Freut mich.

5.7K 427 2
                                    

Nachdem meine Mutter, Frederick ein Taxi gerufen hatte und er verschwunden war, konnte ich das erste mal wieder durchatmen. Erschöpft ließ ich mich, in meinem Zimmer, aufs Bett fallen und genoss die Still um mich herrum. Das konnte ich aber nicht lange, denn die Türklingel wurde schon wieder laut. Ich wusste, dass es John war, der mich abholen kam, aber ich machte mir nicht die Mühe aufzustehen. Meine Augen waren geschlossen, weshalb ich nur hören konnte, wann er mein Zimmer betrat und die Tür hinter sich wieder schloss. "Wieso liegst du, im Anzug, auf deinem Bett?" "Hatte nicht genügend Motivation mich wieder umzuziehen." Die Matratze sank im Bereich meiner Beine, was wohl hieß, dass er sich hingesetzt hatte. "War wohl ziemlich scheiße, mit deinem Onkel." "Das wäre noch eine Untertreibung." Ich setzte mich wieder auf und lehnte mich mit dem Rücken, gegen die Wand. "Willst du drüber reden?" "Mein Onkel ist einfach total beknackt, sobald er betrunken war. Nein, eigentlich auch, wenn er nüchtern war." "Wenn du willst, können wir auch zuhause bleiben. Wir müssen nicht auf diese Party gehen, wenn du nicht willst." Er nahm meine Hand und drückte sie sanft. "Du wolltest doch aber da hin." "Es wird sicherlich noch andere Möglichkeiten geben, um auf Partys zu gehen." Ich nickte nur kurz und lehnte meinen Kopf, sobald John neben mir saß, auf seine Schulter. "Was genau hat dein Onkel denn gesagt?" "Er hat einfach durchgehend schwulenfeindliche Bemerkungen gemacht und das...hat mich gestört." Er antwortete nicht, sondern küsste mich nur auf die Wange. "Freut mich." "Was freut dich?" Ihm konnte es ja wohl schwer gefallen, dass er über Schwule gelästert hatte. "Das es dich stört. Das bedeutete nämlich, dass du insgeheim etwas für mich empfindest." Ich musst, wegen seiner Bermerkung, grinsen. "Träum weiter, John." "Werd' ich, Prinzessin." Unsere Hände gingen von einem durchschnittlichen, Hand in Hand, in eine verflochtenes Händchen halten über, was mich dazu brachte, mich noch mehr an ihn zu lehnen. "Kann ich eigentlich ein paar Fotos von dir machen?" Diese Frage passte nun überhaupt nicht in die Situation, war damit aber typisch für ihn. "Wenn es dich glücklich macht." "Nicht nur mich, auch meinen kleinen Kumpel." "So super sah ich nun auch wieder nicht aus." "Das denkst du!" Wir schauten uns plötzlich in die Augen und für einen Bruchteil einer Sekunde, dachte ich er würde sich zu mir vorbeugen um, naja...mich zu küssen. Aber dazu kam es nicht. Komischerweise fand ich das sogar schade.

Chris und John.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt