Kapitel 59: Eine Uhr zu viel

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Sichtwechsel: Rose

Es dauerte nicht lange und wir verschwanden zurück in die Tasche und ins Zelt, wo ich eilig ein Abendessen für meine Freunde kochte, da es dann doch schon relativ spät war. Den Abend lang hatten wir viel zu erzählen, aber auch zu diskutieren.

„Ich fasse es einfach nicht, dass die wirklich eine Opfergabe an deinen Grandpa durchgezogen haben", meinte Layla laut.

Ich stimmte ihr leise zu. „Mich wundert vor allem, dass der Teufel sich dort hat zeigen lassen. Selbst eine Illusion von ihm scheint mir untypisch zu sein. Zumindest wissen wir so nun alle mit größter Sicherheit, dass wir nicht die einzigen sind, die von dem guten Teil wissen. Man hat uns alle also belogen. Ich frage mich, ob es einen bestimmten Grund hat, warum es so ist, wie es ist. Irgendetwas muss früher vorgefallen sein."

Am nächsten Tag waren wir recht früh wieder auf den Beinen, sodass es dazu kam, dass wir noch die ersten Sonnenstrahlen des Tages miterleben konnten, als die Sonne am Horizont erschien. Bereits um diese Uhrzeit herrschte auf dem Markt des Dorfes reger Betrieb. Heute hatten wir uns vorgenommen, das Dorf wieder zu verlassen und schon ein Stück über die Erdlandschaft zu gehen. Ich schauderte schon jetzt bei dem Gedanken an die Drachen, die uns dort erwarten würden. Wenn wir Glück haben würden, wären sie bestimmt nicht so schlimm, wie viele immer behaupteten. Allein die Tatsache, dass sie es uns lediglich erzählen konnten, weil sie überlebt hatten, trieb meine Neugierde etwas nach unten.

Als wir am Marktplatz ankamen, schlenderten wir betont unauffällig durch die Gassen, denn wir legten es nicht darauf an, noch einmal entdeckt zu werden. Es war eigentlich schade, wie sehr der erste Eindruck einer Stadt so täuschen konnte. Denn die Läden sahen alles andere als schlecht aus.

Ein edler Mann im Anzug trat gerade aus einem Juweliergeschäft heraus und winkte uns bedeutsam zu. Wahrscheinlich war es der Ladenbesitzer höchstpersönlich, der etwas von seinen Produkten an uns verkaufen wollte. Abdankend schüttelte ich den Kopf. Doch der Mann ließ nicht locker und kam auf uns zu. Verwundert blieben wir stehen.

„Guten Tag. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Heute habe ich tolle Angebote für Sie. Kommen sie nur in meinen Laden herein."

„Vielen Dank, aber...", fing ich an, aber der Besitzer unterbrach mich wirsch und lief auf Paul und Jake zu.

„Exquisite Uhren, meine Herren und die Damen den feinsten Schmuck. Mir nach!" Mit diesen Worten nahm er die Hand von Layla und mir und zog uns in den Laden. Verzweifelt versuchten wir uns, aus dem Laden möglichst höflich davonzustehlen ohne viel Aufsehen zu erregen. Jedoch ging es nicht.

„Machen Sie eine Anprobe und ich schwöre Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden."

Jetzt betraten auch Jake und Paul den Laden und blickten sich nach uns um.

„Würden wir jetzt gehen, würde es Verdacht schöpfen", flüsterte ich ihnen leise zu. „Nur eine Anprobe."

Der Mann kam zurück und sah uns an. „Was für Schmuck schwebt ihnen denn vor?"

„Einen Ring", erwiderte ich nach kurzer Überlegung. Schließlich war ein Ring der einzige Schmuck, den ich aufgrund meines Handschuhs anprobieren konnte.

„Oh, gibt es etwa einen Grund zum Feiern?", fragte der Mann und sah bedeutungsvoll von Paul zu mir. Schnell schüttelten wir beide den Kopf. Ich konnte nicht verhindern, dass mir die Röte ins Gesicht stieg. Wenig später probierte ich drei Ringe an, die wirklich nicht sehr schön waren, und legte sie mit der Begründung, ich könne es mir ja noch überlegen, wieder zurück. Layla probierte auch ein paar Ketten an und Paul ein paar silberne Armbanduhren. Nur Jake winkte ab, als ihm Uhren gezeigt wurden. Ich konnte ihn gut verstehen, denn er konnte kein Silber anfassen.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt