Teil 60

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Jessica

Das ich in dieser Nacht mit Nathan schlief war keinesfalls zuvor von mir geplant worden. Aber sein Charm hatte mich überzeugt. Lustvoll hatte ich mich bereitwillig und ohne jegliche Konsequenzen zu durchdenken ihm einfach hingegeben.

In der Ferne hörte ich Lily nach mir schreien, sie wollte wissen, ob ich mit ihr nach Hause fahren wollte. Schnell zog ich mich an und stürmte auf sie zu. Nathan ließ ich einfach im dreckigen Feld zurück. Lily hatte noch nie Sex, aber Sofia sah es mir sofort an. Doch aus ihrem Mund kam diesbezüglich kein einziges Wort. Ihre wissenden Blicke waren schlimmer als alles was sie mir an den Kopf hätte werfen können. In Lilys Auto fanden wir uns alle schließlich ein. Es war dunkel und still. Die Radiomusik hatte ich abgestellt. Schlechteste Idee meines Lebens! All meine Gefühle kochten hoch und bahnten sich einen Weg empor in mein Herz. Verzweifelt versuchte ich einem Anfall zu entgehen. Bilder meines Lebens kamen hervor und zeigten sich gnadenlos vor meinem inneren Auge; wie ich mit Lars klaute oder mit Nathan rauchte. Noch schlimmer waren die unzähligen One-Night-Stands. Jedes einzelne zeigte sich mir; reizte unerträglich an meinen Nerven.

Ich betete, dass Nathan keins werden würde, aber ein Teil in meinen Tiefen schwor mir, dass er eines sein würde. Dieser Gedanke setzte sich fest wie ein Pfropfen in einer Wasserleitung und drohte unter dem Druck mit Gewalt heraus geschleudert zu werden. Zum Glück war es dunkel im Wagen, so sahen sie nämlich nicht meine aufkeimenden Tränen. Erbarmungslos stürzten sie aus meinen langweiligen Augen. Wie Wasserfällte, die sich in einen entreißenden Strom ausbreiteten. Bevor ich auch nur schluchzen konnte, hielt Lily ihr Auto an. Ich stürzte aus dem Auto. Schreiend stürmte ich den Seitenstreifen entlang. Man sollte meinen, ich hatte keine Kraft mehr dazu, aber die besaß ich noch; ein Adrenalinstoß suchte mich nämlich heim.

Die vorbeifahrenden Wagen ignorierte ich. Alles musste raus. Im Augenwinkel sah ich Lily und Sofia mitleidig am Auto lehnen. Mir war alles zu viel. Ich brauchte keine mitleidigen Blicke, besonders nicht von meinen besten Freundinnen. Auf meinen Arsch ließ ich mich fallen und fing wieder an zu weinen. Das Adrenalin war mir entwichen. Mit der Zeit kamen meine besten Freundinnen dazu. Tröstend legten sie ihre Arme um mich. So saßen wir gefühlte Stunden zusammen im feuchten Gras. Dankbar für ihr Dasein heulte ich nur noch mehr. So fürsorglich waren sie! Sie mussten ja nicht einmal um was es ging. Nur Vermutungen konnten sie anstellen. Was für eine Freundschaft!

Erst viel zu spät kehrten wir zurück in Lilys Wagen. Ich stellte den Radio wieder an. Davor bedankte ich mich bei Lily und Sofia mit einem schlichten Danke. Der Abend war gelaufen. Wenn ich Zuhause ankam, würde Mum mich zusammenscheißen. Das dachte ich zumindest. Zu meinem Glück schlief sie ausnahmsweise ruhig im Bett und rührte sich nicht, als ich ins Haus trat. Lily lieferte mich als erstes ab. Sofia wohnte schließlich nur zwei Straßen von ihr entfernt. Als ich mich ins Bett legte, schlief ich sofort ein. Ich träumte von Nathan. Zusammen badeten wir in der Karibik. Der Ozean umgab uns. Ich wünschte mir nicht sehnlicher herbei, als ihn neben mir schlafen zu sehen. Klar, er hätte sicherlich neben mir auf dem Feld geschlafen. Aber dieser Ort war nichts für uns Beide!

No way Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt