Kapitel 54: Part 2

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„Ihr seid mein!", brachte der Ghul hervor.

„Ihr seid unser!", beanspruchten die Zombies uns für sich selbst. Layla musste sich zusammenreißen um nicht gleich laut loszubrüllen, dass sie niemandem gehören würde. Wir warfen ihr einen warnenden Blick zu. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen starrte sie ihren Feinden ins Gesicht, war kurz davor, auf sie zuzulaufen und ihnen ihre Zähne in den Hals zu rammen. Jake hielt sie fest umklammert und warf mir einen ratlosen Blick zu. Ich gab den beiden ein Handzeichen. Sie sollten bloß warten und keinen Mucks von sich geben. Eine ungute Vorahnung beschlich mich.

„Mein!", wiederholte der Ghul wütend und so laut er es konnte. Zwei Zombies ignorierten ihn und trotteten auf uns drei zu. Wir traten ein paar Schritte von ihnen zurück. Uns musste schnell etwas einfallen.

Plötzlich sprang der Ghul auf. „Mein!", schrie er bedrohlich und unendlich aggressiv. Dann hüpfte er gelenkig auf den Kopf von einem der Zombies- einem großen Mann, der zu seinen Lebzeiten vermutlich nur bis Mitte fünfzig Jahre alt geworden war- und riss ihm den Kopf ab, schmiss ihn vor unsere Füße. Er rollte, blieb vor meinen Füßen liegen. Leblose, tote Augen starrten in meine Richtung. Blut floss auf den Boden. Seine Haut versteinerte.

Erschrocken schrie Layla auf, Jake hielt ihr sofort die Hand vor dem Mund. Der Ghul riss weitere Körperteile von ihm ab, zerteilte ihn in kleine Stücke und fraß ihn blitzschnell ganz auf. Dies dauerte nur wenige Sekunden. Der Anblick war einfach nur entsetzlich. Geschockt hielt ich die Luft an.

Es dauerte nur kurz und der zweite Zombie setzte sich in Bewegung, wollte zu den anderen zurückkehren, doch auch bei ihr, früher ein zierliches Mädchen, kurz vor dem Tod erst erwachsen geworden, sprang er auf die Schultern und riss ihr das Herz, ein schwarzer Brocken, kaum zu erkennen, aus der Brust und schmiss es uns vor die Füße. Den leblosen Körper ließ er zu Boden sacken. Tiefe Furchen bildeten sich in ihrem Gesicht und die Haut versteinerte. Eine Weile war es still. Der Ghul kam bedrohlich auf uns zu.

Layla riss ihre Augen auf und flüsterte wimmernd: „Warum konnte er die Beiden nicht in einem aufessen?" „Als würde das einen Unterschied machen." Meine Gedanken ratterten. Wir brauchten eine Lösung. Roses Hilfe konnten wir nicht erwarten. Vielleicht war sie meilenweit weg.

Erst dann reagierten die restlichen Zombies und liefen gemeinsam als Gruppe zu dem Ghul hin, bildeten einen Kreis um ihn herum. Drei Zombies nahmen ihn gefangen und hielten ihn fest, aber der Gul wehrte sich und biss zweien von ihnen ins Bein. Sie fielen auf der Stelle zu Boden. Tot. Ihre Gesichter versteinerten. Einmal hatte ich gelesen, dass der Biss eines Ghuls tödlich war.

„Was sollen wir tun?", flüsterte Jake. „Jetzt wäre der Moment um loszulaufen."

Schnell schüttelte ich den Kopf. Angespannt betrachtete ich das Szenario. Zwei andere Zombies kamen ihnen zu Hilfe und fesselten den Ghul. Dann riss ein anderer Zombie, der wohl Stärkste von allen, ihm den Kopf ab. Schwarzes Blut spritzte uns entgegen, als der graue Kopf auf den Boden fiel und ein dumpfes Geräusch von sich gab. Geschockt starrte ich den Kopf an.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Erleichterung überkam mich, die sogleich wieder erlosch, sobald ich an die verbliebenen Zombies dachte, die nicht besser als der Ghul waren. Sie waren zu dem Gleichen fähig. Erinnerungen gruben sich mir unter die Haut, als ich daran dachte, was ich selbst erlebt hatte, was ER selbst getan hatte. Und ich erkannte IHN in dem wieder, was der Ghul und die Zombies getan hatten. Seine Handschrift. Etwas verharmlost vielleicht. ER würde mir noch so einiges mehr antun, als das, wenn ich ihm je wieder gegenüber treten würde.

Doch da wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. In einer Sekunde sah ich einen weißen Schimmer. Dann war er wieder vorbei. Stirnrunzelnd starrte ich in die Dunkelheit, konnte jedoch keinerlei Lichtschein ausmachen.

Schließlich blickten uns die Zombies an. Die zwei angebissenen Untoten wurden weggetragen. Einer der Zombies trat vor.

„Unser!", grummelte er und stapfte unbeholfen zu uns hinüber. Nun kamen sie von allen Seiten, umzingelten uns wie schon den Ghul zuvor. Auch von dort, wo vor wenigen Minuten noch der Ghul gestanden hat. Wir drei stellten uns enger aneinander. Angespannt ließ ich meinen Blick umherschweifen.

„Na super. Und was habt ihr jetzt für eine Idee?", wisperte Layla vorwurfsvoll. Ich wagte es nicht, meinen Blick von den Zombies abzuwenden. Weder Jake noch ich antworteten auf ihre Frage. Alles war still. Nichts geschah. Nur die undurchdringbare Stille, die so viel mehr bedeutete, als man zuerst dachte.

Doch da packten mich zwei Hände von hinten, schlugen mich kräftig- und da war es vorbei. Ich spuckte Blut, nahm meinen Ärmel und wischte es ab. Schmerzen dröhnten in meinem Gesicht, meine Schläfe pochte fürchterlich. Benommen bekam ich mit, wie ich in einen Sack gestopft wurde. Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf. Wo waren Jake und Layla?

Dann schloss ich kraftlos die Augen.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt