Zuvor ist mir nie aufgefallen, dass Levi und ich eigentlich nicht viel miteinander arbeiten müssen, es aber einfach immer gemacht haben. Wann immer Zeit gewesen ist, haben wir miteinander geredet, Quatsch gemacht und die Zeit zusammen rumbekommen. Jetzt konzentriere ich mich mehr auf Kyra, die für ihre Prüfung im Sommer noch einige Fragen hat und ich muss mich auch erstmal in die neuen Abläufe wieder einfinden, während die Jungs vorne noch einiges mit uns Technikern am Klären sind.
Bevor allerdings der erste Schichtwechsel stattfindet, haben wir noch zwei Stunden auf der Uhr, aber gerade noch Pause fürs Abendessen. Martyn und Matze werden später beim Licht dabei sein, Kyra und ich haben dann Schluss. Gerade leistet sie mir gute Gesellschaft und lenkt mich davon ab, dass normal Levi mit hier wäre. Denk nicht so viel daran, Juliette. Ich habe noch wieder einen Apfel vor mir liegen, muss mich zusammenreißen, weil Kyra viele merkwürdige Fragen stellt, weil sie es sich jetzt wohl traut und dabei isst sie noch auf.
Kyra: Ist das Zimmer jetzt so viel anders als unsere?"
Juliette: Nicht wirklich. Wir haben nur eine Sitzmöglichkeit und ein Doppelbett, mehr nicht. Also deswegen bin ich nicht mit dem Chef zusammen."
Wann hätte sie mal die Möglichkeit, das zu fragen, wenn nicht jetzt und gerade mich. Bereits bei jeden Treffen, was wir während der Tour irgendwie erklären konnten, habe ich gesehen, dass das Zimmer von Chris nichts besonderes gewesen ist. Warum sollte es das auch? Die meiste Zeit hängt er sowieso in den Arenen und nicht im Zimmer.
Kyra: Weißt du, was mit Levi los ist? Sie redet nicht drüber. Was war da bei der Firmenfeier los und warum ignoriert sie dich jetzt so?"
Ich zucke mit den Schultern, weil ich es selbst manchmal nicht genau begreifen kann. Aber dann fallen mit meist wieder die Blicke ein, die sie mir zuwirft, wenn Chris in meiner Nähe ist, oder wenn ich seinen Namen nur in den Mund nehme.
Juliette: Ich glaube, dass sie wegen Chris auf mich eifersüchtig ist. Immer wenn es um ihn geht, dann wird sie so...du weißt schon."Kyra hakt das mit einem Nicken ab und beendet das Thema dann auch gleich für uns beide, da sie auch merken wird, dass ich das immer wieder aktiv zur Seite schiebe, nicht darüber nachdenken möchte. Mein Handy zeigt mir, dass in der Gruppe der Crew gerade noch immer viel geschrieben wird und dass unsere Pause gleich vorbei sein wird.
Kyra: Für Weihnachten was geplant?"
Juliette: Wir werden das mit der Familie von Chris verbringen. Ich bin ehrlich auch etwas nervös, weil ich sie dort mal richtig kennenlernen werde."
Kyra: Das wird bestimmt alles gut."
Mehr Zuspruch kommt nicht, weil es sowieso nichts bringen würde. Ich weiß ja, dass sie es gut meinen würde, aber egal, was dort gesagt wird, man macht sich immer verrückt. Und auch ich weiß, dass seine Familie echt lieb sein wird, aber trotzdem. Es ist das erste richtige Weihnachten, was ich seit immer haben werde.
Juliette: Und bei dir?"
Gerade sammeln wir unsere Sachen wieder zusammen, als Kyra kurz mit den Schultern zuckt und danach aber etwas lächeln muss, verlegen wegschaut.
Kyra: Ich fahre zu meinen Eltern, sehe meine Schwestern wieder. Ich habe ja leider keine Partnerin oder so. Ich genieße die letzten ruhigen Tage vor der Tour."
Juliette: Das klingt auch nach einen sehr guten Plan."
Unser Tablett mit den Sachen bringen wie wieder dahin zurück, wo es hin soll und anschließend machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Innenraum, wobei uns noch zwei Stunden bleiben, bis die Schicht rum ist.In diesen zwei Stunden haben uns die Jungs auch ganz schon auf Trapp gehalten, weil sie bereits am ersten Tag einiges zu planen, organisieren und zu proben haben. Dabei durften wir auch noch wieder einige Einstellungen verbessern oder und zumindest aufschreiben, dass wir das am Morgen bei der Bühne noch ändern müssen. Immerhin geht so aber auch due Zeit schnell rum. Wenn man etwas zu tun hat, schaut man nicht ständig auf die Zeit und schneller, als ich es erwartet hatte, stehen dann auch schon Martyn und Matze bei mir am FOH und lösen uns beide ab, schicken uns in den Feierabend.
Während ich einmal an sie übergebe und ihnen auch gleich sage, was wir bisher so geregelt haben, will ich meine Sachen zusammenräumen. Allerhand Dinge packe ich in meine Tasche und will zuletzt noch nach meiner Jacke greifen, werde allerdings vorher von Martyn unterbrochen, der auf meinen Sender zeigt, der in der Ladestation steht. Ich bekomme mit, wer mich versucht anzufunken und melde mich daher auch gleich.
Juliette: Was gibt es ?"
Chris: Kannst du nochmal zur Bühne kommen, bitte?"
Juliette: Klar."
Vermutlich wird etwas sein, was er gerne noch jetzt geregelt haben möchte. Das ist auch der Grund, warum ich alles beim FOH stehenlasse und nur mit mir selbst zur Bühne gehe, wo Chris mit seinem Bruder noch steht, wobei er ja nur darauf gewartet hatte, dass ich nochmal komme. Bevor ich die Treppen zu ihnen rauf laufen würde, kommt er allerdings schon zu mir runter, während ich vorsichtig lächle.
Juliette: Ist noch irgendwas? Eigentlich war doch alles geklärt, oder?"
Chris: Wartest du auf mich?"
Vom Arbeitsmodus in den Privatmodus zu tauschen, braucht einen kurzen Moment. Da steht nicht mehr mein Chef vor mir, sondern gerade mein Freund, der will, dass ich bleibe und nicht vor ins Hotel gehe. Und weil ich zu lange brauche mit meiner Antwort, die nicht kommt, denkt er gleich, dass das ein nein sein würde.
Chris: Ich...brauche dich heute Nacht, July."Endlich hat er sich gleich getraut, das zu fragen, was er will und auch sich selbst einzugestehen, dass er es braucht. Kein peinliches drum herum reden mehr, oder ausweichen mit seiner Frage. Dieses Mal hat er mich einfach gefragt und weicht meinen Blick auch nicht aus, wartet still auf meine Antwort, auch wenn seine Mimik etwas besorgt zu sein scheint. Obwohl ich weiß, dass er vorhin und in der Nacht relativ ruhig gewesen ist, ich weiß, dass das Momentaufnahmen sind. Dass es später wieder anders aussehen kann.
Juliette: Klar. Kann ich machen, Chrissy."
Erleichtert fängt er an zu lächeln, schaut einen Moment zum Boden der Arena, bevor ich dieses Grinsen auch wieder zu Gesicht bekomme. Einen Augenblick halte ich meine Aufmerksamkeit noch bei ihm, bis ich zurück zu meiner Crew sehe und ihm andeute, dass ich dort wieder zu finden sein würde.
Juliette: Ich geselle mich vielleicht einfach zu Martyn und Matze dazu."
Chris: Geh in meine Kabine, July."
Mit seiner Hand dreht er meinen Kopf wieder zu sich und richtet den auch zu sich rauf, damit wir einander wieder in die Augen sehen können. Zwar zeigt er mir noch immer sein vorsichtiges Lächeln, aber sein Blick wirkt ernster.
Chris: Wir beide wissen, dass du nicht abschalten und Feierabend machst, wenn du mit dort bleiben würdest. Geh in meine Kabine. Da ist bei iPad, den Pin kennst du ja. Ruh dich dort etwas aus."
Juliette: Du hast ja recht und ich könnte dort auch nochmal mit Baptiste schreiben."Wir beide einigen uns darauf, dass er mich über den Sender, etwa zehn Minuten, bevor sie hier fertig sein würden, anfunken würden, damit ich meine Sachen noch wieder holen könnte, bevor wir zurück zum Hotel gehen. Bevor ich gegangen bin, hat er mich nochmal angelächelt, weil er niemals mehr vor der Crew zeigen würde, als das und ich finde es auch in Ordnung so. Wie die anderen es finden, dass wir beide ausgehen, kann ich nämlich gar nicht einschätzen und wir müssen es nicht herausfinden.
Den Weg zu den Kabinen habe ich mit etwas Suchen auch gefunden, da ich hier hinten eher selten rumlaufe und das in jeder Arena anders aufgebaut ist. Mit ein wenig nachfragen habe ich das aber auch gefunden, konnte in seine Kabine gehen und habe hinter mir die Tür geschlossen. Zuerst habe ich dabei auch mein Handy zum Laden gelegt, weil das beinahe leer gewesen ist und nutze den Moment, dass ich mich hier einmal umsehen kann. Die Kabinen sind jetzt nicht wirklich spektakulär, hier ist nichts Besonderes, außer der Kram meines Freundes, den ich aber auch so schon gut genug kenne. Auf den Tisch vor dem kleinen Sofa stehen ein paar Snacks, worüber ich ein wenig lachen kann. Chris ist ein richtiger Stressesser. Auf eben dieser Sitzmöglichkeit lasse ich mich einen Moment fallen und schaue einmal über das Sortiment, was er dort stehen hat, wobei ich ziemlich schnell ins Stutzen komme. Ich weiß ja, was Chris bei sich zu Hause hat, womit er oft in den Arenen vor einer Show rumläuft, wenn er etwas isst, aber das hier verwundert mich. Einfach aus der Tatsache heraus, dass das alles für mich essbar wäre, weil es vegan ist. Die Chips sind vegan, die Gummibärchen sind vegan und selbst die Schokolade ist vegan. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das vorher nie der Fall gewesen ist. Allerdings kann ich das jetzt gerade nicht nachfragen, freue mich schlicht darüber, dass ich nicht darauf achten muss, ob etwas essbar ist oder nicht und nehme mir etwas, bevor ich wieder aufstehe, den Müll im Abfall entsorge und zu meinem Handy greife, um meinen Bruder anzuschreiben.
Baptiste hatte für seine Verhältnisse zu dieser Zeit schnell geantwortet, was daran liegt, dass seine Frau heute unterwegs ist und dass Louis schon in seinem Zimmer ist. Viel hatten wir beide nicht zu bereden, Weihnachten war auch hier wieder kurz Thema, wobei er dieses Jahr nicht kommt. Er will bei seiner Familie sein, was ich auch voll verstehe und außerdem habe ich genügend Stress damit, dass ich Chris' seine kennenlerne werde. Während wir beide schreiben, nehme ich mir das iPad von Chris, gehe auf Netflix, um mir eine Serie rauszusuchen und diese zu starten. Mit der setze ich mich wieder auf das Sofa, schreibe noch mit Baptiste, bis der sich nochmal mit Louis beschäftigen will und ich warte noch die Zeit ab, die die Jungs brauchen werden, bis wir hier los können. Dabei verfolge ich die zweite Staffel meiner Serie, versuche wieder in die Handlung zu kommen und lege meinen Kopf irgendwann auf der Lehne ab, genieße meinen Feierabend...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...