Verkorkste Familie.

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"Schmeckt dir deine Pizza?" Der nächste Bissen, den ich nahm, war Antwort genug, auf ihre Frage. Sie lächelte über den Anblick, den ich ihr bat und steurte ein neues Thema an. "John ist ein netter Junge."  Wollte sie gerade etwa eine Unterhaltung über meine Beziehung anfangen? "Ich weiß." 

"Ich hoffe ihr bleibt lange zusammen."  Man konnte ihr anhöre, dass sie sich Sorgen machte. Wahrscheinlich wegen, allem vorran, meinem Vater. "Mach dir keine Sorgen um mich." Sie lächelte nur schwach. Wir aßen unsere Pizza noch auf und stellten unser Geschirr in die Spüle. Meine Mutter bedeutete mir das Geschirr zu säubern, während sie aus der Küche ging. Kurze Zeit später gesellte sie sich wieder zu mir, griff sich die übrigen Teller und schrubbt ebenfalls drauf los.

"Sei so lieb und schau in den Briefkasten für mich, ja?" Wir waren gerade dabei die Gläser abzutrocken, als sie mich von der Seite ansprach. "Um diese Uhrzeit?"  Es war eigentlich schon viel zu spät für normale Lieferanten. "Ist 'ne Expresslieferung, kann also auch abends ankommen." 

"Was für'ne Expresslieferung, denn?"

"Schuhe." Sie grinste mich an und ich konnte nicht einfach als ein Lächeln zu erwidern.

Dann nahm ich mir ihren Schlüssel und öffnete die Haustür. Konnte aber nicht raus gehen, weil mir eine riesigen Gestalt den Weg versperrte.

Mein Vater.

"Ist das wahr Chris?" Er schien ernsthaft entsetzt zu sein. "Bist du mit diesem Jungen zusammen?"  Woher sollte er das denn wissen?! "Was machst du denn hier?" Meine Mutter stürmte zu uns und zog mich nach hinten. "Dir ist bewusst, dass du hier nicht erwünscht bist?"

"Wie konntest du zulassen, dass unser Sohn eine Schwuchtel wird?!" Jetzt schrie er sie an, mich komplett ignorierend. "Karolin hat mich angerufen und..."

"Und wieso ruft doch Mel's Mutter um so eine Uhrzeit an?!" Auch wenn sich meine Mutter hauptsächlich für mich einsetzte, konnte man ein bisschen Eifersucht mit heraushören.

"Sie hat mir von einem schrecklichen Vorfall in ihrem Haus erzählt und das sie die Vermutung hat, das mein Sohn einen schrecklichen Fehler begeht!"

"Was soll denn daran ein Fehler sein, mit dem Menschen zusammen zu sein, den man liebt?!"  Jetzt schrien sie sich gegenseitig an.  "Verschwinde!! Sofort!"

"Du wirst es bereuen, Chris!" Er deutete drohend mit einem Finger auf mich. "Irgendwann sollte man aufhören zu rebellieren und solche Widerwärtigkeiten beenden, bevor die Nachbarn etwas bemerken!"

"Geh!" Meine Mutter knallte die Tür zu und drehte sich zu mir.  "Alles okay bei dir?"

"Den Umständen entsprechend."

"Diese gesamte Familie ist verkorkst. Aber wie heißt es so schön? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das trifft auch bei Mel und ihrer Mutter zu."

"Ich dachte du magst Mel."  Jedenfalls dachte ich, dass sie sie nicht hasste.

"Jeder kann so tun, als würde er jemanden mögen."


Chris und John.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt