Teil 43

3.7K 83 2
                                    

Sofia

Obwohl das Training eine Stunde dauerte, war es schneller vorbei, als gedacht. Die drei Wochen ohne Ballett hatten mir keineswegs geschadet. Ganz im Gegenteil. Endlich waren die Blasen, welche durch das stundenlange Üben in den Spitzenschuhen hervorgerufen wurde, verschwunden. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. In der neuen Tanzschule durfte ich dreimal die Woche trainieren, was mich wirklich glücklich stimmte.

Schon seit mich meine Mum mit fünf Jahren zum Ballett geschickt hatte, war ich Feuer und Flamme fürs Tanzen. Kein Tag verging, an dem ich nicht an die nächste Stunde dachte. Die Mädchen in meiner Klasse waren alle sehr nett und freundlich, nur besuchten sie alle -, da die Tanzschule in der Nachbarstadt war - eine andere Schule als ich.

Anschließend an das Training zog ich mich um und wartete vor der Tanzschule auf meinen Vater. Er hatte mir beim Frühstück versprochen, mich abzuholen. Doch bis jetzt war keine Spur von ihm. Es war nicht das erste Mal, dass er zu spät kam. Gerade als ich beschloss auf dem Handy anzurufen, kam er mit seinem Streifenwagen um die Ecke gedüst. Lächelnd grüßte ich meinen Vater und stieg ein. Wir unterhielten uns, wie es mir an diesem Tag in der Schule gegangen war und er erzählte mir von seiner heutigen Arbeit.

Unvermittelt kam ein Funkspruch für Dad. Unsere Feierabendstimmung war zerstört. Es fand offenbar ein illegales Straßenrennen auf dem Highway statt, auf welchen wir gerade fuhren. Meinem Vater wurde die sofortige Aufgabe zuteil, es sofort zu stoppen. Ein Katz- und Mausspiel begann.

In mein Unterbewusstsein drängten sich die Gerüchte um Aiden Jackson, der demnach Autorennen fuhr. Außerdem hatte mich Lily zu einer Party heute von ihrem Cousin eingeladen, welche ich allerdings abgesagt hatte, da ich Aiden nicht ausstehen konnte. Er war ein frauenfeindlicher Egoist, mit Sexsucht und Aggressionsproblemen. Meinem Vater erzählte ich lieber nicht meine Beobachtungen.

Und plötzlich wurde meine Vermutung zur Wahrheit. Nun rasten wir nicht mehr zur illegalen Rennstrecke. Nein, wir waren einem Mitschüler dicht auf den Fersen, den ich nicht ausstehen konnte. Aiden Jackson war gefährlich!

Dad gab sein Nummernschild eilig an die Zentrale weiter. Bereits nach wenigen Sekunden hörte ich Aidens Namen durch die Sprechanlage. Er war sowas von geliefert. Während Dad meinem Mitschüler weiterhin dicht auf den Fersen war, versuchte ich erst einmal alles zu verdauen. Freitagabend wollte ich es eigentlich ruhig angehen lassen und jetzt war ich gefangen in einer Verbrecherjagd, die Hollywood Konkurrenz machte. Ein Kollege von Dad hatte sich bereits in der Stadt bereitgestellt und wartete nun nur noch auf Aidens Ankunft.

Keine fünf Minuten nach ankommen in der Stadt war Aiden gefasst und auf den Rücksitz verfrachtet worden. Durch den Rückspiegel sah ich den hinter einer Plexiglasscheibe und mit Handschellen gefesselten Bad Boy. Dieser blickte genervt an die Decke. Er machte keinen nervösen Eindruck für jemanden, der gerade in einem Polizeiauto saß. Dar war bestimmt nicht seine erste Fahrt!

Vater fuhr nach seiner Festnahme schnurstracks ins Stadteigene Police Department. Dort angekommen zerrte mein Vater Aiden Jackson ins Department. Unschlüssig folgte ich ihnen. An dem neuen Arbeitsplatz von Dad war ich noch nie zuvor. Aber wie immer war ich frei für neues. Der neue Arbeitsplatz von ihm sah eigentlich fast genau so aus, wie sein Alter.

Ein Beamter kam Dad auch gleich entgegen und erzählte ihm etwas. Während mein Vater antwortete, setzte er Aiden auf einen Plastikstuhl vor seinem neuen Büro. Er sagte mir, ich solle auf den Schüler aufpassen, dass dieser nichts Dummes anstellte und verschwand dann mit krachender Tür in seinem Büro. Seufzend setzte ich mich neben Lilys Cousin. Ich war eindeutig nicht mit der Situation zufrieden.

Dann kam es plötzlich über mich und ich gab mir einen Ruck. Schließlich musste ich noch länger mit ihm leben: „Hast du wenigstens das Rennen gewonnen?" „Natürlich habe ich es gewonnen!", schnaubte Aiden genervt, ,,Nur das Preisgeld kann ich mir abschminken." „Wie viel hättest du bekommen?", fragte ich weiter. „Um die 2.000 Dollar, damit hätte ich locker die Partykosten wieder hereinbekommen.", erzählte Lilys Cousin. „Eine Party, die du jetzt vergessen kannst.", seufzte ich.

Ich war äußerst erstaun darüber, dass er mir all meine Fragen beantwortete, die ich ihm gestellt hatte. „Naja, ich bin mir sicher, dass Nathan die Party trotzdem eröffnet hat.", ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, welches viel zu oft viel zu genervt aussah. „Du lässt Nathan auf dein Haus aufpassen?! Lily wird ausflippen!", sah ich ihn sichtlich geschockt an.

Aiden warf mir einen bist-du-wirklich-so-dumm-Blick zu: „Spinnst du, der hat doch nichts anderes als Alkohol und Frauen im Sinn!" „Dir ist also egal, wenn dein Haus nicht mehr steht?", wollte ich von ihm wissen. „Nein, Mum und mein Onkel würden mich köpfen!", erklärte Aiden Jackson, ,,Carter passt auf der Party auf. Er fickt zwar auch ständig, nur macht er auch etwas, wenn man ihn darum bittet." Ich war nicht sicher, ob Carter besser als Nathan Crossshield war. „Ich will nicht wissen, was er dafür wollte, oder?", hakte ich nach. „Nein, das willst du nicht!", pflichtete er mir bei.

Schnell wechselte ich das Thema, bevor er nicht mehr mit mir sprechen würde: „Wie weit bist du im Projekt?" „Dadurch das ich mit einer Tussi, die auf mich steht, zusammenarbeiten muss, fast fertig.", berichtete mir der 18-jährige, ,,Aber es ist Freitag und somit Wochenende, weshalb ich heute nur mit ihr gefickt habe!" Von dieser unverblümten Antwort war ich sichtlich geschockt. Dies bemerkte selbst der arrogante Bad Boy: „Entschuldige Mauerblümchen, dass ich dich mit meiner Aussage so schockiert habe, aber ich nehme darauf keine Rücksicht!"

Von seinen Worten sprang ich zornerfüllt auf: „Ich bin kein verdammtes Mauerblümchen!" „Ach ja und warum benimmst du dich dann wie eines? Du bist ja schlimmer als Lily!", erwähnte Aiden ganz ruhig. Er wollte mich wirklich auf die Palme bringen! Ein richtig großes Arschloch war er. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Es war zum Kotzen! Ganz nett hatte ich mich mit ihm unterhalten und er kam mir mit so etwas

Was für ein Vollidiot konnte man überhaupt sein, um so war auch nur im Entferntesten zu erwähnen. Keinesfalls war ich wie Lily. Ja verdammt, ich tanzte Ballett und schmiss mich nicht gleich an jeden Typen in Greifweite ran. Und keinesfalls war ich Lily! Sie war eine ganz andere Liga. Außerdem kannte er mich höchstens zwei Wochen, in deren Zeit wir uns nur ganz kurz unterhalten hatten. Wenn man das überhaupt Unterhaltung nennen konnte. Aiden Jackson war der größte Idiot, der mir je über den Weg gelaufen war. Jedes unserer Gespräche wurde von Hass und Verachtung geführt.

„Ich bin nicht wie Lily!", schrie ich ihn an.

Genau in dem Moment eilten Aidens Mutter, seine Tante und sein Onkel zur Tür herein. Jetzt konnte der große Anschiss beginnen. Wütend stampften sie auf den Sträfling zu. Sie überhäuften ihn mit Drohungen, bis mein Dad aus seinem Büro trat und die Drei hereinbat. Sie folgten ihm unverzüglich.

Eine gespenstische Stille breitete sich zwischen mir und Aiden Jackson aus. Es vergingen zehn Minuten, in denen sich dieser Zustand nicht veränderte und ich einfach nur im Raum umherstreifte. Dann kamen für Erwachsene wieder aus dem Büro. Aidens Onkel und mein Vater unterhielten sich lachend, während Aidens Handschellen von einem anderen Polizisten abgenommen wurde. „Ich weiß zwar nicht, was aus Aiden werden soll, aber ich hoffe Mr. Wood, dass ich sie beim Football der High School antreffe.", sagte Lilys Vater. „Ich werde schauen, was sich einrichten lässt und bitte nennen sie mich Matt!", stimmte mein Vater zu. Danach verließ Aidens Familie uns und ich konnte endlich nach Hause.

No way Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt