Kapitel 52: Von einer neuen Puppe

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Sichtwechsel: Jake

Sein Brüllen war unheimlich laut und Layla bekam alles ab. Er spuckte ihr ins Gesicht.

„Igitt!", schrie Layla angeekelt und wischte sich die Spucke aus dem Gesicht. Wenn sie heute wieder freikommen würde, wäre wohl eine erneute Dusche fällig, sosehr, wie der Yeti stank.

„Du... gehörst... mir!", befahl der Yeti.

„Nein! Lass mich sofort wieder runter. Sofort!", rief Layla und sah ihn böse an. Dann fing er an, sie zu schütteln wie eine Puppe. Erst nur ein wenig und dann immer heftiger und heftiger. Layla fing laut an zu schreien.

„Du... dummes... Ding. Meine... Freundin... soll... nicht... schreien", meckerte der Yeti.

Was machte er da nur? Wütend sah ich dabei zu.

„Stopp!", rief Rose schnell und flog zu Layla hoch. Der Yeti hörte mit dem Schütteln dennoch nicht auf. „Eine Freundin schüttelt man doch nicht. Eine Freundin behandelt man ganz toll. Du behandelst deine Freundin nicht toll. Eine Freundin darf man zu nichts zwingen. Eine Freundschaft ist freiwillig und darf nicht erzwungen werden. Verstehst du mich?"

„Aber, niemand... will... mit Yeti... befreundet sein. Yeti... will... Freunde. Yeti ist... immer alleine." Er sagte es leise, niedergeschlagen. Eine dicke Träne tropfte sein Gesicht herunter und fiel direkt auf Layla drauf wie eine ganze Dusche. Sie war klitschnass und tropfte. Aber mir war das egal, denn er schüttelte Layla immer noch durch die Gegend wie eine normale Puppe, dieses Monstrum. Man sollte ihn umbringen, sonst nichts. Innerlich drängte ich darauf ihm ins Gesicht zu schlagen und anzuschreien. Würde er Layla noch einmal schütteln, bekäme er es mit mir zu tun, war das Einzige, was ich dachte. Rose versuchte weiter, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

„Du kannst andere Freunde haben. Wir wollen deine Freunde sein, wenn du nett zu uns bist. Man behandelt Freunde immer gut. Man schüttelt sie nicht durch die Gegend. Wir sind deine Freunde und Freunde sind immer gut zueinander", erklärte Rose vorsichtig.

„Ihr... Freunde von Yeti?", wiederholte er. Rose nickte, allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob das so eine kluge Entscheidung war. In dem Gesicht von unserem weißen „Freund" zauberte sich ein riesiges Lächeln.

„Yeti... hat Freunde."

Dabei trampelte er ungeschickt auf dem Boden herum und freute sich wie ein Schneekönig, nur, dass er es in gewisser Weise ja auch war. Er hampelte herum und versuchte wahrscheinlich so etwas, wie, ja... tanzen. „Für immer bei mir bleiben. Yeti... nie wieder... alleine." Momentmal, der wusste aber schon, dass wir bald wieder gehen würden, oder?! Rose wurde etwas blass ums Gesicht, vielleicht lag das aber auch an der normalen Blässe als Geist. „Yeti, du bist unser Freund. Aber wir werden trotzdem wieder gehen müssen. Wir können nicht bleiben. Verstehst du?" „Ihr... dürft nicht... gehen. Ihr bei mir... bleiben. Sonst... Yeti wieder alleine." „Du musst doch aber nicht alleine hier in der Schneelandschaft bleiben. Du kannst zu den Schnerfs gehen. Ich bin sicher, dass du dich mit ihnen super anfreunden wirst. Ganz sicher. Wenn du sie rufst, werden sie bestimmt kommen. So bist du niemals alleine. Was hältst du von der Idee? Bitte höre doch jetzt auf, wütend zu sein. Das ist nicht schön. Und lass Layla, unsere Freundin, bitte endlich in Ruhe", flehte Rose ihn an.

Der Yeti sah auf seine Hände. In einer hielt er Layla fest umklammert. Sofort ahnte ich es. In einer Sekunde auf die nächste packte mich die Wut wie ein Blitz und ich verwandelte mich in einen Wolf. Ich knurrte und fletschte die Zähne. Dann ging alles ganz schnell. Er ließ Layla fallen, ich rannte auf sie zu und war in Rekordzeit bei ihr, sodass sie sicher auf meinen Rücken landete. In meiner Wolfsgestalt kehrte ich zu Paul zurück. Rose schwebte immer noch weit oben in der Luft bei dem Yeti.

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