In meiner einen Hand halte ich mein Glas Wein und den anderen Arm stütze ich auf der Lehne des Sofas, habe in meiner freien Hand meinen Kopf gestützt und kann somit perfekt zu Juliette rüber schauen, die neben mir auf dem Sofa sitzt, etwas aus ihrem Glas trinkt, damit sie dahinter ihr verlegenes Lächeln verstecken könnte. Sie sieht so süß aus, wenn sie glücklich ist.
Zusammen zu sitzen, zusammen zu reden und zusammen die Zeit vertreiben, das alles ist jetzt endlich so einfach und unbefangen. Keine Erwartungen, nichts, was zwischen uns dringend passieren muss. Einfach nur wir beide gemeinsam an einem Ort.
Juliette: Grins nicht so frech."
Ganz leicht tritt sie mir gegen das Bein, bringt mich daher dazu, dass ich lachen muss und das ist wohl die Reaktion, die Juliette gerade nicht mehr sehen wollte. Nicht, weil ich sie nerve, aber weil sie sich somit einfach nur noch mehr vor mir verstecken will.
Chris: Ich finde es aber amüsant, wenn du verlegen wirst."
Juliette will darüber nicht wieder grinsen, sie will sich gar nicht derartig freuen, aber jede kleine Reaktion von ihr beobachte ich sehr gerne und ich denke, dass sie das auch weiß.
Juliette: Ich bleibe gerne noch ein paar Tage bei dir und du hast recht, es wäre vermutlich am besten, wenn wir im nächsten Monat ein paar Tage in die Niederlande fahren."
Gerade will ich wieder etwas aus meinem Glas trinken, es dadurch auch leeren, als Juliette mich mit ihrer provokanten Art zum Stocken bringt.
Juliette: Das alles auch, bevor du Baptiste richtig kennenlernen wirst."
Chris: Daran will ich noch gar nicht denken."
Von jetzt auf gleich breitet sich in mir ein unwohles Gefühl aus und wenn ich nur daran denken muss, dass ich ihren Bruder in geraumer Zeit wieder gegenüberstehen werde, wird dieses Gefühl nicht gerade angenehmer.
Juliette: Es wird schon gut gehen. Was sollte er denn machen?"Mich abgrundtief hassen? Mich von seiner Schwester trennen? Mich nie als Teil von Juliette anerkennen? Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum er mich nicht leiden kann und ehrlich, irgendwie habe ich es auch verdient. Immerhin...kaum ein älterer Bruder – der dazu seine kleine Schwester wie ein Eltern-Ersatz aufgezogen hat – nimmt es wohl entspannt auf, wenn sie mit irgendeinen Typen was lockeres anfängt. Und außerdem hat er auch noch meine dumme Aktion nach der München Sache mehr als aktiv mitbekommen und musste seine Schwester trösten. Beste Voraussetzungen würde ich sagen.
Das unwohle Gefühl schlucke ich mit den letzten Resten des Weines runter, bevor ich das Glas wieder auf den Tisch stelle. Juliette hat ihres noch in der Hand, schwenkt dieses ein wenig hin und her, während sie mich die ganze Zeit genaustens betrachtet. Wir beide sind nicht mehr sonderlich wach oder bei der Sache, es ist bereits spät geworden und eigentlich würde ich ihr auch gleich vorschlagen, dass wir uns schlafen legen sollten.
Chris: July?"
Auch wenn sie nicht richtig bei mir ist, immerhin schaut sie mir nun in die Augen, lächelt ganz sanft und hört mir zu.
Chris: Wollen wir uns schlafen legen? Ich bin wirklich müde vom Tag."
Sie nickt einzig, bevor sie ihr Glas zuerst auf den Tisch stellt, wonach Juliette sich etwas weiter zu mir lehnt, mich dazu bringt, sie misstrauisch anzusehen, bis sie mit ihrer Hand einmal durch mein Haar streicht, damit sie mir eben dieses ein wenig verwuscheln und es aus der gestylten Form bringt.
Juliette: Ich habe es lieber, wenn das nicht so perfekt liegt."
Aus Reflex gehe ich mir selbst nochmal wieder dadurch, lache zurückhaltend und sehe anschließend bei ihr ein vorsichtiges Nicken.
Juliette: Etwas Schlaf klingt ganz gut. Musst du morgen auch zur Halle?"
Chris: Ja. Ich nehme dich abends aber gerne wieder mit zu mir."Darüber lacht zuerst Juliette ein wenig, steckt mich danach an und zuletzt entscheiden wir uns dafür, dass wir jetzt wirklich langsam ins Bett gehen wollen. Daher haben wir beide uns zuerst im Bad fertig gemacht. Ich habe mir schnell die Haare nass gemacht, sie hat sich ihre für die Nacht zusammengeflochten und dann haben wir uns noch die Zähne geputzt. Sie wollte noch eben bleiben, während ich bereits ins Schlafzimmer gegangen bin, wo ich mir die Klamotten bis auf die Shorts ausgezogen und mich bereits ins Bett gelegt habe.
Eigentlich ist es zu warm für eine Decke, aber trotzdem habe ich eben diese noch halb auf der Hüfte über mir liegen, während ich an die Zimmerdecke starre und auf July warte. Sollte ich ihr ihre Decke wieder geben? In den letzten Tage, wo ich fast immer bei ihr gewesen bin, haben wir auch immer zusammen in einem Bett unter einer Decke geschlafen. Warum muss ich mich jetzt wieder dabei so anstellen? Weil ich ihr kein seltsames Gefühl geben will. Aber eigentlich war das für uns beide von Anfang an ja gleich das, was wir wollten. In der ersten Nacht, wo wir uns ausgesprochen hatten, bin ich gleich bei ihr geblieben und für sie war das auch von Beginn an klar. Für Juliette ist immer alles so einfach, zumindest wirkt es so, weil sie sich nicht über jedes kleine Detail den Kopf zerbricht. Genervt von mir selbst seufze ich, gehe mit den Händen über mein Gesicht und greife mich kurz in meinem Haar fest, während ich die weiße Decke betrachte.
Ich bekomme mit, dass die Tür vom Badezimmer wieder aufgeschlossen wird, spüre zugleich die innere Unruhe, die wieder aufkommt und schaue zur Tür hin, als Juliette auch zu mir ins Zimmer kommt. Bevor ich allerdings auch nur daran denken könnte, ihr eine der unangenehmen Fragen zu stellen, die im Grunde komplett unnötig sind, schließt sie hinter sich die Tür, schaltet das Licht aus, kommt zum Bett, legt ihr Handy zur Seite und legt sich zuletzt mit unter die Decke und dicht an mich dran. Während ich dann still schweigend und ohne jede Reaktion zu ihr schaue, richtet sie ihren Blick fordernd zu mir rauf, als ich nichts mache und bringt mich daher dazu, dass ich zuerst beschämt lache und anschließend meine Arme um sie lege, damit ich sie vorsichtig an mich drücken könnte. Dabei gebe ich ihr noch wieder einen Kuss auf die Stirn und bekomme ihr zufriedenes Lächeln zu sehen.
Juliette: Du hast mir doch versprochen Chrissy, dass du weniger ein Feigling sein willst."
Unsicher beginne ich wieder zu lachen, sehe bei ihr einen ähnlichen Blick und streiche mit meiner einen Hand danach durch ihr Haar, während ich sie still beobachte, bis ich mich endlich wieder zu einem Satz durchringen kann.
Chris: Ich weiß...das alles fühlt sich manchmal aber noch so seltsam an..."
Unsere Blicke lassen sich nicht mehr los, immer mal wieder muss ich auch auf ihre Lippen schauen, kaue auf meiner eigenen herum, bis Juliette mir durchs Haar streicht.
Chris: Weil das alles endlich echt zwischen uns ist und kein Traum mehr...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...