Kapitel 26

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Den letzten Teller stellt Juliette zur Seite und zwischen uns beide. Einen richtigen Tisch gibt es hier nicht, nur diese Garnitur, wo wir beide draufpassen und wo eben auch die Teller stehen. Unsere Gläser haben wir auf den Boden abgestellt, das Licht hier kommt gerade noch von der untergehenden Sonne und wenn die Weg ist, dann sind unter dem Balkon noch die warmweißen Straßenlampen, die eigentlich auch ganz angenehm sind.

Die Gabel schiebt Juliette nochmal wieder richtig auf den Teller und hält ihren Blick eine etwas zu lange Zeit noch darauf gesenkt. Die ganze Zeit bin ich mit der Aufmerksamkeit bei ihr, beobachte sie und warte auf das, was sie will. Vielleicht ist sie einfach nur in Gedanken versunken, ist langsam müde, sowas eben. In den letzten Tagen konnte ich immer ziemlich gut von allem abschalten, was sonst immer in meinem Kopf los gewesen ist, aber vielleicht geht es ihr bei Themen anders. Vor allem das Thema »Levi« dürfte sehr präsent bei ihr sein.
Juliette: Du, Chrissy."
Automatisch muss ich lachen. Damals war ich mir nicht mal sicher, ob ich diesen Namen leiden könnte, mittlerweile bin ich mir sicher, dass es so ist.
Chris: Was gibt es, July?"
Mit einem zurückgehaltenen Grinsen hält sie ihren Blick vorerst noch gesenkt, bevor sie ihren Kopf hebt und zu mir rauf schaut. Dieser Ausdruck liegt noch auf ihren Lippen, bringt mich ebenfalls zum Grinsen und dazu, dass ich eigentlich ihre Hand nehmen will.
Juliette: Fällt es dir schwer, in der Öffentlichkeit Zuneigung zu zeigen? Ist dir sowas unangenehm? Bin ich dir-"
Chris: Nein."
Ich stoppe, bevor ich ihre Hand berühre, schaue sie etwas ernster an, aber ohne, dass ich sie beunruhigen würde.
Chris: Niemals bist du mir unangenehm, Juliette. Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe. Das alles ist einfach nur...so neu und ich will das nicht vermasseln."

Da das vermutlich sehr typisch für mich zu sein scheint, bringe ich Juliette licht zum Lachen und damit hört sie erst auf, als ich nun doch endlich meine Hand auf ihre lege. Ihr Blick geht dahin, zuerst macht sie nicht, bis sie doch nach meiner Hand greift, damit wir einander festhalten können.
Chris: Ja, ich bin niemand, der das nach außen hin so extrem zeigt. Ich sag es dir auch nicht mal richtig, weil ich das einfach nicht gut kann."
Juliette: Dafür zeigst du es mir ja immer wieder. Mit den kleine Gesten, deinen Worten, all dem eben, was für dich normal zu sein scheint."
Chris: Dass ist meine Art dir zu zeigen, dass ich dich liebe. Ich will das andere auch, aber das fällt mir irgendwie etwas schwerer. Es liegt nicht an dir, ich würde gerne jeden zeigen, dass ich froh bin, dich als Freundin zu haben, aber...du verstehst das hoffentlich."
Juliette nickt, ich habe ihr das ganze schonmal gesagt. Bei Kim war damals das »Ich liebe dich« bedeutungslos geworden. Das ist so einfach daher gesagt. Daher gebe ich mir die Mühe, dass July immer wieder sieht und spürt, dass sie mir wichtig ist.
Juliette: Findest du es schlimm, wenn ich dich »Chrissy« nenne? Vor allem bei der Crew?"
Chris: Es ist einfach nur ungewohnt, July."
Ganz leicht drücke ich ihre Hand, sodass wir einander wieder in die Augen schauen. Nach und nach zeichnet sich daher auf meinen Lippen ein Grinsen ab.
Chris: So, wie du es leiden kannst, wenn ich dich July nenne, habe ich ebenfalls auch nichts dagegen, wenn du mich derartig nennst."

