Baum geschlagen.

3.3K 232 7
                                    

"Ich glaube, wir sollten wenigstens heute mal wieder zur Schule gehen." Ich war mittlerweile dabei, John seit einer geschlagenen Viertelstunde davon zu überzeugen, mal wieder zum Unterricht zu erscheinen. Er lag aber immer noch auf dem Bett, in der Decke eingerollt und sah dabei leider viel zu niedlich aus. "Lass uns doch einfach hier bleiben." "Aber wir sind schon seit zwei Tagen nicht mehr hingegangen." Am Mittwoch sind wir gar nicht erst bis zum Schultor gekommen, wegen diesen Leuten, die Flyer verteilt haben und danach sind einfach Sachen passiert, die mich daran gehindert hatten, zur Schule zu gehen. Aber egal was passierte, meine Schulbildung durfte nicht darunter leiden. "Komm schon, Chris. Sei nicht so ein Spielverderber." Bei sowas war er wirklich noch ein kleines Kind.

Ihm den Rücken zudrehend, zog ich mir meine Hose und mein Oberteil an. Um in die Schuhe zu kommen, setzte ich mich an den Rand des Bettes. "Du musst ja nicht mitkommen." Ein abschließendes Gemurre seinerseits und er stand ebenfalls auf. Und bevor ich auch nur am Fahrstuhl angekommen war, stand er schon, voll gekleidet, neben mir. Schweigend stiegen wir in die Kabine und fuhren hinunter.

Draußen angekommen, wurden wir sofort von einem, nicht so freundlich aussehenden, Gärtner begrüßt, welche sich gleich wieder den Blumen widmete. "Du darfst ihn nicht sofort verurteilen. Eigentlich ist er voll nett." John wurde langsam wieder etwas besser gelaunt und gesprächiger. "Stört es dich, wenn ich eine Zigarette rauche?" War das sein ernst?! "Wir hatten einen Deal, John." "Ich weiß und du hast deinen Teil nicht eingehalten." Natürlich hatte ich das. "Wie denn bitte?" "Du hast mich gezwungen zur Schule zu gehen, weshalb ich jetzt gestresst bin." Er war bereits dabei sich eine Nikotinstange in den Mund zu schieben, aber ich konnte sie ihm noch aus der Hand reißen und zerbrechen. "Dann schlag 'nen Baum, aber hör auf dir selbst zu schaden!"

Aufeinmal grinste er und seine Schritte verschnellerten sich. Total verwirrt von seinem Verhalten sah ich ihm nach, wie er direkt auf einen Baum zuging und diesen mit gespielter Brutalität schlug. "Stimmt, es hilft wirklich." "Mach dich nicht über mich lustig." Leich genervt ging ich an ihm vorbei, weiter den Weg entlang. Kurz darauf legte er einen Arm um meine Schulter. "Aber es entspannt mich, dich zu ärgern." Das war mir schon öfters aufgefallen. Aber wenn ich ehrlich bin, war es mir immer noch lieber, wenn er sich über mich lustig macht, als wenn er raucht.

Chris und John.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt