Ein Schrecken ohne Ende. / Epilog.

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Mehrere Jahre später.

„Und was dann?" Kristin sah mich gespannt an, ihre Augen vor Begeisterung und Neugierde geweitet.

„Das kannst du dir doch wohl selbst denken." Ich inhalierte einen letzten tiefen Zug von meiner Zigarette und warf den zurückgebliebenen Filter auf den Boden. Ein letzte Tritt auf den Stummel und der letzte Rauch war vergangen.

„Hast du John noch mal gesehen? Ich mein bevor dein Vater dich hergebracht hat?"

Mein Blick fiel auf das riesige Gebäude, welches sich vor uns in die Höhe ragte. Es war ein fünf Stockwerke hohes, altes Backsteinhaus. Die Hälfte davon bestand nur aus Wohnräumen und den Schlafzimmern der Schüler. „Mein Mutter hat es ihm per Telefon erklärt, aber verabschieden konnte ich mich nicht." Schnell unterdrückte ich die hochkommendenen Gefühle, die ich in dem Moment meiner Abreise empfand. Schmerz, Verlust, Angst. Würde er mich vermissen? Würde er mich vergessen?

„Bist du drüber hinweg gekommen?" Kristins Stimme wurde sanfter und als sie merkte, dass sie damit ein heikles Thema angesprochen hatte, winkte sie nur schnell ab. „Ist auch egal. Lass uns wieder rein gehen." Sie wollte meine Hand nehmen, um mich hinter sich herzuziehen, aber ich schüttelte nur den Kopf. „Geh vor. Ich komm gleich nach." Zuerst zögerte sie, nickte dann aber und verschwand durch das kleine Loch in der Mauer, wieder zurück aufs Schulgeländen.

Seufzend lehnte ich mich gegen den alten Baum hinter mir. Jetzt hatte sie mich wirklich dazu gebracht, ihr alles zu erzählen. Von anfang an.

Dabei wollte ich es eigentlich nur noch vergessen.

Anfangs dachte ich, dieser Orts- und Schulwechsel würde unseren Gefühlen füreinander kein Ende setzten, auch wenn wir uns nur ein paar Tage kannte, aber als dann keine Nachricht von ihm kam, und meine Mutter hatte mir versichert, welche von ihm, wenn es welche geben sollte, an mich weiterzuleiten.

Scheinbar hatte er mich doch schneller vergessen, als ich gedacht hatte.

Verträumt schaute ich auf den Boden, wo die ganzen Überreste meiner Zigaretten lagen, welche ich auf dem Schulhof nicht rauchen konnte.

Ich stellte mich wieder aufrecht hin, wobei mir mein Feuerzeug aus der Tasche fiel. Sofort hockte ich mich nieder, um es aufzuheben, wobei sich der Ärmel meines Hemdes, welches ich bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte, hochschob und den kleinen schwarzen Buchstaben in meiner Armbeuge zum Vorschein brachte.

Gleich nach meiner ersten Woche auf dem Internat, als ich immer noch der Meinung war, John würde immer noch dieselben Gefühle für mich hegen und es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er mir einen meterlangen Liebesbrief schrieb, hab ich mir, von einem ziemlich zwielichten Typ, mein erstes Tatoo stechen lassen. Mittlerweile bereue ich es natürlich. Aber zumindest war es nicht im Gesicht.

Ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen, zog ich den Stoff wieder darüber und verdeckte damit das schwarze J vor weiterem Tageslicht.

Und selbst wenn es einmal dazu kam, dass es jemand sah, konnte ich immer noch sagen, es wäre meiner Mutter gewidmet und nicht dem Typen, den ich nicht vergessen konnte.


Achtung: Bevor Tränen fließen, weil das Ende nicht wie gewünscht war, bitte kurz durchlesen. :)
Natürlich wird es einen zweiten Teil geben, denn auch ich will das Chris und John eines Tages zusammenkommen, aber ich dachte das die beiden noch Potenzial für ein weiteres 'Abenteuer' haben. Also nicht traurig sein, sondern sich auf den nächsten Teil freuen. :) Und danke dafür, dass du bis zum Schluss gelesen hast. ♥ (Der zweite Teil ist schon am laufen.)

Chris und John.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt