Vater.

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"Chris?" Meine Mutter hatte mich angerufen. Eigentlich war nachdem Frederick verschwunden war, weggefahren und ich dachte, sie wär wieder auf irgendeinem Date. "Ja?" Ihre Tonlage machte mir Sorgen. "Komm bitte so schnell es geht nach Hause." "Ich bin schon zuhause." "Dann warte dort und falls du Besuch hast, dann schick ihn bitte weg." Was zum Teufel war denn bitte los?! Nachdem ich wieder aufgelegt hatte, drehte ich mich verwundert zu John um. "Wer war das?" Er sah mich besorgt an. "Meine Mom. Sie meinte ich soll hier auf sie warten und dich nach hause schicken." "Wieso das denn, so plötzlich?. " "Keine Ahnung, aber ich glaube, ihrem Tonfall zu urteilen, solltest du wirklich gehen, bevor sie kommt." Ich war etwas überfordert, schließlich hab ich mich gerade erst davon erholt, dass ich erfahren hatte, dass John mal mit einem Mädchen rumgemacht, und vielleicht sogar mehr, hatte. Und jetzt ruft meine Mutter an und verhält sich so als wäre meine Vater plötzlich wieder aufgetaucht. Als ob. "Bist du dir sicher, dass ich nicht doch bleiben sollte?" John schien auch vom schlimmsten auszugehen. "Nein, dass wär keine so gute Idee." Als wir unten an der Haustür standen, spielten sich alle möglichen Szenarien vor meinem inneren Auge ab. Hatte jemand ein Unfall? Meine Mutter kann es nicht sein, die hatte mich schließlich gerade noch angerufen. Wir waren gerade dabei, uns zu verabschieden, als ein mir unbekanntes Auto, in die Einfahrt fuhr. John wurde selbst nervös, als er mich ansah. Dann stieg plötzlich jemand aus dem Wagen, den ich niemals in meinem Leben mehr sehen wollte. "Chris...wie groß du doch geworden bist." Es waren gerade mal ein paar Monate vergangen, seit wir uns das letzte mal gesehen haben. "Was machst du hier?"  "Ich wollte kurz vorbeischauen und sehen wie es meinem Sohnemann geht." Blödsinn. Er wollte mich und meine Mutter nur wieder kontrollieren, wie damals. "Ah."Mein Blick fiel auf meine Mutter, welche eingeschüchtert im Hintergrund stand. Sie wusste selbst nicht, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollte. "Und wer ist das?" Er schaute zu John. "Sind sie wahrscheinlich ein Schulkamerad meines Sohnes?" "Ja." Er erwiderte, gespielt freundlich, den Handschlag meines Vaters. "Lasst uns doch reingehen." Er verhielt sich gerade, als würde er selbst hier wohnen, was mich ziemlich nervte. "Und...wie ist die Schule?" John und ich standen nebeneinander in der Küche. Nicht wissend, was wir tun sollten. "Ganz gut."  "Ihr geht auf diese reine Jungsschule, oder?" "Ja." Ich war eindeutig, worauf er hinaus wollte. "Also ich hätte dich ja nicht dort angemeldet." Er  grinste, was seine gelblichen Zähne zum Vorschein brachte. "Einfach um das Risiko zu minimieren, dass mein Sohn eine Schwuchtel wurde." Er stieß ein dreckiges Gelächter aus, während ich merkte wie sich John neben mir verkrampfte. "Georg...bitte." Meine Mutter versuchte das Thema zu wechseln. "Ist doch so...und kannst du dir eigentlich vorstellen wie demütigend es für mich in der Gemeinde wäre, wenn mein Sohn schwul ist. Die würde mich austoßen." "Aber heutzutage sollte man anfangen gewisse Dinge, wie Homosexualität, zu akzeptieren." Es war eindeutig, dass meine Mutter dieses Wortgefecht verlieren würde. "Aber nicht so etwas ekelhaftes und unmenschliches." "Wenn das alles war, könne wir doch gehen, oder?" Ich wollte nur noch weg von hier. "Aber Chris..." "Wir wollten sowieso gerade gehen." "Wenn das so ist..." Ehe sie mir richtig antworten konnte, hatte ich mich umgedreht und ging hinaus. Draußen hatte es angefangen zu regnen. So klischeehaft das auch klang, aber so konnte man zumindest meine Tränen nicht sehen.






Chris und John.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt