Kapitel 62: Rätsel, Rätsel, Rätsel

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Sichtwechsel: Jake

Am nächsten Tag standen wir erst recht spät vom Sofa auf. Nachdem wir uns alle fertig machten, verließen wir erst am späten Vormittag endlich das Zelt. Der Himmel schien in einem blassen Blau, welches fast von all den Wolken verdeckt wurde. Das Wasser peitschte und der Wind pfiff uns in die Ohren. Soweit das Auge reichte sahen wir bis zum Horizont nur Wasser. Keine hinter dem Wasser verborgene Welt...

Rose sammelte all unsere Sachen mitsamt dem Zelt wieder in die Tasche.

„Und wie kommen wir jetzt über das Wasser?", fragte Layla stumpf.

Laylas Frage wurde wie von selbst beantwortet, als sich große Massen aus dem Wasser erhoben. Mit geweiteten Augen starrte ich besagtes Spektakel an. Alles in mir spannte sich an. Was war das? Es waren Wesen, die ihre Köpfe aus dem Wasser streckten und auf Pferden auf der Wasseroberfläche stehen blieben. Es mussten etwa fünfzig Leute sein. Etwa zwanzig Pferde, auf denen merkwürdige Frauen- Sphinx, wie ich auf den zweiten Blick feststellen konnte- saßen, standen direkt auf der Wasseroberfläche und gingen trotzdem nicht unter. Die Pferde waren allesamt schwarz und sahen gefährlich aus. Ihre Mähne hatte grüne Strähnen. Bei einem Blick auf die Sphinx erkannte ich, dass sie schlammgrünes oder meerblaues langes Haar trugen und ein schönes Gesicht hatten. Weiter abwärts konnte man das aber nicht gerade behaupten, denn sie hatten einen Löwenkörper mit riesigen Flügeln wie die eines Adlers. Sie standen umringt um eine riesige, offene Unterwasserkutsche, auf der die mutmaßliche Herrscherin der Sphinx saß. Diese wurde von riesigen Seepferdchen gezogen und war geschmückt mit Korallen, Algen und Seesternen. Die Seepferdchen waren riesig und orange- gelblich, während die Sphinx auf der Kutsche ähnlich wie die anderen Sphinxe aussah, war nur größer und anmutiger. Links und rechts von der Kutsche befanden sich Nixen und lächelten uns aufmunternd zu. Rose erklärte schnell, mit wem wir es zu tun hatten.

„Die Pferde sind Kelpies. Auf ihnen sitzen Sphinxe. Sphinxe sind dafür bekannt, dass sie Rätsel lieben. Nehmt euch vor ihnen in Acht. Sie sind oft mit den Kelpies zusammen und können durch sie sogar an Land gehen. Auf der Kutsche sitzt die Herrscherin der Sphinx, denke ich. Die Nixen dort sind keine normalen Meerjungfrauen, sondern Sirenen. Sie sind dazu da, um junge Männer unter die Wasseroberfläche zu jagen, damit sie die Männer töten können. Besonders ihr, Jake und Paul, solltet euch vor ihnen in Acht nehmen. Normale Meerjungfrauen sind aber ungefährlich. Man erkennt den Unterschied an ihrer Schwanzflosse und den Augen. Normale Meerjungfrauen haben die unterschiedlichsten Farben bei ihren Schwanzflossen, meistens aber die Farben des Meeres. Eine Sirene hat bei ihrer Schwanzflosse immer nur die Farbe einer hässlichen Alge, also schleimig grün. Ihre Augen blitzen gefährlich dunkel auf. Die Augen der Meerjungfrauen sind wie die der Menschen. Die Seepferdchen heißen Hippokamps, sind den Sphinx als Diener treu ergeben, sind aber ungefährlich." Wir nickten alle schnell.

„Wer seid ihr?", fragte die Herrscherin der Sphinx in schneidendem Unterton.

„Wir sind Wanderer und wollen auf die andere Seite des Sees", antwortete Paul.

„Wer hat euch die Erlaubnis gegeben, dieses Meer zu überqueren?" Ihre Stimme klang gefährlich und forschend.

„Niemand", erwiderte Paul.

„Nun, normalerweise lasse ich niemanden auf die andere Seite. Aber heute ist euer Glückstag, denn heute werde ich mich erbarmen. Wir helfen euch über den See zu kommen, wenn ihr ein paar Rätsel für uns löst."

„Wäre es nicht mit einem einfachen Dankeschön genug?", wollte Paul wissen. Alle Sphinxe fingen an zu lachen.

Die Herrscherin deutete ihnen, leise zu sein, ehe sie sich wieder räusperte: „Und was hätte ich dann davon?"

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt