Mein Bruder zeigt genervt auf seine Karten, will sie eigentlich lieber auf den Tisch werfen und flucht mehr oder weniger verständlich auf unserer Muttersprache etwas, wobei ich mir auch gar nicht sicher bin, ob mir das unangenehm ist, oder ob ich über sein Verhalten ebenfalls lachen will.
Ob ich auch lachen will, weil Chris das muss, auf seine freie und freche Art und Weise, die er vor meinem Bruder nicht mehr zurückhält. Als wir drei angefangen haben Skat zu spielen, wollte Baptiste unbedingt wieder eine Wette für das Mittagessen am nächsten Tag abschließen. Kann daran liegen, dass er weiß, dass ich eine Niete in Kartenspielen bin und vermutlich dachte er, dass Chris einzig Bauernskat kann. Wer drei Runden gewinnt, muss morgen nicht zahlen. Tja...leider war das nicht Baptiste, sondern mein Freund.
Baptiste: Ce jeu est maudit!"
Seit ich das erste Mal die Karten in der Hand hatte, war mir klar, dass ich niemals als Gewinnerin hier aus der Runde gehen werde. Danach war es nur die Frage, ob Chris so gut ist, wie er es immer meinte und ja, er hat verdient gewonnen.
Juliette: Warum musst du auch immer wetten?"
Baptiste: Il joue avec les mauvaises cartes. Il triche."
Auch wenn Chris' Lachen leiser wird, spätestens bei solchen Dingen merkt man, dass Baptiste und ich Geschwister sind. Schlechte Verlierer sind wir beide und wir fluchen auch gerne, wenn etwas nicht so läuft, wie wir es wollen. Ich kann mein Schmunzeln daher auch nicht mehr zurückhalten und Baptiste' Blick würde mich am liebsten umbringen.
Baptiste: Ihr beide habt das gleiche freche Lachen, wenn ihr jemanden leiden seht."
Juliette: Du hast nur beim Skat gegen Chris verloren."
Sein patziger Blick liegt sehr gezielt auf mir. Nur kurz lässt er diesen zu Chris schweifen, der das nicht mitbekommt, da er die Karten wieder zusammenpackt.
Baptiste: Quel connard..."Beinahe hätte ich laut gelacht, versuche den Laut hinter meiner Hand zu ersticken und immerhin grinst mein Bruder auch wieder ein wenig, nimmt seine Niederlage an. Vielleicht, weil er aber auch nicht weiß, was er da gerade angerichtet hat. Chris schüttelt nur leicht grinsend den Kopf und als er die Karten zur Seite legt, geht er sich mit der Hand einmal durchs Haar, legt sich das aus dem Gesicht und wendet sich an uns.
Chris: Dann muss ich mich morgen ums Mittagessen wohl keine Sorgen machen."
Baptiste: Je m'en fous, ferme ta gueule, crétin."
Wie oft Chris das von mir gehört hat und wieder zeigt er die gleiche Reaktion, die ich damals nicht einsortieren konnte. Er fängt an frech zu lachen, bevor er seinen Kopf in meine Richtung dreht.
Chris: Leute zu beleidigen liegt bei euch in der Familie, oder?"
Noch nie habe ich gesehen, dass sich die Farbe von Baptiste so schnell ändert. Schlagartig wird er unfassbar blass und schaut Chris mit großen Augen an.
Baptiste: Tu parles français?"
Selbstsicher fängt Chris an zu nicken und im Normalfall würde mein Bruder dieses Grinsen auf seinen Lippen wieder kommentieren, allerdings ist ihm das gerade zu unangenehm.
Chris: Je parle et comprends le français."Nachdem mein Bruder zuerst also vollkommen blass geworden ist, weil er realisiert hat, dass Chris das meiste verstehen kann, was er nur zu mir sagen wollte, ist ihm das jetzt so dermaßen peinlich, dass er rot wird und sein Gesicht hinter seinen Händen versteckt. Das ist der Moment, wo Chris mich wieder anschaut und dieses Mal kann auch ich darüber lachen. Baptiste zeigt so selten eine derartige Reaktion und Chris war fies, dass er das so lange nicht angemerkt hat, aber irgendwie...ist es schon lustig.
Seine Hände nimmt er wieder runter und legt sie auf seine Beine ab, würde andeuten, dass er aufstehen und weggehen will, sodass Chris und ich beide wieder zu meinem Bruder hinschauen, der noch nicht wieder ganz ruhig ist.
Baptiste: Das ist der Moment, wo ich meine Sachen packen und zurück nach Lyon trampen sollte, findet ihr nicht?"
Chris: Nein bitte, bleib. Ich bin es ja gewohnt."
Für einen kurzen Moment lacht Chris noch, bis er mir zeigt, dass er die Karten schon mal wieder weglegen wird, was ich bestätige. Für den Abend haben wir genug gespielt und genug verloren.
Baptiste: Warum hast du, warum habt ihr, nichts gesagt?"
Provokant zuckt er mit den Schultern, als er die Schublade wieder schließt, wo ich das alte Kartendeck von Chris verstaue und dreht sich wieder zu uns.
Chris: Ist lustiger."
Baptiste: Du hast das alles immer verstanden? Am Bahnhof, hier zu Hause...bitte nicht auch letztes Jahr vor der Kirche?"
Das Nicken und Grinsen bringt meinen Bruder nochmal dazu, dass er seinen Blick von uns beiden abwendet, uns beide nochmal unverständlich beleidigt, bevor er sich gegen die Lehne des Sofas fallenlässt. Seinen beleidigter Blick richtet er danach an mich.
Juliette: Ich habe es auch erst nach drei Jahren rausgefunden, wo ich aktiv immer wieder meinen Chef beleidigt habe."Immerhin kann Baptiste darüber lachen, damals wäre ich auch lieber wieder im Erdboden versunken, weil ich mir nichts peinlicheres vorstellen konnte, als das. Mittlerweile muss aber auch Chris sich daran gewöhnt haben und er weiß, dass ich es gar nicht so meine. Zu oft antwortet er auf eine meiner Aussagen mit »Je t'aime aussi« und recht hat er. Und auch wenn meinem Bruder das unangenehm sein wird, ich bin froh, dass Chris den Abend über aufgetaut ist und mittlerweile sehr entspannt mit Baptiste reden kann.
Dieser lässt nach seinem Lachen den Kopf kurz in den Nacken fallen und schaut in die Küche, wo meine Uhr hängt, um zu wissen, wie spät es geworden ist. Bald halb eins am Morgen, die beiden haben sich in den Regeln verfangen, die ich zu lange nicht verstehen wollte und die drei Runden mit mir als Spieler haben auch gebraucht.
Baptiste: Ich hätte nichts dagegen, würden wir uns schlafen legen. Ich bin müde und morgen wollen wir ja nach..."
Seinen Blick lässt er zu mir schweifen, wo ich wieder etwas schmunzle.
Juliette: Nach Bielefeld. Ich könnte auch etwas Schlaf vertragen."
Mein Blick geht zu Chris, der ihm sagt, dass er erst recht Schlaf braucht und daher würde er sich auch gar nicht trauen, etwas dagegen zu sagen. Wir sprechen nur nochmal ab, wann wir morgen los wollen würden, dass wir hier noch was frühstücken und gegen Mittag aufbrechen werden. Und danach geht es rauf zum Schlafen...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...