Kapitel 59

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Nachdem der Stress von Diamonds von uns endlich abgefallen ist, stehen jetzt bald die Weihnachtstage vor uns. Anfang Dezember, die eigentliche Tour kommt immer näher, aber vor allem die Tage, wo ich die Familie von Chris richtig kennenlernen werde. Bevor das alles aber anstehen würde, kommt heute Abend das, wovor ich mich so lange gedrückt habe: Der Abend mit meinen Mädels. Leonie holt mich später ab, fährt mit mir gemeinsam nach Bielefeld und das erste Mal treffe ich auch wieder auf Levi. Und das kann nur gut werden...nicht.

Am Freitagmorgen wache ich allein in meinem Bett und in meinem Haus auf. In den vergangenen Tagen hatte Chris immer wieder etwas zu tun, sodass er nachmittags zwar mit hier war, aber oft Terminen nachkommen musste. Ich war nicht besser, musste hier und da auch noch Besorgungen schaffen und wozu gibt es denn das Handy? Zumeist haben wir am Abend gemeinsam geschrieben, uns am Morgen einen guten Morgen gewünscht und uns immer auf den Laufenden gehalten. Und jetzt vermisse ich es zwar, am Morgen bei ihm aufzuwachen, aber die Ruhe und Zeit mit mir allein versuche ich dennoch zu nutzen. Heute hatte er mir auch wieder eine kurze Nachricht zukommen lassen, bevor er in die Halle gefahren ist. Diese lese ich noch, während ich im Bett liege, muss verlegene lächeln und setze mich etwas auf, als ich ihn auch noch antworte. Vom Bett aufstehen, einen Pullover aus dem Schrank kramen und das Handy in die Hosentasche stecken, damit ich so auch das Schlafzimmer verlassen und die Treppe runterlaufen kann, um in die Küche zu gehen. Während ich die letzten Stufen hinter mich bringe, gehe ich mit meinen Händen einmal über meine Augen, gähne nochmal wieder und gehe in der Küche gleichg zu meinem Schrank, damit ich mir auch einen Kaffee kochen kann. Als würde mein Kopf einen Moment brauchen, um irgendwas in meiner Wohnung wahrzunehmen, bleibe ich in meiner Bewegung stehen, wollte gerade den Schrank öffnen, bevor ich mich langsam umdrehe, um zum Tisch zu schauen.

In einer Vase, die ich normal im Wohnzimmer in einen meiner Schränke aufbewahre, steht ein wunderschöner Strauß aus Rosen und Vergissmeinnicht. Dieser ist zusammengebunden, hat ein paar grüne Zweige dazwischen und duftet wieder wunderbar. Zuerst schmunzle ich nur, muss danach lachend meinen Kopf schütteln und schaue durch zum Wohnzimmer.
Juliette: Chrissy?"
Die Idee eines Kaffees lasse ich in der Küche zurück und gehe zuerst ins Wohnzimmer, wobei dort alles so ist, wie ich es gestern hab liegenlassen. Die Rollos sind noch geschlossen und einzig diese besagte Vase steht nicht mehr an Ort und Stelle, sondern in meiner Küche mit den Blumen. Auch die Tür zum Garten ist zu, was mich weniger wundert, immerhin ist das Wetter eisig, aber misstrauisch gehe ich dann dennoch nochmal wieder in den Flur und zur Treppe.
Juliette: Chris!?"
Würde ich aber erwarten, dass er am Morgen mit herkommt und weder im Wohnzimmer auf mich gewartet hat noch sich zu mir legen wollte? Offenbar war er wirklich nur hier, um mir diese Blumen in die Küche zustellen und ist anschließend gleich wieder gegangen. Nirgendwo aus dem Haus kommt eine Antwort und daher gehe ich wieder in die Küche, dort auch gleich zum Tisch. Mit meiner Hand gehe ich vorsichtig über die Blüten, betrachte sein Geschenk einen etwas längeren Moment, bis mir die kleine Karte daneben auffällt, die er dazugelegt haben muss. Zumindest erkenne ich gleich, dass es sich um seine Handschrift handelt und würde es daher einfach mal behaupten.

Eine kleine Aufmerksamkeit, weil du mich die letzten Tagen, Wochen und eigentlich Monate ausgehalten hast und immer für mich da gewesen bist. Ich mache es irgendwann wieder gut, aber das ist ein erstes, kleines Danke. Je t'aime, July.
PS. Komm mal wieder vorbei

Mit dazu gelegt hat er einen Schlüssel für seine Wohnung. Die Karte lege ich wieder zur Seite, schaue mir die Blumen nochmal wieder an und muss glücklich lachen, rieche nochmal an ihnen, bevor ich mich dagegen entscheide, einen Kaffee hier zu trinken, sondern in die Halle zu laufen, um das gemeinsam mit meinen Freund zu machen, der vermutlich sowieso mal eine kurze Pause machen sollte. Also führt mich mein weg doch wieder rauf in die erste Etage, um aus meinem Schlafzimmer neue Klamotten zu suchen, damit ich mich anschließend im Badezimmer fertig machen könnte. Sehr viel Mühe gebe ich mir da jetzt nicht, binde mir auch nicht mal die Haare zusammen, sondern laufe ziemlich zügig wieder runter in den Flur.

Nachdem ich mir eine dicke Jacke angezogen haben, eine Mütze aufgesetzt und die Stiefel auch noch zugebunden habe, nehme ich zuletzt meinen Schlüssel noch, verlasse das Haus, schließe die Tür ab und laufe los. Würde noch Schnee liegen, dann wäre das eine perfekte Winterlandschaft, aber vielleicht können wir in geraumer Zeit mal wieder davon träumen. Jetzt laufe ich einzig die Wege wieder runter, komme schneller als gedacht wieder bei der Halle an und gehe durch den Seiteneingang gleich zu den Büros. Als ich einmal drinnen bin, ziehe ich mir die Mütze und die Jacke aus, laufe die Treppe rauf und komme nach wenigen weiteren Schritten im Büro von Chris und Andreas an. Dieser ist gerade auch nicht da, einzig Chris schaut von seinem Mac auf, als er mich bemerkt und fängt an zu lächeln.
Chris: July, was machst du denn hier?"
Meine abgelegten Wintersachen schmeiße ich zur Seite aufs Sofa. In der Zeit ist Chris von seinem Platz aufgestanden und vor den Tisch getreten, sodass ich jetzt gleich auf ihn zugehe, meine Arme um ihn lege und mich an ihn drücke. Einen Schritt weicht er mit mir nach hinten aus, muss typischerweise lachen, bevor ich auch seine Händen an meinen Rücken spüre, die mich zusätzlich nochmal an seinen Körper drücken. Sanft küsst er mich aufs Haar, während wir so beieinander stehen.
Juliette: Du bist zu süß zu mir..."
Chris: Nur eine Kleinigkeit, nichts Besonderes."
Er lässt mich los, als ich ihm keine andere Wahl lasse, weil ich ihn anschauen will.
Juliette: Du hast es dir gemerkt...das ist mehr als genug..."

Den Moment, dass sein Bruder noch nicht mit im Zimmer ist, dass wir beide gerade noch allein unter uns sind, nutzt Chris auch aus. Seine Hände, die eben noch auf meinen Rücken gelegen haben, packt er hinter meinen Kopf, damit er mich gleich danach vorsichtig und liebevoll küssen kann. Währenddessen muss ich automatisch wieder lächeln – anders könnte ich einfach nicht reagieren – und das bekommt er auch wieder zu sehen, als wir uns voneinander lösen. Mit seinen Daumen streicht er mir mein Haar zur Seite, grinst mich wieder sanft an und bringt mich zum Lachen.
Andreas: Ich dachte, dass du heute nicht kommen würdest?"
Sein Bruder kommt wieder ins Büro, hatte sich gerade einen Kaffee besorgt und eigentlich scheint alles normal. Nur mir fällt auf, dass Chris dieses Mal mich nicht gleich wieder losgelassen hatte, sondern mich noch immer im Arm und bei sich hält. Langsam machen wir auch dort kleine Fortschritte. Daher schaue ich zuerst auch nur verträumt zu Chris rauf, bevor ich meinen Blick zu Andreas wenden kann.
Juliette: Ich wollte mich noch persönlich für die Blumen bedanken, die heute Morgen einfach so in meiner Küche standen."
Chris' Blick wirkt wieder so sanft, verliebt und ruhig, als wäre das rein gar nichts. Es ist so viel mehr, als viele andere Typen in der Vergangenheit gemacht haben und er macht es einfach nur so, weil es für ihn richtig ist.
Andreas: Ist der Tag schon wieder gekommen? Wie die Zeit immer vergeht und besondere Tage müssen ja auch ein wenig zelebriert werden."
Chris: Ach was. Unser Halbjähriges steht jetzt erst im Januar an."

Zuerst lache ich nur schwach, weil mir erst dann bewusst wird, dass wir beide jetzt seit bald einem halben Jahr zusammen sind, dass Chris bald sechs Monate mein Freund ist. Diese Stimmung wird aber gleich von der verwirrten Nachfrage von Andreas unterbunden, als wir beide auch endlich merken, dass wir uns verraten haben. In seiner Auffassung sind wir ein Jahr zusammen, aber das ist nur eine Lüge, die jetzt in sich zusammenfällt. Dabei war das nur eine Frage der Zeit. Chris und ich schaue uns an, ich habe keine Ahnung, was er machen will und zucke nur mit den Schultern, bis er zu seinen Bruder schaut.
Chris: Du, Andreas...wir müssen dir da, glaube ich, was sagen...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt