Kapitel 32: Wenn der Kopf bei zu vielen Gedanken fast platzt...

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Sichtwechsel: Rose

„Du musst böse sein, Rose. Hörst du. Böse!", hallte es in meinem Kopf wieder. Laylas Stimme spukte schon seit Stunden in meinem Kopf. „Und hör sofort auf, dich zu bedanken. Das ist krank."

„Roselia, Sie sind hier in einer anderen Welt. Das werden Sie an den anderen merken", ertönte plötzlich Mr. Shepards Stimme und ich drehte mich um, nur um meine Zimmerwand anzustarren.

Ich war allein.

„Am 31.Oktober werden Sie die Menschen erschrecken." Hastig nickte ich.

„Manchmal ist es besser, Fragen für sich zu behalten", erklärte Paul plötzlich.

„Du bist die Auserwählte! Nur du durftest hier nach Screenwich", sagte Madam Bouchet.

„Sei böse und gemein!", rief Layla wieder in meinen Kopf.

„Wir sollen keine Fragen stellen", meinte Paul wieder. „Ich hätte gedacht, Du hättest wenigstens ansatzweise Verstand um zu erkennen, wann man den Mund halten sollte und wann nicht. Deswegen wurdest Du doch auserwählt, wenn ich mich nicht irre. Weil du naiv und dumm und still bist und nicht nachfragst."

„Hör auf!", beschwerte sich Jake.

„Es ist besser, wenn Du nichts mehr fragst. Spiel einfach das Mädchen, was von nichts weiß und sei still und hör endlich auf, Fragen zu stellen. Es könnte sonst gefährlich werden." Pauls Stimme erlosch wieder.

„Sei immer du selbst und glaube an dich", flüsterte meine Mutter.

„Versprich uns, dass du uns nie vergisst."

„Großvater", sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und eine vereinzelte Träne kullerte meine Wange hinunter, als ich meine Großeltern vor meinem inneren Auge sah.

„Es freut mich, Lady Roselia, Sie endlich einmal kennen zu lernen, verehrte Cousine. Mein Name ist Henry Ghostwind und ich habe schon viel von ihnen gehört. Die Geschichten über ihre Schönheit und Klugheit werden ihnen gar nicht gerecht", sprach er und küsste meine Hand bei unserer ersten Begegnung.

„Du bist auch echt so ein Sonderkind, oder?", schrie Layla lachend.

Die Gedanken drehten sich und auf einmal konnte ich nicht mehr unterscheiden, was real und was unecht war. Ein Schrei durchhallte den kleinen Raum, der mir jetzt nur noch einsam und fremd erschien und für einen kurzen Moment konnte ich gar nicht fassen, dass der Laut von meiner Kehle stammte. Es war zu spät und ich fing bitterlich an zu weinen. Die Tränen rannten meine Wange hinab, aber es war mir egal.

Es war einfach nur unfair. Warum passierte mir das alles? Ich hatte doch nie um so etwas gebeten. Nie wollte ich böse sein. Nie wollte ich zu etwas gezwungen werden, was ich nicht wollte. Nie wollte ich so enden, wie ich jetzt war...

Langsam lief ich zu meinem Schreibtisch hinüber und öffnete die unterste Schublade mit dem kleinen Schlüssel am Amulett, in der ein unscheinbares Notizbüchlein, mein Tagebuch verborgen lag. Mit meinem schwarzen Füller begann ich, das Papier mit meinen Gedanken zu füllen und vergaß vollkommen die Umgebung um mich herum.

Ich gedenke nicht ein Tagebuch auf Basis meiner Erinnerungen und Gedanken zu schreiben. Auch gedenke ich nicht, irgendjemandem zu erzählen, was ich gerade hier tue. Oft denke ich, dass es falsch ist, alles aufzuschreiben. Niemand soll wissen, wie ich fühle oder denke. Die Leute würden die Situation vielleicht nur noch verschlimmern.

Ich zerbreche an der Situation und weiß, dass es keinen Ausweg gibt, dass ich selbst daran schuld bin. Ich hätte alles anders machen müssen. Von Anfang an hätte ich das Mädchen spielen müssen, dass alle in mir sehen wollen. Es hätte mir vielleicht viel Kummer erspart. Womöglich hätte es aber auch einfach nur alles Schlimmer gemacht...

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt