Kapitel 1: Verlobung?

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Teil 1 von Fate and the present

Im Jahre 1619

Ein mächtiger Raum in roségoldener Farbe getränkt mit einem gemütlichen Himmelbett und hübschen Wandmalereien von englischen Vögeln aus der Poesie, die sich überall an den höheren Wänden und der Decke des Zimmers befanden, war vermutlich das schönste Schlafzimmer des Anwesens Cerkwallmanor. Dazwischen befanden sich vergoldete Ornamente an den Wänden, die die roségoldene Farbe von den traumhaften Malereien trennte. Ein riesiger Spiegel mit roségoldenen Verzierungen hing an einer Wand. Davor stand ein dunkler Holztisch, an dessen Kanten sich die vergoldeten Ornamente wiederspiegelten, auf dem glänzende Schächtelchen und duftende Fläschchen drapiert waren.

Erst auf dem zweiten Blick stachen einem vermutlich die beiden jungen Damen ins Auge, die auf einer roséfarbenen Sitzgelegenheit ohne Lehne in der Mitte des Raumes saßen und sich blendend zu verstehen schienen. 

Meine Kammerzofe Monique strahlte vor Entzücken, weil ich ihr den Wunsch erfüllt hatte, ihr Lieblingskleid aus meinem Kleiderschrank am heutigen Abend zu tragen. Es war ein blassrosafarbenes, fast weißes Exemplar mit ein paar hellblauen und tintenblauen Applikationen, die perfekt mit meinen hellblauen Augen und dem tintenblauen Rand um die Iris harmonierten-ihrer Meinung nach ein rosa, blauer Traum...Vielleicht war es das auch an einer Frau mit der richtigen Figur hierfür, aber bei mir wirkte das Kleid eher wie ein zu weit ausgestellter Kleiderständer mit der Musterung einer hübschen Tapete. Vielmehr war es wohl Monique, die sich selbst in der Vorstellung vom Tragen dieses extravaganten Kleides gefiel. Mich wunderte es nicht. Monique war hübsch und hätte sie dieses Kleid tatsächlich angezogen, hätte wohl jeder sie für die Adelstochter gehalten mit ihrer fraulichen Figur, die genau an den richtigen Stellen Kurven aufwies, die sich jeder Mann ersehnte, und dem scheinbar makellosen Gesicht, aber nicht mich. 

Betrachtete man letztendlich allerdings die Hände von ihr und mir, fielen eindeutige Unterschiede auf. Ihre waren robuster und wund. Meine unberührten, zarten Finger hatten nicht ein einziges Mal Kontakt mit der Arbeit gehabt. Für Schmuckdöschen, Haarbürsten, Seidenstoffe und Rosenwasser waren sie jedoch gerade recht.

Sachte griff ich nach der vergoldeten Bürste und begann, mein helles Haar durchzukämmen, damit Monique die lange Haarpracht in einen üppigen, hellblonden Haarberg verwandeln konnte. Ich selbst mochte solch aufwendige Frisuren nicht, doch nach meiner Meinung fragte natürlich niemand. Täte dies jemand würde ich schließlich auch kein luftabschneidendes Korsett tragen. Würde es wohl jemals hübsche Kleider ohne Qualen geben?

Während Monique für eine lange Weile mit der Frisur beschäftigt war, ließ ich meinen Blick auf das kostbare Familienamulett in meinen Händen gleiten, das ich erst vor kurzem erhalten hatte. Das Zeichen der Familie Ghostwind war in dem silbernen Anhänger eingraviert, der bei Tageslicht die Strahlen der Sonne einfing und sie in der Umgebung tanzen ließ wie pure Magie. So war es mir möglich, meine Familie immer nahe an meinem Herzen zu tragen. Es war wohl das schönste Geschenk, das ich je erhalten habe. Ich hängte mir das Amulett um den Hals und begann dann, meine blasse, porzellanartige Haut mit einem Hauch glänzendem Puder zu verschönern, das ich auf meinen rosigen Wangen und der kleinen Stupsnase bescheiden verteilte. Es gab nicht wenige Frauen, die genügend Puder auftrugen, dass sie im Licht der Kronleuchter selbst mit der strahlenden Sonne um den hellsten Schein konkurrierten. Zu diesen jungen Damen wollte ich sicher nicht gehören...

Meine Zofe Monique steckte gerade die letzte Strähne in der Hochsteckfrisur fest, sodass mein Haar nun oben in einem Getümmel auf dem Kopf festgesteckt war, das so manche Leute als bezaubernd erachteten. Es ziepte ein wenig, war aber viel erträglicher, als das Korsett um meinen Bauch, das so fest saß, dass ich nur wenig Luft bekam. Bis zur Schnappatmung fehlte nicht viel.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt