"Freut mich, dich wiederzusehen, Sohn."
"Ich freu mich auch, dich zu sehen, Vater. Aber eigentlich hatte ich erst Morgen mit dir gerechnet." John schien, anders als sonst, total von der Rolle zu sein und wusste einmal nicht, was er sagen sollte.
"Meine Arbeit war bereits früher vollendet und so nahm ich dann den früheren Flieger. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtiger ist wohl eher..." Der Blick des alten Mannes fiel auf mich. Ich konnte nicht urteilen, ob der erste Eindruck positiv oder negativ war. "Wie heißen sie, wenn ich fragen darf?"
"Chris." Sollte ich ihm jetzt die Hand entgegen strecken, oder würde das zu gezwungen wirken?
"Er ist mein Freund." Diesen Satz zu hören, ließ mein Herz einen Freudensprung machen.
"Also bist du doch schwul." Sein Vater schlug ihm lachend auf die Schulter. "Da hast du ja nicht nur dein gutes Aussehen von mir geerbt." Sein Vater war auch schwul?! Was kam als nächstes? War der Gärtner am Ende vielleicht auch schwul?
Die nächsten Sekunden schäkerten die beiden noch miteinander rum und ich fühlte mich ziemlich fehl am Platz.
"Wieso wollt ihr denn schon gehen? Bleibt doch zum Essen." Sein Vater schaute zwischen uns hin und her.
"Chris's Mutter hat uns schon zum Essen eingeladen, aber wir kommen danach wieder her. Er übernachtet hier."
"Dann ist es ja gut, dass du den zweiten Stock für dich hast, sonst wär ich bestimmt die ganze Nacht wachgehalten worden." Ein leichtes Zwinkern seinerseits, bestätigte meine Vermutung, dass er gerade eine Sexanspielung gemacht hatte.
"Wir gehen dann mal." John schaute in meine Richtung und nickte ruckhaft, um mir zu signalisieren, dass ich losgehen sollte.
Wir gingen zusammen am Rasen, und dem wieder starrenden Gärtner, vorbei und durch das Tor. Erst als wir nicht mehr zusehen waren, enspannte sich John und nahm endlich meine Hand.
"Sorry, dass du damit so überfallen wurdest."
"Alles gut. Er ist nett."
"Aber manchmal versucht er, zu sehr, ein 'hipper' Vater zu sein." Ich hätte aufjedenfall, lieber einen hippen Vater, als den den ich jetzt hatte.
"Ich beneide dich ein bisschen."
"Wofür? Das ganze Geld? Denn das ist nichts besonderes."
"Nicht das Geld. Ich hätte gern einen Vater, der mich leiden kann und es toleriert, sogar vielleicht gut findet, dass ich mit dir zusammen bin."
"Solange du es gut findest, dass wir zusammen sind, brauchen wir nicht die Bestätigung von anderen." Das war wahr. Denn egal was mein Vater tat oder sagte, meine Gefühle würden sich nicht ändern.
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Chris und John.
RomanceKönnen zwei Personen sich in so kurzer Zeit wirklich so nahe kommen und das Leben des anderen auf so intensive Art beeinflussen? Wenn ja, dann hat Chris ein Problem. Best Ranking: # 10 in Romantik (27.04.2016) -Komplett überarbeitet.- Teil 1 (Par...