Sichtwechsel: Paul
Die Klasse sah uns erwartungsvoll an, als erwartete sie, dass noch irgendetwas Spannendes passieren würde. Wir sahen die Lehrerin an. Und die Lehrerin sah abwechselnd von ihren Schülern zu einem Blatt, als wolle sie kontrollieren, dass sich jeder auf seinem Platz befand.
Nach einer Weile, in denen uns jeder von der Klasse ausgiebig gemustert hatte, legte die Lehrerin die Liste beiseite und fragte: „Wo sind denn noch Plätze frei?" Sie sah eine Weile geradeaus, dann von rechts nach links, und wieder von links nach rechts.
Schließlich räusperte sie sich und sagte: „In der Mitte der Klasse sind zwar noch zwei Doppeltische frei, jedoch halte ich es nicht für angemessen, wenn wir euch Vier einfach so der Klasse übergeben. Ihr solltet auch neue Freunde finden und von euren Geschwistern wegkommen. Aber wen setzen wir denn dann bloß um?" Ms Hawkins schaute auf ihre Füße.
Ich hatte noch nie eine Lehrerin gesehen, die so freundlich war und sich trotzdem nicht entscheiden konnte, wie die Sitzordnung in der Klasse verlaufen sollte. Dies war ja nun wirklich keine schwere oder gar wichtige Entscheidung. Aber gut, da meine Lehrer bis her allesamt nur Monster gewesen waren, hatte ich nicht die entsprechende Erfahrung um darüber urteilen zu können. Dennoch sollte sie mehr Härte gegenüber ihrer Schüler zeigen.
Zwei Mädchen fingen an zu tuscheln. Eine von Ihnen hatte langes, dunkelblondes Haar und trug einen Dutt. Ihre Augen strahlten in einem verschmutzten Blau. Zudem war sie relativ stark geschminkt und recht dünn für ihr Alter. Die andere hatte hellblondes, schulterlanges Haar und trug einen lockeren Pferdeschwanz. Sie war wohl recht sportlich veranlagt, was auf ihr sportliches Wesen zurückzuführen war und lächelte in das Gesicht von Jake.
Auch Ms. Hawkins bemerkte die Beiden. „Da Sie beide ja an einer anregenden Unterhaltung sehr interessiert zu sein scheinen, sollten sie sich doch bestimmt über zwei neue Gesprächspartner freuen, nicht wahr? Sophie, geh du bitte auf einen der anderen beiden Doppeltische. Du wirst dir mit Layla einen Tisch teilen! Rose, geh du doch bitte zu Jessica hin, ja?"
Sophie, das sportliche Mädchen, stand mit einem gequälten Blick zu Jessica auf und begab sich dann auf den vorderen, noch freien Doppeltisch. Rose lief zögerlich zu Sophies ehemaligen Platz hin und begrüßte Jessica mit einem schüchternen: „Hi".
Diese nickte ihr bloß grob zu.
Sophie begrüßte Layla ebenfalls mit einem Nicken, Layla ignorierte sie ganz.
„Matthew und Mike? Kann einer von euch sich hinter Layla und Sophie mit Jake setzen?" Der sportlichere Junge, Mike Johnson, stand auf und setzte sich hinter die Beiden.
Jake schlurfte zu ihm rüber, während ich mich zu Matthew setzte. Eine Weile war es still.
„Du bist Paul, richtig?", fragte er.
Ich nickte. „Und du Matthew."
Er nickte auch. „Warst du schon mal in London?"
Ich schüttelte bloß den Kopf. „Nein. Lebst du schon lange hier?"
„Schon immer. Seid ihr eigentlich Vierlinge? Weil ihr alle im gleichen Jahr geboren wurdet?"
Mr. Shepard hatte uns gesagt, was wir auf eine solche Frage antworten sollten. Demnach wiederholte ich seine Worte: „Rose ist adoptiert, während Jake und Layla Zwillinge sind. Das sieht man an der identischen Haarfarbe etwas, wenn du darauf achtest. Ich bin der Älteste. Nach meiner Geburt hab ich direkt Bruder und Schwester bekommen, als ich selbst noch nicht mal ein Jahr alt war. Wären die Beiden ein paar Tage später geboren worden, wären sie jetzt ein Jahr unter uns."
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Fate And The Present- Die Auserwählte
FantasyGut ist nicht gleich gut und böse ist nicht gleich böse. Aber wer bist du wirklich, wenn die Grenzen verschwimmen? Was soll Rose nur tun? Es ist nicht nur so, dass die 16-jährige Adelige aus dem beginnenden 17. Jahrhundert gestorben ist...Nein, jetz...