Badboy-isch?

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"Wie fandest du den Film?" John stopfte gerade alles, was wir nicht aufgegessen hatten, in die Mülleimer vorm Kino. "Ganz gut." Eigentlich war ich immer noch ziemlich verstört. Ein abgeschlagener Kopf und ein paar ausgehöhlte Augen waren eben doch nicht mein Fall. "Nicht, sehr gut?" Er spielte definitiv nicht auf den Film an, sondern auf die unzähligen Male, die er mir in den Schritt gefasst hat. Was total unpassend gewesen war, wenn man mal bedenkt was für Szenen zu sehen waren. Einmal hat er mein Knie gekrault, gerade als einer schwangeren Frau ihr ungeborenes Baby aus dem Leib geschnitten wurde. Extra hatte er uns auch einen der berüchtigten 'Pärchensitze' ausgesucht, natürlich nur, damit er mich ungestört befummeln konnte. Tausend mal konnte ich seine Hand erfolgreich wegschieben, aber ab und zu landete sie da, wo sie auch hin wollte. "Also gibt es noch Verbesserungsbedarf?..." Sein Blick schrie förmlich danach, das er sein 'Können' am liebsten sofort verbessert hätte. Ich überlegte mir, ihn selbst mal zu ärgern, indem ich seinem Ego mal einen heftigen Tritt verpasste. "Anscheinend schon, weil, viel gemerkt hab ich eh nicht." In mein Blick steckte ich alles an Schauspielkunst, was ich besaß. Scheinbar sah ich dabei um einiges kühler und unnahbarer aus. "Ich kenne dich ja gar nicht so..." Er schien nach dem passenden Wort zu suchen. "Badboy-isch." Das war wirklich das bekloppteste Wort, dass ich jemals gehört hatte. "Badboy-isch..." Ich versuchte das '-isch' so albern wie möglich zu betonen. "...gibt es gar nicht, als Wort." "Fällt dir was besseres ein?" "Nö." "Na, siehst'e." Aufeinmal spürte ich einen nassen Tropfen auf meiner Nase und John scheinbar auch. Im nächsten Moment goss es auch schon, wie aus Eimern. Sofort hatten wir uns, unter das mikrige Dach, der Bushaltestelle, gestellt. Gerade weil es so mikrig war, standen wir am Ende eng an eng nebeneinander. "Hast du Bock, mit auf 'ne Studentenparty, am Wochenende zu gehen?" "Partys sind eigentlich nicht so mein Ding." "Stell dich nicht so an. Das wird lustig." Er stuppste mich leicht von der Seite an. "Wir sind aber noch nicht mal Studenten." "Man kann immer davon ausgehen, dass ein Großteil der Leute, auf Studentenpartys, minderjährig sind." "Und wie soll man denn dann reinkommen?" "Kontakte. Ich kenn zum Beispiel den aktuellen Türsteher." Natürlich hatte John die nötigen Kontakte, um auf Partys zu kommen. Der Regen prasselte sanft um uns herum auf den Boden und das Dach, über uns. Irgendwie war es romantisch. "Du bist siebzehn, oder?" Das er mein Alter wusste, überraschte mich auch nicht. Denn auch das hätte er im Klassenbuch nachlesen können. "Ja." "Und du warst wahrscheinlich noch nie auf Partys oder auf Rave's." Ich wusste noch nicht mal, was ein Rave war, geschweige denn, ob ich überhaupt hingehen würde. "Nö." "Gut, dass du jetzt mich hast." Ehrlich gesagt wollte ich ihn ungern als Mentor, wenn es um Partys oder Alkohol ging. "Wie schön." Das meiner Antwort ein kleines bisschen an Begeisterung fehlten, dafür aber viel Sarkasmus enthielt, überhörte er nicht. "Sehe es als einen Pfad, der Selbstfindung." Musste ich mich unbedingt übergeben, um mich selbst zu finden? "Und ich muss ja testen, ob du mehr der Darm-Typ oder der..." Ich hielt ihn auf, bevor er noch etwas sagen konnte. "Habs verstanden!"

Chris und John.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt