Teil 52

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Aiden

Früh am Morgen brach ich auf, um nach Houston zu gegangen. Naja, eigentlich fuhr ich so wie immer los. Nur das mein heutiges Ziel nicht die High-School war. Davor hatte ich noch heftig mit meiner Mutter gestritten, da ich 1. Lily nicht mitnahm und 2. Sie mir nicht mehr traute und wenn ich schon nicht Lily zur Aufsicht mitnahm, wenigstens mit dem Bus fahren sollte. Ich dachte gerade zurück an den Streit, als ich meine Sporttasche auf den Rücksitz knallte.

Zehn Minuten früher:

Genüsslich löffelte ich mein Müsli aus und trank währenddessen eine Flasche Wasser dazu. Über den Rand meiner Müslischale beobachtete ich meine Mum, wie sie mit ihrem Handy beschäftigt war. Das erste Mal seit ein paar Tagen, dass sie mich nicht anschrie – noch nicht. Was sie am Montag in der Schule wollte, wusste ich bis dahin immer noch nicht. Die Stille im Raum verwirrte nicht nur mich. Auch meine bekloppt, normale Cousine warf mir immer wieder einen Seitenblick zu. Gekonnt ignorierte ich sie. Ich war schon fast fertig mit meinem Frühstück – Lily war schon zum Schminken aufgebrochen -, da nahm mich meine Mum endlich wieder ins Visier. Abwartend starrte ich zurück. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mich anschreien würde. Prompt fing es an: „Du nimmst heute Lily mit oder du fährst mit dem Bus!" Ich warf den Löffel in die Schüssel und schnauzte sie an: „Warum sollte ich, sie hat ihr eigenes Auto?!"

Okay, im Nachhinein betrachtet, hatte ich sie ganz leicht provoziert. Einen kurzen Moment war meine Mum wieder geschockt von meinem Ton. „Du brauchst es nur sagen. Du vertraust mir nicht. Das hast du nie getan!", warf ich ein. Eigentlich war es nicht meine Absicht gewesen, sie auf die Palme zu bringen. Doch es war bereits zu spät! „Natürlich vertraue ich dir nicht, wenn du jede Nacht weg bist und illegale Straßenrennen fährst!", schrie sie mich an. Ich verharrte in der Bewegung mit meiner Wasserflasche. Jetzt wo sie es aussprach, tat es doch wesentlich, als ich erwartet hatte. Meine mutter vertraute mir nicht, obwohl sie nicht einmal von meiner schlimmsten Sünde, dem Drogengeschäft wusste! Zu viel zu wahrer Mutterliebe. Doch was solls, sie hatte mir nicht mal geholfen beim hinwegkommen über die Trauer um meinen Vater. Das war ich ganz allein gewesen! Außerdem musste ich durch mein Business einen gewissen Abstand zu ihr wahre, um sie zu schützen. „Warum streiten wir überhaupt, es ist alles bereits gesagt! Du hasst mich und ich hasse dich!", schrie ich sie, meine Mutter, an, „Ich muss jetzt los!"

Danach war ich in mein Zimmer gestürmt und hatte meine Sporttasche geholt. Das Frühstück würde ich wo anders nachholen, dachte ich mir. Der Schulrucksack lag in irgendeiner Ecke. Meine Familie würde sowieso dahinterkommen. Wie immer fuhr ich mit überhöhter Geschwindigkeit aus der Einfahrt und verließ danach die Stadt.

Back in the reality:

Gemütlich fuhr ich über den Highway schnurgerade aus Richtung Houston. Bis ich in der Stadt ankam dauerte es ein paar Stunden. Davor legte ich einen kleinen Zwischenstopp in einem Dinner ein, um zu Frühstücken. Eine dreiviertel Stunde später brach ich wieder in die Stadt auf. Zufrieden ließ ich meinen Blick über die allzu vertraute Umgebung schweifen. Hier wurde ich geboren und hier hatte ich das erste Mal gefickt. Grinsend kam ich da auf einen geilen Gedanken. Für den Mittaghatte ich eigentlich geplant einen alten Freund zu besuchen, aber eine alte Bekannte tat es davor auch. 😊 Um mein erstes Ziel zu erreichen, musste ich erst einmal die halbe Stadt durchqueren.

Mit festen Schritten stieg ich aus meinem Wagen und spazierte die Einfahrt rauf. Lässig drückte ich die Türklingel. Ich wartete auf eine verwöhnte Cheerleaderin. Keine zwanzig Sekunden später wurde die Tür von einer überraschten Megan Graham aufgerissen. Sie starrte mich ungehindert an: „Aiden!" Lange war es her. Während ich mir durch mein Haar fuhr, fing ich an zu grinsen. Die Erinnerung an unser letztes Treffen war noch vorhanden.

No way Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt