Kapitel 21

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POV Chris

Diese Sache mit Levi steck Juliette nicht so einfach weg, wie sie es vermutlich gerne hätte. Vermutlich denkt sie, dass ich es gar nicht bemerke, aber dass sie plötzlich viel von zu Hause aus arbeitet, oder in ihrem Büro oder eben zu Zeiten, wo sowieso keiner in der Halle ist, außer mein Bruder und ich und vereinzelte, denen es anders so überhaupt nicht passt, zeigt, wie es wirklich ist. Kann ich dagegen was unternehmen? Nein, denn Levi meidet auch mich die letzten Tage immer wieder und ehrlich, das müssen die vermutlich auch unter sich ausmachen. Ich würde alles am Ende nur noch schlimmer machen.

Am Morgen, bevor Juliette und ich für ein paar wenige Tage in die Niederlande fahren, hänge ich noch in meinem Büro in der Halle. Persönlich etwas zu früh, aber ich hatte noch ein paar Dinge, die ich vorher klären wollte, damit ich die Tage freie Kapazität für Juliette und mich habe. Berechtigterweise schaut mich mein Bruder daher auch kurz verwirrt an, bis ihm wieder einfällt, dass ich ihm in den letzten Wochen immer wieder gesagt hatte, dass wir wegfahren werden und dass ich daher so ein bisschen mehr vorarbeite als üblich.
Andreas: Wer fährt denn später?"
Mit seinen Sachen geht er zu seinem Tisch, ich lasse meinen Blick einmal über das schweifen, das ich hier gerade getippt und hoffentlich beenden habe, bevor ich richtig antworten kann.
Chris: Ich werde fahren. Hast du Juliettes Auto einmal gesehen? Das ist fast so alt wie sie selbst, hat sonst wie viele Kilometer bereits runter, keine Klimaanlage, aber dafür noch diese Kurbeln fürs Fenster. Wir wollen noch ankommen."
Andreas: Bist du nicht vor vier Jahren auch noch unseren alten Golf zwei variant gefahren? Du weißt schon, bevor du den Unfall hattest."
Chris: Der andere war schuld!"
Andreas ist der erste, der in Gelächter ausbricht und auch wenn ich versuche zuerst patzig wegzuschauen, natürlich kann ich darüber schmunzeln. Ich würde auch niemals Juliette irgendwas in dieser Weise vorhalten, immerhin ist sie in Bünde auch kaum darauf angewiesen, also was solls?

Andreas hat sich gerade an seinen Tisch gesetzt, startet seinen Computer und lässt seinen Blick einmal über die Papiere von sich schweifen, bis er seinen Kopf hebt und zu mir rüber sieht. Zuerst bekomme ich das nur so nebenbei mit, will das, was ich hier vor mir habe, einfach beenden, aber sein Ausdruck, dass er über irgendwas die Tage nachgedacht hat, verunsichert mich und zieht meine Aufmerksamkeit zu sich.
Andreas: Sag mal, was ist eigentlich mit deiner Freundin und Levi los?"
Keine Ahnung, weiß keiner so genau? Vermutlich will er das aber nicht hören, sondern halbwegs schlüssige Antworten. Dass ich aber eine zu lange Zeit in seine Richtung starre, irgendwelche Halbsätze zusammenbastle und rein gar nicht hervorbringe, macht es nicht sehr viel besser.
Andreas: Ich habe das da beim Tourabschluss nur so nebenbei mitbekommen aber seitdem...ich habe Juliette nicht mehr hier gesehen und normal wäre Levi die erste, die nachfragen würde, wo sie bitte ist."
Chris: Das ist irgendwas zwischen denen. Ich kann dir auch nicht mehr sagen."
Andreas: Ist sie eifersüchtig auf Juliette?"
Chris: Wegen mir?! Bitte Bruder, Levi kann mich nicht mal leiden."
Und dort hätte ich mal wieder meine Klappe halten sollen. Andreas schaut mich bestürzt an, während ich mir innerlich die Hand vor dem Kopf schlage.
Chris: Also nicht so hart, wie ich es jetzt ausgedrückt habe oder du denkst. Du kennst Levi und ihre Eigenart doch und...vergiss es einfach."

