Chris und John.

Ungestört.

Mit jeder Minute, die sich der Zeiger dem vier Uhr Strich näherte, wurde ich nervöser. Das John nicht kommen würde, hatte ich bereits ausgeschlossen und ihn wegschicken, konnte ich wahrscheinlich auch nicht. Eigentlich hatte ich gehofft, dass meine Mutter heute zuhause war, damit ich die als Ausrede missbrauchen konnte, aber sie musste natürlich heute auf so ein Tinder-Date. Schon seit Wochen versuchte sie verzweifelt einen Typen zu finden. Das ihr Vorhaben, so wie sie es zurzeit anging, zum scheitern verurteil war, wollte sie aber nicht einsehen. Eine Minute noch. Ich lief die Treppe ins Erdgeschoss runter und sprang sogar über die letzten beiden Stufen, um so schnell wie möglich unten anzukommen. Ich könnte mich eigentlich im Badezimmer einschließen und so tun, als wäre ich nicht zuhause. Aber dafür war es nun zu spät, da die Klingel bereits betätigt wurde. Mit schlagendem Herzen und widerlichen, aus Nervosität vollgeschwitzten, Achseln öffnete ich die Tür. Und schon stand vor mir ein grinsender John, mit einer Kippe im Mund. "Bei uns wird nicht geraucht." Ohne etwas zu sagen, spuckte er die Zigarette auf den Boden und zerdrückte sie mit seinem Schuh. "Schön hast du es hier." "Passt." "Darf ich reinkommen?" Im Idealfall würde ich jetzt nein sagen und er müsste draußen bleiben, weil er eigenlich ein Vampir war. Aber sowas passierte mir natürlich nicht. Ich trat zur Seit, um ihm zu bedeuten, dass er reinkommen durfte. Er schritt, mit riesigen Schritten, ins Haus und hinterließ eine Spur aus Dreck.Jetzt musste ich auch noch nachher den Boden fegen, wenn ich nicht wollte, dass meine Mutter mich darüber ausfragte, wer zu Besuch gewesen war. Denn wir hinterließen zusammen, noch nicht mal so viel Dreck. "Ist deine Mutter gar nicht zuhause?" "Die ist unterwegs." "Also sind wir alleine?" "Ja." Wieso hörten sich solche Fragen, bei ihm immer so zweideutig an?! Der Blick den er mir im nächsten Moment zuwarf, beantwortete meine gedankliche Frage bereits. Denn er sah mich an, als würde er nicht nur mich, sondern auch gewisse Regionen meines Körpers besser kennenlernen wollen. Da er mich danach immer noch anstarrte, musste ich mein Bedürfnis unterdrücken, meinen Gürtel enger zu stellen.