Ihren patzigen Blick rundet Juliette damit ab, dass sie mir mit der Freien Hand kurz gegen die Brust schlägt, bevor sie ihre Hand aus meiner löst, damit sie die Teller und das Besteck von uns wegnehmen kann. Ich hingegen lache über ihre Reaktion, während sie mit all dem kurz in die Wohnung geht. In der Zeit krame ich aus meiner Hosentasche mein Handy hervor, ziehe das eine Bein zu mir an, stelle es auf der Garnitur ab und Checke einmal die Benachrichtigungen ab. Ein kurzer Blick auf WhatsApp und Instagram, wo ich auch durch ein paar Beiträge scrolle, aber im Großen und Ganzen passiert nichts spannendes und wichtiges.

Zwangsmäßig lege ich das Handy wieder weg, als Juliette wiederkommt. Aber nicht, weil da jetzt was ganz wichtiges gewesen wäre und für sie muss ich das weglegen. Nicht ganz, denn sie kommt wieder raus und aufs Sofa, ich schaffe es gar nicht, mich wieder ordentlich zu setzen, da sie sich gleich zwischen meine Beine setzt, sich vorsichtig auf mich, ihren Kopf auf meine Brust und ihre Arme vor sich verschränkt legt. Das bringt mich zum Schmunzeln und dazu, dass ich meine Arme um sie lege. July schaut deswegen wieder zu mir rauf, grinst zufrieden und würde vermutlich erwarten, dass ich ihr vorsichtig einen Kuss gebe. Das möchte ich auch, aber ich betrachte sie jetzt einmal genauer, stutze und lege meine Hand vorsichtig an ihren Kopf, damit ich mit dem Daumen das wegstreichen könnte, was mich da gerade stört. Aber das geht nicht...und das stört mich.
Juliette: Was machst du da bitte?"
Zum Glück muss sie nur lachen und nimmt meine Hand von sich weg, damit ich mit dem seltsamen Verhalten aufhören würde. Trotzdem kann ich nicht aufhören sie anzuschauen, damit ich in dem schlechten Licht erkennen würde, was mich da stört.
Chris: Du hast da was, aber das geht nicht weg. Irgendwie so dunkle Flecken."
Juliette: Das sind meine Sommersprossen."
Chris: Du hast Sommersprossen?!"

Herzlich kann sie darüber lachen, während sich das Bild in meinem Kopf endlich vervollständigt und endlich kann ich auch verstehen, was ich da sehe. Meine Hand lässt sie wieder los, als ich diese wieder an ihren Kopf lege, sodass ich sie weiterhin betrachten kann. Du hast ein süßes Lächeln, dunkle Rehaugen und jetzt auch noch Sommersprossen. Juliette sagt nichts dazu, dass ich sie mir länge anschaue, dass ich die kleinen Punkte in ihren Gesicht betrachte und zuerst verträumt zu ihr sehe, bevor ich etwas lächle.
Chris: Wir kennen uns bald vier Jahre, warum habe ich das nicht gewusst?"
Juliette: Aufgrund meiner dunkleren Haut sieht man das sowieso sehr schlecht und in den Jahren, wenn wir uns getroffen haben, habe ich die immer abgedeckt, damit du sie nicht sehen würdest."
Chris: Mach das bitte niemals wieder...es sieht so schön an dir aus..."
Verlegen lacht sie, wendet ihren Blick von mir ab und legt anschließend ihren Kopf wieder auf meine Brust, als ich meine Hand von ihr weggenommen habe. Dabei streiche ich ihr über den Rücken, schaue zu ihr oder in den Nachthimmel.
Juliette: Ich habe sie früher immer gehasst. Andere haben sich drüber lustig gemacht."
Chris: Sie passen perfekt zu deinen dunklen Augen."

Widerwillig schaut sie auf, würde lieber nicht aus ihrer Position rücken, aber gerade wollen wir einander ansehen können. Damit ich ihr Gesicht nochmal wieder betrachten kann und damit sie mein Grinsen sieht.
Chris: Du hast einen süßen Bambi-Look, in den ich mich immer wieder vergucken könnte...

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