POV Chris
Bambi schläft noch ruhig in meinen Armen, während ich ganz sachte mit meiner Hand durch ihr Haar gehe, sie betrachte und innerlich immer wieder das durchgehe, was sie mir in der Nacht betrunken noch versucht hat zu erklären. Dass ich daher die Nacht wieder relativ schlecht geschlafen habe, brauche ich wohl kaum einen zu erklären.
Jedes Mal, wenn sie in dieser oder einer ähnlichen Verfassung vor mir steht, zerbricht es mir das Herz. Sie verliert die Kontrolle über sich, aber zugleich ist sie so ehrlich, wie zu keinem anderen Moment jemals. Aber dann sieht man hinter ihrer starken Fassade das kleine und zerbrochene Mädchen, was sie irgendwo auch ist, einem aber niemals freiwillig zeigen würde. Das sind die Momente, wo sie aus Verzweiflung wieder weint, wo sie mir gegenüber laut wird, obwohl sie es gar nicht sein will und wenn ich könnte, würde ich sie vor solchen Momenten immer wieder schützen, oder sie zumindest leichter machen. Als ich vor einiger Zeit aufgewacht bin, habe ich vorsichtig nach meinem Handy gegriffen und meinen Bruder geschrieben. Es war dort bereits spät genug, dass ich wusste, dass er in der Halle sein wird und ich hatte Glück, er war auch schnell online.
Chris: Kannst du gucken, ob Levi heute da ist?
Andreas: Sitzt gerade noch in ihrem Büro, wollte später bei der Bühne was erledigen.
Andreas: Gibt es einen speziellen Grund, warum du fragst?
Andreas: Chris?
Ich habe mich danach gleich wieder an July gewendet und habe mich auch dazu entschieden, dass ich nicht aufstehen wollte. Dass ich warten werde, bis sie von sich aus aufwacht, damit sie nicht allein sein muss. Früher oder später könnte ich mich für einen kurzen Moment schon entschuldigen, wenn sie duschen geht oder so, aber gerade wollte ich einzig bei meiner Freundin sein, die eine ätzende Nacht hinter sich hat.Mal wieder fährt meine Hand vorsichtig durch ihr Haar, als ich das erste Mal am Morgen auch merke, dass sie ihren Kopf leicht bewegt, sodass ich gleich damit aufhöre. Augenblicke später wird July dann aber auch wach, schaut verschlafen zu mir rauf und wagt sich zwar an ein Lächeln, kuschelt sich aber gleich wieder an mich ran.
Chris: Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid."
Juliette: Alles gut, bin von allein wach geworden."
Gleich danach ist sie wieder still, aber ihr Blick zeigt mir, dass sie einzig in ihren Gedanken festhängt und sich über ein Thema den Kopf zerbrechen wird. Daher lege ich auch irgendwann einfach eine Hand hinter ihren Kopf, entferne mich etwas von ihr, damit sie anschließend zu mir schauen kann. Ich muss nicht mal etwas sagen, sie selbst rückt gleich mit der Sprache raus.
Juliette: Du glaubst mir doch, dass ich sie nicht küssen wollte, oder?"
Chris: Natürlich, warum sollte ich es nicht?"
July zuckt nur mit den Schultern, meidet meinen Blick danach sofort und auch wenn ich versuche diesen wieder auf mich zu lenken, sie will das nicht. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich Sorgen drum macht – es war Levi, die das einfach getan hatte – oder weil sie noch immer an ihre beste Freundin denkt, die sich nicht mehr wie eine Verhält. Anstatt sie dort so liegen zu lassen, schaffe ich es irgendwie, ihren Kopf weiter zu mir zu ziehen und auch wenn sie mir zuerst nicht anschaut, für den Moment reicht es mir.
Chris: July, was sie getan hat, ist mir egal, weil du es nicht wolltest. Wegen der Sache musst du dich bitte nicht schlecht fühlen. Du bist hier, bei mir und hast es mir gleich gestern gesagt...und du zeigst mir immer wieder, dass du mir vertraust und mich liebst."Mit einem zurückhaltenden Lächeln auf den Lippen richtet sie ihren Blick endlich wieder zu mir, auch wenn ich den nicht lange zu Gesicht bekomme. Ziemlich schnell schließe ich die kleine Lücke zwischen uns, lege meine Lippen sanft auf ihre und küsse sie liebevoll. Sie lächelt währenddessen wieder, legt ihre Hand zärtlich an meinen Kopf und die Sache von gestern scheint für einen Moment zumindest vergessen. Zumindest für sie.
Während July kurz an ihr Handy geht, weil vermutlich gestern noch einiges in die Gruppe gespült worden ist, setze ich mich als erstes auf und gehe danach auch gleich an ihren Schrank, wo ebenfalls auch einige meiner Sachen lagern.
Juliette: Was hast du vor, Chrissy?"
Chris: Ich muss nur einen Moment zur Halle, Andreas wollte was von mir. Dauert nicht lange, vielleicht willst du in der Zeit duschen gehen? Wir können uns dann einen gemütlichen Tag machen, vielleicht in die Stadt gehen?"
Als ich über die Schulter zu ihr zurückschaue, sehe ich sie wieder lächeln und danach auch ein kleines Nicken, was mich ebenfalls zum Lächeln bringt, wonach ich mich wieder um meine Klamotten kümmern kann. Ich will zwar nicht lügen, aber anders würde sie mich nicht gehen lassen. Nur schnell schmeiße ich mir irgendwelche Sachen über, gehe nochmal zum Bett, um mich für eine halbe Stunde von meiner Freundin zu verabschieden und danach lasse ich July dort zurück, gehe die Treppe runter, um mich unten im Flur noch mit Mantel und Schuhen auszustatten, meinen Schlüssel mitzunehmen, damit ich danach das Haus verlassen zu kann. Auf den Weg zur Halle geht mir so viel durch den Kopf, dass ich es gar nicht geordnet bekomme und dafür reicht der kurze Weg auch gar nicht aus. Viel zu schnell komme ich bei der Halle an, ziehe mir drinnen den Mantel aus, lege den irgendwo zur Seite, bevor ich zur Probebühne komme, wo auch Levi an ihrem Platz sitzt. Allein.
Chris: Levi?"
Auch wenn sie sich einen Moment umdreht, sie verdreht einfach nur ihre Augen und dreht sich mit ihrem Stuhl wieder zurück an ihren Monitor, ignoriert mich.Nach wenigen weiteren Schritten bin ich aber dann bei ihr, greife nach der Lehne des Stuhls und drehe sie sofort in meine Richtung, was ihr offensichtlich nicht so wirklich in den Kragen zu passen scheint.
Levi: Hast du sie nicht mehr alle!? Lass mich gefälligst in Ruhe!"
Chris: Ich bin jetzt hier, um einmal mit dir zu reden."
Levi: Hat sie dir das auch gleich gepetzt, oder was? Es ist rein gar nicht gewesen und ihr beide könnt mich einfach mal in Ruhe lassen."
Chris: Ja, überraschender Weise redet meine Freundin mit mir über die Dinge, die ihre beste Freundin an so einen Abend alles bringt."
Dass ich sie als beste Freundin mit einem sehr zynischen Unterton bezeichnet habe, bringt sie nur wieder dazu, mich wütend anzustarren und mit ihren Händen nach ihren Knien zu greifen, weil ihr das nicht passt.
Levi: Geh einfach wieder zurück zu deinem Schatzi und lasst ihr beide mich in Ruhe und Frieden. Es gibt da nichts zu bereden."
Sie will sich wieder wegdrehen, aber mit meiner Hand halte ich sie gleich wieder davon ab. Das ist aber auch den Moment, wo sie von ihrem Platz aufsteht und mich dazu zwingt, einen Schritt nach hinten auszuweichen.
Levi: Ich habe von Anfang an gesagt, dass sie das nicht verstehen wird und du checkst es ja scheinbar auch nicht! Verpiss dich doch bitte, geh zu deiner Freundin und lasst mich endlich wieder allein!"Ich will so gar nicht sein, aber innerlich reißen bei mir allmählich allerhand Geduldsfäden, sodass ich meinen Kiefer anspanne und zuerst kein Wort hervorbringe. Das sieht sie als Einladung an, die Szenerie zu verlassen, aber das lasse ich nicht zu und greife nach ihrem Arm, den sie gleich wieder zu sich zurückzieht.
Levi: Fass mich nicht an!"
Chris: Levi."
Irgendwie schaue ich mich in der Umgebung an, dass kein anderer das hier mitbekommt, aber offenbar ist ihr das komplett egal. Selbst wenn die ganze Firma gerade hier wäre.
Levi: Halt einfach deine Fresse, Christian! Es ist mir so scheißegal, was sie dir gesagt hat! Ich habe immer schon gesagt, dass sie das nicht verstehen kann!"
Chris: Hier geht es nicht nur um dich, verstehst du das nicht!?"
Nachdem ich jetzt einmal lauter geworden bin, schweigt sie gleich oder zumindest ist sie für einen Moment still und straft mich einzig mit ihren Blicken.
Chris: Ich habe sie gegen drei vom Club abgeholt, damit sie sich in ihrem Zustand in der Küche noch ein Glas Wein einschenken konnte! Damit sie mir unter Tränen sagen konnte, was du gestern gemacht und gesagt hast! Das alles, damit ich sie schlussendlich weinend im Arm hatte, sie hoch ins Schlafzimmer tragen musste und heute morgen wieder ein unsicheres »glaubst du mir auch wirklich, dass ich das nicht wollte« zu hören bekam!"
Levi: Als ob du deswegen eifersüchtig sein würdest..."
Chris: Darum geht es mir nicht!"Ich könnte wegen ihr gerade ernsthaft ausflippen und würde am liebsten an ihr rütteln, um sie zu Sinnen bringen zu könne. Vermutlich würde das aber auch nichts bringen.
Chris: Juliette hat mit den Worten zu kämpfen, die du ihr gestern an den Kopf geworfen hast und trotz allem weint sie ihrer besten Freundin hinterher! Sie fragt sich immer wieder, was sie falsch getan hat, um das zu verdienen und was sie hätte tun können, um es zu verhindern! Trotz dieser ganzen Scheiße will sie nur ihre Freundin zurück haben!"
Ich hatte erwartet, dass Levi gleich etwas darauf kontern würde, aber es kommt nichts. Sie löchert mich mit ihrem leeren und gefühllosen Blick, bis sie von ihrem Platz ihre Tasche nimmt, nochmal vor mir stehenbleibt , aber am Ende auch nur einen einzigen Satz hervorbringt, der uns in der Geschichte nicht voranbringen wird.
Levi: Sie kann daran nichts ändern und deswegen kann sie es nicht verstehen..."Auch wenn meine Wut es innerlich will und versucht mich dazu zu überreden, äußerlich bleibe ich an Ort und Stelle stehen, schaue ihr nur nach, wie sie diese Szene wieder verlässt, wofür aber eine andere Person hinzukommt, die ich gar nicht gebrauchen könnte und die von all dem auch nichts hätte mitbekommen sollen.
Andreas: Sag mal, was ist bitte passiert?"
Meinen Bruder schaue ich nicht an, keine Sekunde, dafür starre ich nur auf den Ausgang, den sie eben benutzt hat, um mich ohne Antworten hier stehen zu lassen.
Chris: Rein gar nichts, Bruder. Das ist einzig eine Sachen zwischen Levi, meiner Freundin und jetzt auch mir...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...