Ich verrenne mich in Erklärungen, die es gar nicht gibt und wenn ich einmal auf die Uhr schaue, bemerke ich auch, dass mir die Zeit davonläuft. Ohne weiter etwas zu sagen, klappe ich meinen Mac zu, stehe im nächsten Augenblick auf und räume meine Sachen zusammen. Lässt meine vorher versuchte Erklärung nicht glaubwürdiger erscheinen, aber darüber will ich mir gerade keinen Kopf machen. Noch habe ich keine Nachricht von Juliette bekommen und wenn ich jetzt loskomme, haben wir noch einen Moment bei ihr, bevor es weitergeht. Die letzten Tage hatten wir beide immer etwas zu tun, waren daher selten beieinander, aber dafür haben wir ja jetzt den Urlaub.

Meinen Mac packe ich wieder in die Tasche, alles andere sollte jetzt auch passen und aus der Schublade krame ich meine Sonnenbrille hervor, bevor ich mich fürs Gehen verabschieden will...wäre da nicht der Blick meines Bruders.
Andreas: Du willst los?"
Chris: Ich will July echt nicht warten lassen. Ich muss ja nicht immer zu spät sein."
Sein Nicken wird mit dem leichten Schmunzeln abgerundet, weil Andreas mich eben auch gut genug in dem Bereich kennt. Da danach auch nichts mehr von ihm kommt, und seinen Blick kann und will ich nicht länger aushalten müssen, schnappe ich mir alles, was ich brauche und gehe Richtung Tür.
Andreas: Ich hoffe, dass sich das, was auch immer zwischen den beiden los ist, klären wird. Wenn das Klima in der Crew darunter leiden würde, hätten wir ein Problem."
Chris: Ja..."
Natürlich hat er recht! Wenn die beiden Meister nicht mehr miteinander reden und sich aktiv aus dem Weg gehen würden, wäre das allgemein eine Katastrophe. Aber so jemanden wie Juliette und so jemanden wie Levi findet man nicht einfach so an der nächsten Kreuzung. Außerdem würde ich auch nicht wissen, was Andreas in der Situation machen will...immerhin würde er mir kaum meine Freundin wegnehmen wollen.
Chris: Das wäre ein großes Problem, aber dazu wird es nicht kommen. Das ist bestimmt einfach nur der Stress der letzten Wochen und das werden die beiden unter sich in nächster Zeit schon klären."
Hoffe ich zumindest...

Unter den üblichen letzten Worten, dass wir beide eine gute Auszeit haben sollen, dass ich mich ja kurz melden könnte, wenn wir angekommen wären und dass er mich die kommenden Tage auch in Ruhe lassen wird, lässt mich Andreas dann auch gehen. Die Sonnenbrille setze ich mir auf, nachdem ich die Treppen runtergelaufen bin, gehe danach durch die letzten Türen auf den Hof und dort zu meinem Auto. Im Kofferraum liegt bereits meine gepackte Tasche und dazu gesellt sich nun auch das, was ich mit zur Halle genommen hatte. Den schließe ich wieder, steige auf der Fahrerseite ein und mache mich fürs Fahren bereit. Zu Juliette ist es kein Weg und auf ihrem Hof kann ich auch wie immer halten. Mit reinnehmen muss ich nichts, da wir sowieso bald los wollen. Also gehe ich nur mit dem Handy in der Tasche zur Haustür und klingle, wo mir kurz darauf auch Juliette verwundert die Tür öffnet, bevor sie leicht lachen muss.
Chris: Ich wollte nicht zu spät für unseren Urlaub kommen...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt