Kapitel 8: Lektionen über Lektionen

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Sichtwechsel: Layla

Mein Lächeln verstarb, als wäre eine aufgesetzte, hübsche Maske abgefallen und hätte die Wahrheit, das hässliche Entlein, enthüllt. Es war wie ein eiskalter Schlag ins Gesicht. Rasendes Höllenfeuer breitete sich in mir mit einer Welle der Wut aus und verschluckte jedes bisschen Gelassenheit und Ruhe in mir. Was übrig blieb war roher Zorn, der sich durch meinen Körper bohrte wie eine Sehne durch ein ehemals gutes Stück Fleisch und es dadurch durchwachsen machte. Ich spürte den tiefsten Hass auf sie, der irgendwo aus meinem Herzen hervorgekramt und nur für sie zubereitet wurde, als wäre mein abgrundtiefer Hass ein Gericht, das nun verzehrbereit vor ihr stand. Diese ignorante Tusse und Adelige, die jeder liebte und, die sich für was Besseres hielt! Ich spürte große Lust darauf, sie umzubringen und ihr meine Zähne in den Hals zu rammen. In meinen Gedanken sah ich ihr süßes Blut aus dem zarten Körper quellen wie der Brunnen der ewigen Jugend, der bloß in dunkle, rote Farbe getunkt war, und spürte das befreiende Gefühl von Genugtuung, das allerdings sofort wieder verschwand, weil es ja leider nur eine Vorstellung war. Die Welle des Hasses breitete sich in meinem Körper wie ein nie enden wollendes Lauffeuer aus und verschluckte alle anderen Gefühle, sodass sich nur die eisige Kälte des Hasses in meinem Körper ausbreitete. Liebend gerne hätte ich ihr Gesicht gesehen, wenn sie erfuhr, dass ich genau das wollte. Wahrscheinlich wäre sie nicht mal überrascht. Oder würde es mir nicht glauben. 

Mit einem Blick voll entflammtem Hass und brodelnder Wut, abschätziger Ablehnung und eisiger Kälte starrte ich finster in ihr Gesicht. Wenn sie wüsste, welche Mühe es mich kostete, den Hass nur in meinen Gedanken mit Leibeskräften auszubrüllen und nicht durch körperliche Gräueltaten an ihr oder Dritten loszuwerden!

Wusste sie, dass ich sie hasste, oder war sie im Unwissen, was alles von mir anging? Bemerkte sie ihr adeliges Getue überhaupt? Dass sie sich für was Besseres hielt?

Mum tat, als würde ich nicht allein durch mein Zuhause finden und lotste uns bis nach unten in den Hof.

Mein ganzes Leben lang spürte ich nichts anderes, als herablassende Blicke meiner Eltern, Schimpfereien und Bestrafungen, die nicht minder mein Feuer zügelten, sondern dafür sorgten, dass es zu einem Lauffeuer wurde, das ohne Grenzen zu kennen ausbrach und alles auf seinem Weg vernichtete, bis nichts mehr zu vernichten war. Statt das Feuer zu schüren oder zu löschen gaben sie mehr Brennholz nach. Mit jedem weiteren kalten Blick. Mit jedem Schrei in mein Gesicht. Mit jedem harten Handgriff. Mit jeder einzelnen Gottverdammten Bestrafung. Bis nichts mehr übrig war außer einer explosiven, launischen Hülle, die meine andere Persönlichkeit wie ein Schutzschild umgab. Deshalb und nur deshalb war ich so, wie ich war. Und das war unveränderlich, solange meine Familie noch existierte. Also würde es sich auch niemals ändern! Ich würde weiter schreien und schimpfen. Sie würden mich weiter bestrafen. Ohne ein Ende in Sicht.

„Hau endlich ab! Ich bring die Auserwählte schon zum Marktplatz. Ich bin kein Baby mehr!", schrie ich ihr ins Gesicht.

„Nicht in diesem Ton! Was erlaubst du dir eigentlich?", brummte sie ärgerlich und prüfte mit ihren Händen, ob ihr ach so piekfein- korrekter Dutt noch immer ach so piekfein- korrekt war. Ich spürte Wut in mir aufkeimen wie Feuer aus dem Mund des Drachen.

„Genug um dich lächerlich vor einer Adligen zu machen. Ich habe in der Politik ja sogar eine höhere Bedeutung als du es jemals haben wirst. Dabei bin ich nicht mal volljährig!"

„Wenn du jetzt noch einen Ton sagst...", drohte sie. Ihre Augen leuchteten schwarz auf.

„Was dann? Schneidest du mir die Zunge ab?", provozierte ich sie weiter.

„Ja, vielleicht werde ich genau das tun! Und jetzt geh mir aus den Augen! Verschwinde, du dummes, intrigantes Ding!"

Reflexartig spuckte ich ihr vor die Füße und wisperte drohend: „'nen Scheiß Dreck wirst du tun!"

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt