Kapitel 10: Gefangen

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Sichtwechsel: Layla

Ich sah Schwärze, sonst nichts. Spürte Kälte, sonst nichts. War allein. Alles war still. Nur meine Schuhe, die ich über den Boden schleifte zerstörten die Stille.

Wütend rannte ich an der Wand entlang und versuchte zu einer Tür zu gelangen, doch es gab keine.

Augenblicklich fragte ich mich, wie ich in den Raum gekommen war, erinnerte mich nur noch an meine undurchdringbare Wut, die ich dabei gespürt hatte.

Wer auch immer mich hierher gebracht hatte. Er war ein toter Mann. Ich spürte jetzt schon pure Lust ihn auf qualvolle Weise zu schlachten wie ein Schaf, nur brutaler. In meinen Gedanken stellte ich mir ein Blutbad vor. Ein abgetrennter Kopf. Augenblicklich schoss mir das Bild des Mannes in den Kopf und ich prägte mir sein Bild ein. Er wäre der Nächste, den ich umbringen würde. Und ich hatte einen Monat Zeit um mir eine grausame Art auszudenken, wie ich sein Leben beenden wollte...

An meinem Fuß war eine schwere Eisenkette befestigt. Mit all meiner Kraft versuchte ich, das Eisen aufzubeißen, aufzureißen. Ohne Erfolg.

Schreckliche Wut erfasste mich und ich flog zur Decke des hohen Turmes, stieß gegen die kalte Mauerwand. Doch nichts.

Kein Gitter, das ich durchbrechen konnte. Keine Falltür, die ich aufschlagen konnte.

Mit all meiner Kraft fing ich an zu schreien, lauter als ich es je getan hatte, rannte in der Zelle herum und schrie aus Leibeskräften in schrillen Tönen, dass meine Stimme nach kurzer Zeit anfing zu schmerzen, doch ich schrie weiter. Laut und dreckig, dunkel und kalt, schief und hoch. Doch keine Antwort.

Äußerlich flippte ich vollkommen aus, ließ all meine Wut heraus. Ich spürte den Willen und Drang nach Mord, wollte nichts mehr, als ihm den Kopf abzutrennen und ihn auszusaugen, verspürte Sehnsucht nach überhaupt einen Tropfen Blut. Egal von wem. Ich brauchte Blut, wollte es so dringend. Mein trockener Hals kratze und ich begann zu husten.

Kraftlos sank ich zu Boden, hatte keine Kraft mehr. Jede einzelne Sekunde dauerte eine Ewigkeit. Die Wände schienen immer enger zu werden, es schien als würde sich der Raum verkleinern. Stimmen hallten durch meinen Kopf.

„Ich will hier raus!", schrie ich. „Hallo? Ist da jemand? Ich will hier raus! Ich bin Layla Darklight und die Enkelin des wahrhaftigen Draculas. Wenn mich nicht hier irgendeiner jetzt in den nächsten Sekunden hier herausholt, schwöre ich bei Lillith der Mutter aller Vampire, dass ich jeden von euch töten werde auf die grausamsten Arten, die mir in meinem kreativen Verstand einfallen werden und dabei ein Lächeln im Gesicht haben werde. Ich schwöre bei meinem Namen, dass jeder von euch, der meinen Befehl verweigert, genau in einem Monat ein toter Mann sein wird. Ich schwöre bei meinem Großvater Graf Dracula, dass ich noch nie einen Schwur nicht gehalten habe. Und ich schwöre bei diesem Land und diesem Boden, dass ich auch jeden anderen, der mir in die Quere kommen wird umbringen werde, wenn er mich nicht jetzt auf der Stelle hier herausholt. Sofort! Ich befehle euch, euch eurem vorherigen Befehl zu wiedersetzen und mich frei zu lassen. Und zwar jetzt sofort. Sonst seid ihr in einem Monat tot. Und auch, wenn jetzt keine Antwort kommt, weiß ich ganz genau, dass mich hier jeder gehört hat. Richtet dem schmierigen Sklavenhirnidioten Shepard aus, dass er sich auf was gefasst machen kann, dieser Dreckskerl. Ich schwöre bei meinem Namen, dass ich ihn eines Tages töten werde. Egal, wie lange es bis dahin dauert."

Wütend stand ich auf. „Ich wiederhole das kein zweites Mal, ihr Idioten! Jetzt sofort raus!" Ich ballte meine Hände zusammen.

Ein paar Sekunden wartete ich. Auf irgendein Zeichen. Doch nichts kam. Missmutig sank ich zurück auf den Boden und lehnte mich gegen die kalte Steinmauer. Mit dem Kopf auf meinen Knien verharrte ich eine Weile in der Position.

Als ich irgendwann aufsah, ich hatte das Zeitgefühl vollends verloren, war es viel heller, oder zumindest gerade so hell, dass ich den Boden erkennen konnte. Es befanden sich ein paar Schulhefte und Bücher vor meiner Nase auf dem kalten Boden. Zum Teil Bücher für die Fächer in der Menschenwelt, als auch über die Fächer in Screenwich.

Plötzlich packte mich die Wut und ich schmiss die Bücher gegen die Wand.

„Ihr Schisser tickt doch nicht mehr richtig. Seid ihr bescheuert? Ich denke mir gerade Ideen aus, wie ich euch alle am besten umbringen kann und werde kein Wort in den Büchern lesen. Ihr seid alle echt tausendmal dümmer als ich gedacht hab, wenn ihr tatsächlich geglaubt habt, ich würde tun, was ihr wollt und lernen oder lesen. Es liegt eigentlich ganz bei euch. Ich komm hier ja so oder so raus. Ob jetzt in einem Monat oder heute. Nur mit dem Unterschied, dass ihr Leben dürft, wenn ich heute raus komme und ihr sterben werdet, wenn ich in einem Monat raus komme. Ich meine, was ist schon ein kurzer Monat, wenn ich doch unsterblich bin?"

Ohne zu zögern nahm ich eins der alten Schulbücher und schlug es mitten drin auf und riss die erste Seite heraus.

„Für den Mann, der mich als Abschaum eines Vampirs und Miststück bezeichnet hat. Ich werde ihm die Augen ausbeißen."

Ich zerknüllte den Zettel und riss einen weiteren heraus.

„Ich werde ihm einen Arm abtrennen."

Auch diesen Zettel zerknüllte ich, riss den nächsten heraus.

„Ich werde ihm die Zehen abbeißen", zerknüllte auch diesen Zettel und riss dann das ganze Buch kaputt, fügte hinzu: „Und dann breche ich ihm den Rücken, trenne seinen Kopf ab und spiele damit Fußball, oder besser gesagt Kopfball und werde den größten Spaß der Welt mit seinem Leichnam haben und sauge natürlich sein Blut aus. Oder vieleicht bringe ich ihn auch nicht ganz so qualvoll um."

Mittlerweile war das Buch Geschichte. Ironie, wenn man bemerkte, dass es ein Geschichtsbuch war.

„Aber ich habe euch da draußen Angst gemacht. Das weiß ich. Das spüre ich. Natürlich war das erst der Anfang. Ein kleiner Vorgeschmack. Und eine Warnung. Ihr kennt die wahre Layla Darklight noch nicht. Keiner kennt mich wirklich."

Ein gefalteter Zettel erschien auf dem Boden. Neugierig öffnete ich ihn.

Zwei Monate stand darauf.

„Ihr könnt mich mal", schrie ich wütend.

Sollte ich jetzt etwa zwei Monate hier bleiben?

„Ist mir scheißegal, Idioten", entgegnete ich laut.

Die Zahl auf dem Zettel änderte sich.

Drei Monate.

„Von mir aus könnt ihr mich auch noch länger hier festhalten. So bin ich euch wenigstens los und die nervige Außenwelt und muss nicht lernen, sondern kann einfach faulenzen."

Die Schrift auf dem Zettel änderte sich und neue Wörter kamen hinzu.

Wenn du noch länger weg bleibst verzögerst du alle Pläne und ein anderer wird Botschafter der Vampire.

„Das wollte ich sowieso nie sein. Dann kann ich ein ganz normaler Vampir sein und muss nicht mehr lernen. Ist doch eigentlich gar nicht mal so schlecht wenn ich es mir genauer überlege."

Ich wusste genau, dass Mr. Shepard mir zuhörte. Die Zettel hatten es mir bestätigt. Ungeduldig wartete ich auf weitere Zettel.

Doch es kam kein Zettel mehr. Es sollte nie wieder einer kommen...

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt