Teil 85

2.6K 59 5
                                    

Jessica

„Wehe er verletzt dich noch ein einziges Mal!", mahnte mein Vater. Schnell zog ich mir meine Turnschuhe an und schlang mir die Tasche über die Schulter. „Das wird er nicht!", umarmte ich ihn, „Bye!" „Bye!", entgegnete er. Danach schlüpfte ich an meinem Vater vorbei aus dem Haus.

In der Einfahrt lehnte bereits Nathan an einem schwarzen Porsche. Sein Lächeln war ungezwungen und so voller Liebe. „Hi Babe!", begrüßte mein Freund mich liebevoll. „Hi Schatz!", grüßte ich zurück. Wir gaben uns einen flüchtigen Begrüßungskuss und stiegen dann in sein Auto.

Glauben konnte ich es zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht, dass wir uns erst vor drei Tagen getrennt und nach einem Tag wieder versöhnt hatten. Nathan und ich konnten einfach nicht ohneeinander.

Flashback:

Es klingelte an der Haustür. Genervt blickte ich von meinen Übungen auf. Gerade jetzt, wo ich intensiv lernte, war niemand da um die verdammte Haustür zu öffnen! Also ergab ich mich und stapfte in den Flur. Um meine angestrengten Nerven zu beruhigen atmete ich einmal tief durch und öffnete dann die Haustür.

Scheiße! Was zum Henker macht der hier?!

Vor mir stand die einzige Person auf Erden, die ich in diesem Moment auf gar keinen Fall sehen wollte: Nathan Crossshield. Und er hatte auch noch einen verdammt kitschigen Strauß voll Rosen in der Hand! Reflexartig verpasste ich ihm eine kräftige Ohrfeige, riss ihm den Strauß aus der Hand und knallte ihm die Haustür vor der Nase zu.

Panisch starrte ich auf die Tür. Es klingelte erneut. Mit zitternden Händen legte ich die Rosen auf einer Kommode im Flur ab. Anschließend atmete ich erneut tief ein und öffnete die Tür erneut.

„Jessica, es tut mir so verdammt leid! Ich wollte dich nie verletzten! Keine Ahnung was in mich gefahren ist! Du weißt das ich Sofia nicht ausstehen kann... ich habe einfach überreagiert! Scheiße! Jessica ich vergöttere dich doch! Ich weiß das du viel zu gut für mich bist, aber bitte, bitte nimm mich zurück! Du bist die Liebe meines Lebens! Ich liebe dich!", brach es aus ihm heraus. Nathan war kurz davor, für mich auf die Knie zu fallen. Doch ich konnte ihn noch im letzten Moment davon abhalten, indem ich diesen – meinen – Idioten einfach einen Kuss schenkte, welchen er natürlich überrascht, sowie erleichtert erwiderte.

Flashback Ende

Der Weg in die Schule dauerte wie in den letzten Jahren auch nicht lange. Es war mir ein Rätsel, wie schnell und unbemerkt die Zeit an uns vorbeigerauscht ist. Dies war unsere letzte offizielle Schulwoche. In der nächsten Woche standen ein paar Prüfungen statt und dann kam nur noch die Abschiedsfeier. Anschließend gingen alle nach dem Sommer auf ihre Colleges und nichts war mehr so wie zuvor.

Nathan parkte in der ersten Reihe des Parkplatzes. „Ich schmeiße am Freitag eine Party, die letzte vor dem Abschluss, bei mir Zuhause. Du bist die Erste, die es weiß.", grinste Nathan mich an. „Ich hoffe ich bin dein Ehrengast!", neckte ich ihn. „Immer doch!", bestätigte er. Mit diesen Worten stiegen wir aus. Unsere Sonnenbrillen verhinderten, dass wir unter dem Gestarre unserer Mitschüler eingingen, wie eine nach Wasser hungernde Pflanze. Händchenhaltend durchquerten wir die Menge an Schülern.

„Lily hat gesagt, dass die Schülerzeitung uns für die Abschlusszeitung interviewen will.", erzählte ich ihm schmunzelnd. „Ich wusste dich, dass der Tag einmal kommen wird!", fing mein Freund an zu lachen.

Es hatte noch nicht einmal geklingelt, da waren auch schon die wildesten Gerüchte im Umlauf. Sara sollte angeblich so kurz vorm Abschluss die Schule geschmissen haben. Ganz glauben tat ich dem Ganzen nicht. So war es immer nach den Ferien. Alle gaben vor etwas mehr zu wissen, als der andere, doch eigentlich hatte ich geglaubt, Nathan und ich wären das große Gesprächsthema.

„Habt ihr mitbekommen: Sara soll die Schule geschmissen haben!", erzählte Lily uns mit großen Augen. „Das glaube ich nicht.", sagte ich stirnrunzelnd. Man durfte nicht alles glauben, was in dieser Kleinstadt alles getratscht wurde!

„Es stimmt auch nicht! Sara hat mir auf der Abschlussfahrt gebeichtet, dass sie schwanger ist. Sie hat mir geschrieben, dass sie es heute allen sagen.", klärte Sofia uns auf. Geschockt starrten wir die Tochter des Sheriffs an. Doch Sofia zog mich und Lily zur Begrüßung nur in eine Umarmung. „Hey Bro, alles klar?!", schlug Nathan bei Aiden ein. „So gut wie es einem an einem Montagmorgen eben gehen kann.", entgegnete Aiden scherzhaft. Ich sah überrascht zu ihm. „Was macht ein Aiden Jackson um diese Uhrzeit überhaupt in der High School?", legte ich den Kopf schief. Aiden blickte zu Sofia und zog sie an sich. Liebevoll küsste Aiden Sofia auf die Haare. „Meine Freundin in die Schule fahren.", lächelte der Bad Boy der Stadt sanft.

Wow! Ich war schockiert. Was hatte meine beste Freundin nur mit ihm gemacht?

Gerade setzte ich zu einem Kommentar zu seinem Verhalten an, als wirklich ausnahmslos alle Gespräche im Schulflur verstummten. Sie alle blickten zum Haupteingang. Als ich das Gleiche tat, wusste ich auch warum.

Carter Malone spazierte gutgelaunt zur Tür herein. Dies wäre nichts Besonderes gewesen, hätte er nicht Saras Hand gehalten und diese ein T-Shirt mit dem Aufdruck „I am pregnant!" getragen. Grinsend begann ich zu klatschen. Sofia schüttelte nur noch grinsend den Kopf. „Ha, ich habe doch immer gesagt, dass er mal eine schwängert!", stieß mein Freund neben mir lauthals aus. „Fuck! Du Penner!", schlug Aiden sich eine Hand gegen die Stirn. Anschließend kramte er sein Portmonee aus der Hosentasche und zog 50$ heraus. Dankbar nahm Nathan ihm diese ab. „War ja klar!", schnaubte Lily mit dem Blick zu ihrem Cousin, „Toll! Jetzt, jetzt kann ich bestimmt ein Interview mit Sara auch noch führen!"

Ich musste lachen. Manches ändert sich einfach nie!

No way Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt