Kapitel 65: Vom Schlafen und einer vielleicht etwas zu gefährlichen Idee

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Sichtwechsel: Jake

Layla und ich stritten uns gerade darum, wer zuerst einen Film aussuchen durfte, als Paul und Rose schließlich wieder ins Zelt kamen. Mir fielen sofort die vier Beutel in deren Hände auf.

„Fate hat uns ein spezielles Pulver gegeben. Wir müssen uns einfach eine Prise in die Augen streuen und schlafen gleich ein", sagte Paul.

„Geil", rief ich und lief sofort zu Paul, damit er mir mein braunes Päckchen von diesem Pulver geben konnte. Bei mir war das so, dass man als Wolf nur ziemlich schlecht, also fast nie schlafen konnte. Warum wusste ich selbst nicht so genau. Ist ja aber auch egal. Nun konnte ich nämlich schlafen, wann ich wollte. Nur Layla schien nicht genau zu wissen, was sie davon halten sollte, als sie ihr rotes Päckchen von Rose entgegennahm. Rose verzog sich schließlich in ihr und Laylas Schlafzimmer, wo sie wahrscheinlich zum ersten Mal seit über drei Jahren wieder schlief. Auch Paul verzog sich in sein und mein Zimmer, als er aus dem Badezimmer kam. Dann verschwand auch ich in das Badezimmer für Menschliches.

Nachdem ich fertig war und wieder in das Wohnzimmer kam, musste ich feststellen, dass Layla immer noch reglos auf der Couch saß.

„Willst du jetzt ins Bad?" Sie schüttelte den Kopf.

„Vielleicht später!"

„Wie du meinst", erwiderte ich und setzte mich kurzerhand zu ihr. Eine Weile starrte sie mich nur ausdruckslos an und schaute dann wieder weg. Eine komische Stille entstand.

„Was ist mit dir los?", fragte ich schließlich.

„Könnte ich dich genauso fragen", antwortete Layla bloß ohne mich anzusehen.

„Warum?", wollte ich wissen.

„Warum setzt du dich hier zu mir hin, wenn du auch schlafen kannst?", stellte Layla die Gegenfrage.

„Warum willst du nicht schlafen?", fragte ich weiter.

„Ich habe noch nie geschlafen, okay?!", giftete Layla zurück. „Vielleicht will ich das ja auch gar nicht!"

„Und was ist, wenn du es eigentlich willst, dir deine Gedanken aber im Weg stehen? Warum versuchst du das nicht einfach mal?", sagte ich daraufhin sanft. „Du hast doch nicht etwa Angst?!"

„Natürlich nicht, du Idiot!", schnaubte Layla grimmig. „Du verstehst das doch sowieso nicht. Du bist doch allein zu blöd dazu um zu kapieren, dass... ach, egal." Sie drehte sich weg. „Geh doch einfach schlafen und lass mich in Ruhe."

„Ich werde mich keinen Millimeter hier fortbewegen, bis du mir endlich sagst, was los ist", erwiderte ich stur. Eine bedrückende Stille entstand. Niemand sagte etwas.

Es dauerte lange, bis Layla sich endlich räusperte: „Ich habe noch nie geschlafen."

„Ich weiß", entgegnete ich.

„Was ist, wenn es mir nicht gefällt?"

„Es wird dir gefallen. Das ist überhaupt nicht anstrengend, sondern erholend", sagte ich.

„Ich will aber nicht. Was, wenn... ach egal. Davon verstehst du sowieso nichts", murmelte Layla.

„Sag doch einfach. Machst du sonst ja auch immer", rief ich. Sie schüttelte wieder den Kopf.

„Lass mal."

„Wenn es dir hilft kann ich ja auch hier bleiben, bis du schläfst und aufpassen." Layla besah sich ihren Beutel noch einmal näher. Dann nahm sie eine kleine Prise zwischen ihre Fingerspitzen.

„Machen wir's zusammen."

Ich nickte und holte ebenfalls meinen braunen Beutel hervor. Schließlich legte sich Layla neben mich auf das Sofa und ließ das Pulver langsam auf ihre Augenlider fallen. Ich sah wie gebannt zu, als Layla ein langes Gähnen ausstieß.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt