Teil 68

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Sofia

Seitdem Winterball war nun eine Woche vergangen und schon in der folgenden Woche fuhren wir auf Abschlussfahrt. Nach der Schule war ich sofort ins Büro der Werkstatt gefahren und hatte dort einen anstrengenden Nachmittag verbracht. Ich zog mich gerade für meine Ballettstunde um. Überraschenderweise hatte mich Scott Williams angerufen und mir mitgeteilt, dass Aiden mich hinfahren würde. Von dieser Nachricht war ich mehr als verwirrt. Schließlich hatte ich seit dem Ball kein einziges Wort mehr mit dem Bad Boy gewechselt. Bereits am Tag darauf war er am Schulflur an mir vorbeigegangen und hat mich ignoriert, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Aiden war wieder zum Bad Boy mutiert. Ich fragte mich wirklich, ob er vor meiner Tür stehen würde, um mich ab zu holen. Meine Zweifel waren stark. So wie wir getanzt haben, würde ich nie vergessen, aber er war allemal ein Typ mit Hang zum Eigenwillen.

Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel, welcher an meinem Schrank befestigt war. Ausnahmsweise trug ich an diesem Freitag schon meine weiße Strumpfhose. Das rote Trikot betonte meinen Körper ein bisschen zu gut, bemerkte ich am Rande.

Es klingelte. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und rannte runter ins Erdgeschoss. Ich riss die Haustür auf und vor mir stand niemand geringeres als Aiden Jackson. Leicht schockiert starrte ich ihn einige Minuten an. Er war wirklich gekommen! Der Bad Boy, welcher sich um nichts und niemanden etwas scherte, stand vor meinem Haus. Ich hätte schreien können! „Kommst du jetzt oder nicht?!", fuhr mich Aiden an. Offenbar war er bereits leicht gereizt. Schnell stürmte ich zu der Schuhablage und zog mir meine Turnschuhe an. Danach schnappte ich mir noch meine Jacke und eilte dann nach draußen. Schwungvoll ließ ich die Tür ins Schloss fallen und ging auf den Honda zu. Aiden war bereits ohne mich vorgegangen. Doch erst als ich mich auf dem Beifahrersitz niederließ, fuhr Aiden aus dem Hof.

„Es wundert mich, dass du gekommen bist.", kommentierte ich schüchtern. „Meine Familie hat mich gezwungen!", entgegnete Aiden. Ich krallte meine Hände in meine Tasche. „Freust du dich schon auf die Abschlussfahrt?", startete ich einen Versuch mich mit ihm zu unterhalten. „Auf Mexiko schon, aber nicht auf unseren Schul-Scheiß.", sagte Aiden, „Lass mich raten, du flippst schon seitdem du von der Fahrt erfahren hast aus und Lily ist deswegen total eifersüchtig auf dich. Bestimmt hast du schon längst alles gepackt." „Um ehrlich zu sein, ich habe noch keinen Handstrich gemacht und habe eher Angst vor der Fahrt!", beichtete ich. Aiden schnaubte verächtlich.

Danach folgte eine leicht bedrückende Stille, in der ich mich fragte, was ich hier überhaupt tat. „Lily hat erzählt, dass du gerne laufen gehst und boxt.", sagte ich. „Was interessiert es dich eigentlich was ich tue?! Für euch bin ich doch sowieso das Arschloch das Drogen vertickt und jedes dahergelaufene Mädchen, was sich anbietet, flachlegt!", knurrte Aiden. Er war eindeutig bereits nach kurzer Zeit von meiner Anwesenheit gereizt. „Das habe ich nie gesagt!", verteidigte ich mich. „Nein, weil ihr zu feige seid es mir ins Gesicht zu sagen!", krallte er die Hände um das Lenkrad.

„Selbst wenn Aiden, niemand will dir deswegen etwas Böses, sie wollen alle nur das Beste für dich!", erklärte ich. „Hör mir auf mit deinem Schwachsinn!", meinte der Bad Boy zornig, „Lass mich einfach in Ruhe!" Anschließend fuhr er mit quietschenden Reifen in einer Parklücke und wir hielten direkt vor der Tanzschule. Aiden sah stur geradeaus. Für ihn war die Sache beendet. „Bis später!", verabschiedete ich mich, „Danke fürs mitnehmen! Und denke nicht so schlecht von deinen Mitmenschen!" „Verpiss dich!", murrte Aiden. Seinen Blick konnte ich nicht erkennen

Etwas stach in mein Herz. An diesem Winterball hatte ich mehr Gefühle für diesen Vollpfosten entwickelt, als ich vertragen konnte. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Umso erniedrigender war es, wenn er mir jedes Mal wieder mit Abscheu entgegnete.

Von Jessica wusste ich, dass Aiden sie hasste. Er und Nathan waren zwar noch immer beste Freunde, nur verbrachte Nathan die Pausen nun immer öfter mit Jessica und Aiden griff vermehrt auf seine Nachbarn Jayden und Ryker oder Carter zurück. Erst am Vortag hatte Lily mir stammelnd gebeichtet, dass sie sich in den kiffenden Jayden Young verliebt hatte. Zwar war ich wegen der Freunde von Jayden nicht sehr angetan von ihm, aber immerhin war er der Vernünftigere der beiden Brüder. Lily war ganz rot geworden und ich hatte ihr meine Zustimmung versichert, nicht zuletzt deswegen, weil ich die Blicke gesehen hatte, die sie ihm immer zugeworfen hatte, sobald er in ihrem Haus an ihr vorbeigegangen war. Aiden hatte mir dann jedesmal mir einen genervten Blick zugeworfen und die Tür hinter sich zugeworfen. Außerdem war sie genauso meine beste Freundin wie Jessica. Auch wenn diese sich immer mehr von uns entfernte, seit sie mit Nathan Crossshield zusammen war.

Ich schlug die Autotür hinter mir zu und spazierte auf meine Tanzschule zu. Ein Mädchen aus meiner Tanzklasse passierte kurz vor mir die Eingangstür und hielt mir freudestrahlend die Tür auf. Schnell bedankte ich mich und folgte ihr ins Innere des Hauses.

Im Eingangsbereich unterhielten sich bereits einige Freundinnen von mir. Alle warteten darauf, endlich in die Umkleidekabine zu können, in welchen sich gerade die Jüngeren umzogen. „Hallo Sofia!", schrie eine große schlanke Schönheit aus einer Gruppe direkt in der Mitte des Raumes. Alle aus der Gruppe drehten sich in meine Richtung, als sie meinen Namen hörten. Lächelnd und etwas peinlich berührt gesellte ich mich zu ihnen.

Die Gruppe brachte mich auf den neuesten Stand ihrer High School und quetschte mich dann über den Bad Boy Aiden Jackson und die Playboys Carter und Julian aus. Aus mir unerklärlichen Gründen waren die Vier über die Grenzen von Blackheil hinaus bekannt. Doch von Nathan war kaum noch die Rede, seitdem er vergeben war. Natürlich redeten sie auch noch über ihn, aber nicht mehr in meiner Anwesenheit. Offenbar trieb Nathan sich noch immer mit anderen Mädchen herum. Deswegen musste ich schleunigst mit Jessica reden. Nur war sie immer ausgebucht. Die Partys, welche sie mit Nathan besuchte, waren sehr Zeitaufwändig.

„Und Sofia, was gibt es Neues von unserem Aiden?", wickelte sich Nicky eine Haarsträhne interessiert um den Finger, wobei sie das „Und" unnötig in die Länge zog, aber die Aufmerksamkeit der anderen Mädchen war ihr deswegen gesichert. „Nichts das ich wüsste.", zuckte ich die Achseln. Ich erzählte ihnen natürlich nichts von meinem Coiffeur. Sonst wäre ich nämlich das Gesprächsthema Nummer eins gewesen. Außerdem erzählte ich ihnen aber auch nichts von dem Test heute, welchen wir herausbekommen hatten; Aiden hatte die volle Punktzahl erreicht! Doch ich wollte das „Ansehen" von Aiden natürlich nicht schmälern.

„Ach komm, gib es zu, du bist seine heimliche Freundin, nur willst es vor uns nur verheimlichen! Weißt du, wenn er der heiße Cousin meiner besten Freundin wäre, ich ließe mich sofort von ihm schwängern!", grinste Liana verträumt. „Du hattest doch noch nicht einmal dein erstes Mal. Aiden würde dich nicht einmal eines Blickes würdigen.", warf Amanda ein. „Für ihn würde ich sogar vor Gott sündigen!", entgegnete Liana fest entschlossen. Die Gruppe lachte kopfschüttelnd. „Wisst ihr was ich gehört habe, Fiona McLottness hat es diesen Montag mit Aiden getrieben!", flüsterte Nicky geheimnisvoll.

„Whaaaat!", kam es von uns allen und wirklich jeder in der Eingangshalle starrte Fiona an. „Was?! Nur weil ihr alle zu verklemmte Spießerinnen seid, braucht ihr mich nicht so blöd an glupschen!", meinte sie arrogant. Alle begannen zu lachen. Sie gab nur ein genervtes Schnauben von sich.

Danach redeten wir noch ein paar Minuten über etwas anderes und konnten unsere Sachen dann endlich in der Umkleide abstellen.

No way Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt