Teil 1

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Aiden

Abwartend blickte ich die Uhr am anderen Ende des Raumes an. Es waren noch exakt fünf Minuten bis Schulschluss und der verdammte Lehrer an der Tafel konnte einfach nicht aufhören zu reden.

Ich meine hallo, wer passt da noch auf?!

Die ganze Klasse bereitete sich bereits auf den Nachmittag vor. Selbst die Streber in der ersten Reihe kippelten bereits nervös mit ihren Stühlen!

Deswegen schmiss ich meine Stifte ins Mäppchen, schloss den Reißverschluss und beförderte es zusammen mit den Notizen der jetzigen Stunde in den Rucksack.

„Aiden Jackson, was machen Sie da? Die Stunde ist noch nicht zu Ende!", richtete der Lehrer seine Adleraugen auf mich. Im ganzen Klassenzimmer wurde es still und natürlich richteten sich wie so oft die Blicke aller Mitschüler auf mich. Ich verdrehte die Augen, schnaubte und warf demonstrativ einen Blick auf meine Uhr. Drei, zwei, eins...

Der Schulgong ertönte und ersparte mir somit eine Antwort, mit der ich bestimmt wieder beim Rektor gelandet wäre.

Kaum hatte es geläutet, war ich aus dem Raum gestürmt und stürmte bereits über den Flur in Richtung Ausgang.

Mich pissten alle so an. Vor allem die Lehrer, die meinten, sie müssten dir helfen. Dabei wussten sie rein gar nicht! Ja verdammt, ich benahm mich scheiße und hatte deswegen verdammt oft Ärger am Hals, doch das hieß nicht, dass ich zurückgeblieben und dumm war.

Nein, mein Vater hat schon dafür gesorgt, dass mir das nicht passierte!

Wenigstens einen Lichtblick gab es in meinem Leben, wenn er auch noch so verkorkst war. Und dieser jemand tauchte kurz bevor ich meinen Wagen erreicht hatte, neben mir auf. Mein bester Freund, seit ich ihm vor zwei Jahren, an meinem ersten Tag, in dieser Hölle begegnet war:

Nathan Crossshield. Dessen Nachname zwar äußerst scheiße ist, aber zum Glück nicht wirklich beeinträchtigte.

Auf jeden Fall war Nathan an dem besagten Tag wie ein rich Kid aus Big Apple im Ferrari vorgefahren. Mit einer Sonnenbrille im Gesicht war er an diesem wohlgemerkt regnerischen Tag auf mich zugeschwankt. „Hey!", hatte dieser Typ mir zugeschrien. Zuerst dachte ich, ich „stand ihm im Weg", aber es kam ganz anders:

„Kann ich ne Zigarette haben?" Da ich mich seelisch auf meinen ersten Schultag in dieser Kleinstadt-High-School-Hölle vorbereiten musste, zog ich gerade an einer Zigarette. „Ja, klar!", entgegnete ich und reichte ihm meine Zigarettenschachtel. „Danke Bro, nach dieser scheiß Partynacht, habe ich nämlich meine verdammten Kippen auch noch verlegt!", jammerte Nathan

Heißer. Sein nach Alkohol stinkender Atem war dabei nicht zu überriechen. Ich reichte ihm daraufhin auch noch mein Feuerzeug und tja, seitdem waren wir sozusagen unzertrennlich.

„Hey Bro, Britney ist vorhin auf mich zugeschwankt und hat nach dir gefragt!", meinte Nathan, „Hast sie gestern wohl zu hart rangenommen." „Das hätte sie wohl gerne!", verdrehte ich meine Augen, „Das einzige Mal wo ich was mit ihr hatte war letztes Jahr auf deiner Party und da habe ich mich volllaufen lassen, wie du sicherlich noch weißt!"

Britney Dorson – die Schulmatratze-, war einfach nur nervig. Letztens musste ich sogar ihre Nummer löschen, da sie ständig Sex-Chat wollte und mir Nacktbilder schickte. Ich stand auf Sex, aber doch nicht mit ihr! Außerdem machten mir schon allein ihre langen pinken Fingernägel und ihr Gesicht, das aussah, als wäre sie in einen Schminkkoffer gefallen, Angst!

„Bist du heute Zuhause?", wechselte Nathan zum Glück das Thema. „Nein, muss meinem Onkel in der Werkstatt helfen.", verneinte ich frustriert. Meine Mum und ich lebten bei ihrer Schwester und da sie alle meinten „Das Geld wächst nicht auf den Bäumen", musste ich meinem Onkel viel zu oft in dessen eigener Firma helfen, obwohl er selbst die meiste Zeit auf der faulen Haut lag.

„Gut, ich komme dann vorbei!", verabschiedete sich mein Kumpel und schlenderte zu seinem teuren Sportwagen, „Wir sehen uns!" „Tschüss!", stieg ich in meinen weißen Honda.

Anschließend fuhr ich ohne Umschweife nach Hause, da mein Magen wirklich verdammt Laut geknurrt hatte. Doch kaum hatte ich einen Fuß ins Haus gesetzt, steckte meine geliebte – Hust – Nicht – Hust - Tante ihren Kopf aus der Küche. „Wo ist Lily?" „Keine Ahnung! Woher soll ich das wissen?", entgegnete ich genervt. „Aiden Jackson, sie ist deine jüngere Cousine, also hast du auch die Verantwortung für sie, wenn ich nicht in der Nähe bin!", wies sie mich zurecht. Ich wollte mich an Tante Betteny vorbeischieben und sagte: „Lily ist alt genug um mit dem Bus zufahren, sie ist kein Kleinkind!" „Aiden Jackson, du holst jetzt sofort Lily von der Schule ab, da wir es so ausgemacht haben und aus oder willst du das ich deinen Onkel anrufe?!", schrie sie mich an.

Wutendbrand stürmte ich wieder an ihr vorbei. Was hat mir meine Mutter da nur angetan?

Also fuhr ich wieder zurück zur Schule, da meine tolle Cousine, die wohlbemerkt nur ein Jahr jünger als ich war, nicht mit dem Schulbus fahren konnte. Da ich gerade so richtig auf hundertachzig war, bretterte ich mit zu hoher Geschwindigkeit über den Schulhof und kam mit quietschenden Reifen direkt im Pausenhof zum Stehen. Das kleine Flittchen ging mir zwar die meiste Zeiten gegen den Strich, aber irgendwie fühlte ich mich gegenüber ihr auch wie ein großer Bruder in der Pflicht, auch wenn ich das niemanden erzählte.

Genervt zündete ich mir eine Zigarette an und wartete auf die kleine Bitch.

No way Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt