Bevor es jetzt am Wochenende nach München geht, will ich heute nach der Arbeit in der Halle mein Versprechen gegenüber Hedi einhalten. Immer wieder habe ich über Chris mit ihr kommuniziert und entweder hat mir der Tag nicht gepasst, oder sie hatte dort etwas zu tun und wir mussten unsere Pläne mal wieder verschieben. Vor einigen Tagen hatte mein Freund seine Mutter angerufen, ob sie heute am Freitagmittag Zeit haben würde und sie hat zum Glück endlich zugestimmt.
Am Morgen, bevor es zur Halle ging, habe ich ein paar Dinge in mein Auto gepackt, die ich gebrauchen könnte. Zu Weihnachten hatte Hedi mir ja grob gesagt, was das Problem ist und ich hoffe einfach, dass ich das richtig eingeschätzt habe von der Ferne aus. Die Proben waren beinahe pünktlich fertig, Chris sagte mir nochmal die Adresse seiner Mutter und mein Handy hatte mir auch nochmal damit geholfen, dass ich wirklich dahin gefunden habe. Am Straßenrand einer netten Siedlung steht ein kleines Bungalow, was bereits etwas in die Jahre gekommen ist, aber dennoch einen netten Charm hat. Aus dem Kofferraum nehme ich meinen kleinen Werkzeugkoffer mit, der seit viel zu vielen Jahren bei mir auf den Dachboden lagert, schließe mein Auto noch ab und gehe dann vor zur Tür. Letzte Kontrolle, aber als ich auf den Türschild Hedi Reinelt lese, klingle ich und warte einen Moment, schaue mich im Vorgarten um. Im Gegensatz zu meinem kompletten Garten wirkt dieser auch im kühlen März bereits grün und schön. Vielleicht sollte ich mir daran mal ein Vorbild nehmen.
Hedi: Juliette..."
Okay, sie spricht meinen Namen nicht richtig aus, aber wenn sie mich mit diesem Lächeln begrüßt, worin ich auch ein wenig meinen Freund wiedererkenne, vergesse ich das gleich auch wieder und begrüße sie ebenfalls freundlich.
Hedi: Komm erstmal rein, das Wetter zeigt sich heute ja nicht gerade von der besten Seite."
Juliette: Typisches März-Wetter eben."
Hedi tritt einen Schritt zur Seite und öffnet die Tür etwas weiter, sodass ich mit meinen Sachen auch eintreten kann und erst dann schließt sie die Tür hinter mir auch wieder ab.An und für sich macht mich Hedi nicht mehr nervös. Auch wenn ich sie nur einen Abend bisher gesehen und gesprochen habe, bereits danach hat sie einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen. Ich bin einzig nervös, weil ich normal nicht dieses Gespräch mit irgendeiner Mutter geführt habe, weil ich quasi keine mehr habe. Aber sie nimmt mir diese Angst mit dieser typisch freundlichen Art, die irgendwie jeder Reinelt an sich hat.
Auf den Boden stelle ich den Koffer ab und öffne zuerst mal meine Schuhe, um sie im Flur stehenzulassen. Währenddessen nimmt Hedi von der Garderobe einen Kleiderhaken, damit sie meine Jacke mit dazu hängen kann. Eben die habe ich gerade schon geöffnet, als mir wieder einfällt, dass ich am Morgen nur ein Shirt angezogen habe, dass sie somit meinen Arm mit den Tattoos sehen kann. Ja, ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr.
Juliette: Danke dir."
Ich versuche es nicht zögernd aussehen zu lassen, aber trotzdem brauche ich einen Moment, bis ich wirklich die Jacke ausgezogen und ihr gegeben habe. Sogleich schaut sie einmal auf meinen Arm, ich beiße mir leicht auf die Lippe, aber als sie ihren Kopf wieder hebt, meine Jacke mit weghängt, lacht sie einen kurzen Moment.
Hedi: Als wir uns letztes Jahr bei Andreas getroffen haben, da hat Christian mir bereits ein Bild von dir gezeigt. Da müsst ihr im Urlaub gewesen sein und da habe ich das schon gesehen. Wegen mir musst du da keine Angst haben."
Erleichtert lache nun auch ich und werde von Hedi im nächsten Moment zum Raum geführt, wo das Problem besteht. Wie sie damals bereits gesagt hatte, ist durch den ehemaligen Wasserschaden die Wand beschädigt und die eine Steckdose geht nicht mehr. Nach ein paar kurzen Blicken erkläre ich ihr, dass ich das mit dem Strom heute hinbekommen werde, dass das andere aber etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen wird und dass ich das gerne in Ruhe in der Osterpause erledigen würde. Da hatte sie auch gleich nichts gegen, war einfach froh, dass dann schon mal ein Problem gelöst ist und kochte mir einen Kaffee, während ich mich um Problem eins kümmern konnte.Viel Zeit nahm das nicht in Anspruch. Nachdem ich einmal die Sicherungen rausgenommen, ein bisschen was ausgetauscht und neu gemacht habe, konnte ich alles wieder auf Anfang stellen und nach einem kurzen Check war das auch erledigt.
Juliette: So, das funktioniert zumindest wieder. Tut mir leid, dass das andere doch nochmal wieder etwas brauchen wird. Aber ich besorge dafür bald alles, versprochen."
Hedi: Ich bin dir dankbar, dass du es überhaupt machst. Hast du noch etwas Zeit?"
Ich nicke einzig, klappe die Verschlüsse meines Koffers gerade wieder zu und werde von Hedi anschließend in die Küche gebeten, die ich vorhin durch den Flur bereits kurz sehen konnte. Meinen Kram, den ich jetzt nicht mehr brauche, stelle ich zu meinen Sachen in den Flur und folge ihr anschließend in die Küche. Auf den kleinen runden Tisch steht meine Tasse neben ihrer und zwei Teller mit dem damals versprochenen Apfelkuchen. Dass sie sich das wirklich gemerkt hat. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen setze ich mich auf den Platz, den sie für mich ausgesucht habe und binde mir meine Haare nochmal wieder neu zusammen, damit die nicht hinderlich sein würden.
Hedi: Ich habe extra mit Lotta im Internet geschaut, wie ich den backen kann. Meine Freundinnen fanden ihn im Februar sehr gut."
Juliette: Hast du auch im Februar Geburtstag?"
Mit der Kuchengabel nehme ich mir ein Stück auf und probiere den ersten Bissen.
Hedi: Wir sind alles Winterkinder gewesen. Werner und ich und ebenso unsere drei Kinder. Schmeckt er dir?"
Juliette: Sehr gut, kann mich nicht beschweren Hedi."Von dem mein Freund dieses Schweigen hat, wenn er mit der Sprache nicht rausrücken will, weil er keinen nerven oder aufhalten will, weiß ich in den Moment, wo sie zuerst nach meiner Aussage noch etwas lächelt und ihren Blick anschließend in den Kaffee senkt. Mein zurückhaltendes Lachen kann ich daher nicht mehr stoppen, wobei Hedi dann wieder aufschaut und wohl Antworten haben will.
Juliette: Wenn Chris etwas will, aber das nicht fragen kann, lenkt er auch immer wieder von sich ab und wirkt zurückhaltend."
Bei Andreas habe ich dieses Verhalten bisher noch nie gesehen. Vielleicht kenne ich ihn dafür noch nicht gut genug, aber eigentlich denke ich eher, dass er derjenige ist, der gleich immer direkt heraus sagt, was er will und denkt.
Hedi: Ich will dir nicht noch mehr deiner Zeit nehmen."
Juliette: Chris ist sowieso noch in der Halle und wir fahren erst gegen 16 Uhr los nach München. Wenn ich noch was für dich tun kann, dann sag es einfach."
Hedi: Ich würde gerne einmal zum Friedhof schauen, weil vermutlich die alten Blumen entsorgt werden müssen und ich würde gerne neue hinstellen."
Juliette: Das können wir zusammen gerne machen...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...