Epilog: Aber es ist nicht das Ende

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Ein paar Monate später:

Ich betrete das Restaurant an der Ecke wie abgemacht. Bei einem Blick nach rechts sehe ich Layla in einer Nische mit Jake sitzen. Isabelle brabbelt freudig, als sie die vielen Eindrücke des Restaurants wahrnimmt.

Ich habe mich dafür entschieden, sie doch zu mir zu nehmen und sie eigenständig groß zu ziehen. Zum einen glaube ich, dass es uns beiden gut tut, jemanden zu haben, den man lieben kann und zum anderen glaube ich auch, dass sie irgendwann froh sein wird, etwas über ihre richtige Mutter zu erfahren, wenn sie dazu bereit ist und es hören möchte. Sie wird von Anfang an in dem Glauben aufwachsen, dass sie eine Mutter hatte, die ihr Leben für das Leben ihrer Tochter gelassen hat und Isabelle über alles geliebt hat. Sie wird alles über die Abenteuer und mein früheres Leben erfahren, was sie wissen will.

Aber auch andere werden die ganze Geschichte erfahren. Jeder sollte wissen, was auf dem Schlachtfeld geschah und wie es dazu kam, womit alles begann...

Layla steht auf, als sie uns beide sieht. Wir treffen uns oft. Sie ist immer noch glücklich mit Jake. Die beiden haben sich ein Haus gekauft im Wald, genau auf der Mitte der Grenze des ehemaligen Grenzgebiets von Vladwick und dem Fenriswald. Die Grenzen und Rassentrennung gibt es nicht mehr. Die Ortsnamen bestehen zwar weiterhin, doch darf jede Kreatur sich ansiedeln, wo sie will und auch heiraten, wen sie will. Das war zur Zeit des Untergrunds undenkbar. Es gibt Gesetze, die all unsere Leben schützen. Mord, Diebstahl, Betrug und so weiter wird bestraft, aber nicht mit dem Tod, sondern mit einer Strafe im Gefängnis. Es gibt Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit in ganz Screenwich. Für jede Kreatur gibt es einen Vorgesetzten, der für die Interessen dieser Kreatur einsteht. Es herrscht eine Demokratie, in der jeder die Möglichkeit hat, etwas zu erreichen. Also auch ich. Mir wurde die Stelle als Bürgermeisterin angeboten, deren Job es ist, den Frieden im ganzen Land zu sichern. Ich überlege, irgendwann einmal anzunehmen. Aber natürlich erst, wenn Isabelle groß genug ist, zumal ich ohnehin ewig lebe und mich so nicht beeilen muss.

Wir setzen uns hin und bestellen etwas zu essen, während Layla Isabelle auf ihren Schoß setzt.

„Wie ist das so, ein Kind zu haben?", fragt sie neugierig.

Überrascht horche ich auf, als sie sich ein Wasser und kein Bier bestellt. Hierzu ist zu sagen, dass die Essenstabletten und auch die Schlaftabletten von Fate bereits überall im Land Gebrauch finden. Es ist unfassbar schön, endlich Pizza oder Schokolade essen und schmecken zu können. Jedenfalls hat gerade Layla es sich zur Aufgabe gemacht, wo sie doch ein Vampir ist und ohnehin nicht fett werden kann, alles zu essen und trinken, was in ihren Magen rein passt. Blut braucht sie nur noch als Nahrungsergänzung, trinkt es aber dennoch genau so viel wie vorher. Bier ist nun ihr neues Stammgetränk. Zumindest dachte ich das...

„Es ist anders. Ich benutze keine Schlaftabletten, sondern bleibe durchgängig wach, weil sie gerade in der ersten Zeit sehr oft wach war. Man muss sie füttern, zu Bett bringen, sie beschäftigen, Windeln wechseln und so weiter. Mittlerweile schlafe ich aber nachts und benutze den Schlafsand."

„Es hat sich in Screenwich im Vergleich zu früher so viel geändert, das ist unfassbar", meint Jake und genießt sein Steak. Ich nicke.

„Am besten ist noch die Sonne. Jeden Morgen den Sonnenaufgang zu sehen ist eine Erleichterung. Es zeigt den Neuanfang und den Unterschied zu früher, der so wichtig ist. Aber der Sonnenuntergang ist auch schön." Ich spreche die Wahrheit. Die Sonne gibt mir Kraft, alles zu überstehen, weil ich in den Stunden, wo ich traurig bin, mich daran erinnere, dass es in jeder Dunkelheit Licht gibt.

„Was ist mit den Essenszeiten? Wann fütterst du Isabelle immer so?", fragt Layla weiter. Ich antworte erst ein wenig später.

„Ich glaube, dass die Essenszeiten bei den einzelnen Babys nicht wirklich gleich sind. Es kommt auf jedes einzelne Baby an. Isabelle hatte eigentlich einen recht guten Rhythmus. Ich fand es bis jetzt jedenfalls in Ordnung. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich ja in der Nacht nie müde bin und deswegen auch keine Probleme in der Nacht habe. Sie schreit nur recht selten und auch nur einmal, manchmal auch zweimal in der Nacht. Sie schläft ziemlich viel abends. Das ist natürlich nicht schlecht. Ihre Essenszeiten kann man eigentlich gar nicht wirklich eingrenzen. Wenn sie Hunger hat, schreit sie schon." Layla nickt nur.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt