habe ich gedacht, dass es endlich passiert ist. Das Gedankenchaos wurde endlich leise, die Gefühle konnten sich legen und alles war einfach plötzlich richtig. Vor allem ist es richtig schön.

Das könnte auch der Grund dafür sein, dass ich jetzt am Morgen gar nicht wahrhaben will, dass es wieder Morgen ist. Dass dieser Moment, den wir hier gerade teilen, endlich ist. Es dämmert mir langsam, während ich merke, dass Chris mir mit der Hand vorsichtig durchs Haar geht, ein Arm um mich liegen hat und mich somit noch immer bei sich hält. Mir kommt nichts anderes in den Kopf, als mich weiter an ihn zu kuscheln, meinen Kopf wieder auf seine Brust zu legen und den Moment zu genießen. Chris lacht ein wenig, gibt mir einen Kuss aufs Haar und drückt mich danach etwas fester an sich.
Chris: Gute Morgen, July..."
Ohne etwas dagegen unternehmen zu können, zieht sich ein Lächeln über meine Lippen, was ich gar nicht mehr versuche vor ihm zu verstecken. Ein wenig hebe ich meinen Kopf, schaue zu ihm rauf und bekomme dort mit, dass ebenfalls auch Chris verschlafen grinst.
Juliette: Morgen, Chrissy..."

Noch nie lagen wir derartig zusammen am Morgen noch beieinander. Normalerweise stand der andere gleich auf, wenn er wach gewesen ist. Keinen Moment wollten wir länger zusammen bleiben, als es sein musste. Und jetzt? Ich würde mir in den Moment, in den Chris und ich gerade verweilen, für eine länger Zeit noch bleiben. Denn hier fühle ich mich seit langem wieder wohl.

Chris ist der erste, der sich bewegt, seine Arme um mich etwas löst und versucht meinen Blick zu sich zu ziehen. Dafür braucht er nicht sehr viel, meine Aufmerksamkeit bekommt er gleich.
Juliette: Was ist?"
Von meinem Hinterkopf lässt er seine Hand zu meinem Kinn gleiten, sodass Chris dieses festhalten und meinen Blick bei sich halten kann. Sein Blick schweift zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her, bevor er sich dazu entscheidet, mich direkt anzugucken.
Chris: Wir sollten langsam aufstehen, oder nicht? Sonst färbt meine Unpünktlichkeit gleich an dich ab."
Zu gerne würde ich sagen, dass ich das nicht will. Dass ich viel lieber den Tag mit ihm gemeinsam im Bett verbringen will, einfach in seinen Armen liegen und die Zeit vergessen. Aber ich weiß, dass Chris in der Sache recht hat.
Juliette: Ja, müssen wir wohl, oder?"

Verträumt fängt er an zu nicken, hält meinen Blick eine Zeit noch bei sich gefangen, bevor er noch einmal das macht, was er gestern erstmals mit mir angestellt hat. Chris lehnt sich etwas weiter zu mir, holt meinen Kopf noch näher zu sich und vereint unsere Lippen wieder miteinander. Meine Hand stütze ich dabei vorsichtig auf seiner Brust ab, um ihm noch ein Stück näher zu kommen, noch einen Moment ihn zu genießen.

Ich will nicht gehen, er will nicht gehen, aber wir müssen gehen. Von beiden Seiten merken wir, weil wir uns nur ganz zögernd voneinander lösen, danach uns eine Zeit noch schweigend ansehen, bevor wir uns dazu überreden können, das Bett und einander zu verlassen. Während ich als erstes Im Bad war, hat Chris sich die Sachen zurechtgelegt, die er noch bei mir hat und die er jetzt für die Arbeit in der Halle tragen kann. Ich beeile mich, gebe das Bad frei und kümmere mich im Schlafzimmer um meine Haare. Auch wenn Chris sich fertigmachen konnte, als er aus dem Bad kommt, geht er sich nochmal mit beiden Händen durchs Haar, aber seine wilde Frisur bringt mich zum Schmunzeln. Mit einem patzigen Blick unterstreicht er meine Reaktion und ich schüttle lachend den Kopf und packe die letzten Sachen zusammen, bevor wir beide gehen könnten. Dort stehe ich zeitig vor ihm, betrachte das Chaos nochmals genau und muss daher wieder lachen.
Chris: Ha, ha, ha, ha..."

Bevor ich die Treppe runterlaufen würde, schaue ich noch einmal zu ihm zurück. War das okay? Versteht er, dass es nicht persönlich gemeint ist? Sein Grinsen, was Chris versucht zu unterdrücken, würde mir eben diese Frage beantworten. Alles ist gut und irgendwann werde ich auch schon verstehen, wo seine Grenzen sind, die ich nicht übertreten sollte. Jetzt erstmal kommen noch ganz viele anderen Dinge auf uns zu, neue Erfahrungen und Momente, die wir miteinander durchleben werden. Gott, das fühlt sich alles noch so fremd an.

Unten im Flur packe ich die letzten Sachen zusammen, stecke das nötigste in die Taschen der Arbeitshose und warte noch den Augenblick, den Chris benötigt, um sich seine Schuhe und die Jacke überzuziehen. Anschließend schließe ich die Haustür wieder auf, lasse uns beide raus, schließe ab und dann treten wir beide den Weg zur Halle an.

Die ersten Momente laufen wir schweigend nebeneinander her. Vieles, was wir gestern miteinander besprochen haben, steht noch zwischen uns und auch wenn wir ein wenig Klarheit schaffen konnten, vieles wird sich erst zeigen.
Juliette: Was machst du heute Abend?"
Während am Ende der Straße bereits das Gelände der Halle zu erahnen ist, lässt Chris seinen Blick zu mir schweifen, überlegt kurz, bevor er mit den Schultern zuckt.
Chris: Keine Ahnung. Warum fragst du, July?"
Ich will nicht grinsen, muss es aber einfach. Kurz senke ich den Blick auf den Boden, beiße mir auf die Lippen und sehe anschließend wieder zu Chris rauf.
Juliette: Ich hätte zu Hause noch eine offene Flasche Wein und hätte nichts gegen ein wenig gute Gesellschaft einzuwenden."
Nach und nach zeichnet sich ein Lächeln auf den Lippen von Chris ab und während er seinen Kopf leicht schräg auf die Schulter legt, steckt er auch seine beiden Hände wieder in die Hosentaschen, bevor er einen Moment lacht.
Chris: Da kann ich ja gar nicht anders, als wieder mit zu dir zu kommen."
Juliette: Dein Auto kannst du auch gerne auf meinen Hof stellen."
Chris: Aber wenn wir heute wieder was trinken, kann ich wieder nicht fahren."
Als wäre mir das nicht bewusst gewesen, zucke ich unschuldig mit den Schultern und zeige Chris ein freches Grinsen.
Juliette: Dann bleibt dir ja nichts anderes über, als wieder bei mir zu schlafen."

Chris blieb viele Tage bei mir. Immer wieder meinten wir, dass er am nächsten Tag nach Hause könnte, aber irgendeinen Grund fanden wir, warum er bleiben musste. Es lief nichts zwischen uns, wir haben geredet, irgendwas kam immer wieder auf, haben gelacht, die Zeit genossen und ganz normale Dinge gemacht. Irgendwie wurde alles, was zwischen uns war, endlich echt...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt