Kapitel 46: Part 2

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Ohne Umschweife liefen wir zu ihr hin.

„Sie hätte nicht aufstehen sollen. Sie war zu schwach dafür", sagte Paul.

Ich hingegen entgegnete empört: „Na hör mal! Wenn sie das nicht getan hätte, wäre ich jetzt tot. Gepfählt. Das wär ja jetzt wirklich nicht toll gewesen!" Er nickte nur.

Auf einmal bewegte sich etwas hinter uns. Der Goblin wälzte sich etwas. Er war nicht vollends tot. Schnell riss ich der liegenden Rose die Pistole aus der Hand, und schoss ein-, zwei-, drei-, fünf-, sieben-, neunmal, ich wusste es nicht, schoss und traf Graafpw jedes Mal, wollte gar nicht aufhören. Ein Gefühl der Genugtuung überkam mich. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe er vom Blei durchlöchert aufhörte, sich zu bewegen. Tot.

„Ein weiterer Schuss hätte gereicht, Layla", mahnte Paul verärgert. Ich war wütend und verspürte nur allzu gern Lust, die beiden Jungs auch abzuknallen.

„Wie wäre es mal mit einem Danke, vielleicht? Ich habe ihn umgebracht. Ich allein."

„Nein hast du nicht", behauptete Jake. „Rose hat das getan. Ohne sie wärst du tot. Du hast lediglich viele Kugeln verschwendet, die wir anderen Feinden verpasst hätten können."

Ich verschränkte meine Arme und drehte mich um. Solche Vollidioten waren das. Sie konnten mir nicht erzählen, dass ich sie nicht gerettet hatte. Rose hat ihn nicht getötet, sondern ich und sie hat uns auch nicht gerettet, sondern ich. Auch ohne ihre Hilfe hätte ich ihn töten können.

Paul versuchte mit Jake zusammen die Axt aus der Wand zu kriegen. Zusammen schafften sie es. Dann packten wir alle Waffen, auch die Zerstörten zurück in die Tasche. Was sollte ich denn jetzt bloß ohne meinen Dolch machen? Monoton betrachtete ich die nutzlosen Bruchstücke. #

Fast keine Patronen mehr, eine lockere Axt und zwei Waffen weniger. Das war gar nicht gut, dachte ich.

Langsam kniete ich mich zu Rose auf den Boden und rüttelte sie. Die anderen stellten sich daneben. Es dauerte eine Weile, bis sie schwach die Augen öffnete, nur ums sie danach direkt wieder zu schließen.

„Rose, du musst dich ausruhen und in die Tasche zurück. Hier ist nicht der richtige Ort für dich", beschloss Paul ohne kaltem Unterton.

Sie nickte nur. „Ausruhen hilft nicht...wenn ich....schwach bin", flüsterte sie. Ein Stöhnen entfuhr ihrer Kehle. Sie musste starke Schmerzen haben.

„Kriechsamen- Elixier. Das hilft mir. Blaue Flüssigkeit. Mein Nachtschrank. Da ist das drin." Wieder stöhnte sie. Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn. Sofort sprang ich auf und raste in die Tasche und von dort ins Schlafzimmer von Rose und mir. Ich stieß das Nachtschränkchen auf. Viele Regale, prall gefüllt mit wichtigen Fläschchen und Flüssigkeiten. Sie klirrten laut und brachen fast zusammen. Es dauerte lange, bis ich die richtige Flasche fand. Die Flüssigkeit darin war blau und so klar, dass sie sogar im Licht glitzerte. Kriechsamen stand in Schönschrift darauf. Beim Weg zurück achtete ich darauf, dass ich nichts davon verschüttete.

Als sie besagtes Getränk in die Finger bekam, zögerte sie keine Sekunde, sondern trank in großen Schlucken ohne Pause. Mit jedem Schluck bekam sie mehr Farbe ins Gesicht, soweit das als Geist überhaupt möglich war. Sie wurde kräftiger und kräftiger. Lächelnd legte sie die leere Glasflasche beiseite und stand auf. Paul beobachtete sie skeptisch, da sie noch etwas wackelig auf den Beinen war.

„Mir geht es wieder gut. Ich habe in Büchern alles über die Geister in meiner Zeit in Screenwich gelesen und geforscht, weil ich mehr wissen wollte. Da stand eben, dass nur Kriechsamen dabei helfen können, wenn ich so schwach bin, dass ich gar nichts mehr kann, weil ich durch irgendetwas stark beeinträchtigt wurde. Bereits nach dem ersten Schluck beginnt es zu wirken. Aber jetzt sollten wir hier wirklich verschwinden. Wer weiß, wann die nächsten Goblins oder Orks oder wer auch immer kommen."

Eilig machten wir uns davon und wanderten eine halbe Ewigkeit, nur um den wirklich perfekten Ort für unsere Tasche zu finden. Bei einem verlassenen großen und hohlen Baum machten wir halt. Zuerst gingen die Jungs und dann ich in die Tasche, damit Rose mit der Tasche in den Baum fliegen konnte. Kurze Zeit später kam sie dann aber auch ins Wohnzimmer. Draußen war es schon lange dunkel. Innen drin fielen mir sofort die Waffen ins Auge. Kaputt. Immer noch. Kurz hatte ich gehofft, sie würden sich von alleine wieder heil zaubern. Zu nichts mehr zu gebrauchen. Was anderes waren sie nicht. Rose lächelte mich an und verschwand dann in unserem Schlafzimmer.

„Legt ihr schon einmal die kaputten Waffen auf den Tisch", rief sie aus dem Inneren. Wir anderen sahen sie verwundert an.

„Hä?", machte ich geistreich, tat es aber trotzdem. Dann kam Rose wieder. In ihrer Hand hielt sie Nähgarn und zwei Tuben. Wollte sie die anmalen und als Dekoration aufhängen, oder wie?

„Streicht den Inhalt in der Tube auf die Stellen eurer Waffen, die abgebrochen sind. Es ist ein Kleber, der speziell für Waffen gemacht worden ist. Damit sollte es eigentlich wieder gehen. Ich werde unterdes die Tasche wieder festnähen." Damit verschwand sie. Paul und ich befolgten die Anweisungen auf der Tube, okay, Paul befolgte strikt die Anweisungen auf der Tube für sein Schwert, ich schmierte das Zeug bloß einfach auf meinen gesamten Dolch.

Nach ein paar Minuten kam Rose wieder. Auch die Waffen waren jetzt wieder ganz wie neu. Den Rest des Abends taten wir gar nichts mehr. Wir entspannten uns nur noch und erholten uns von dem anstrengenden Tag. Zumindest abgesehen von Rose.

Sie verschwand im Nebenzimmer mit einem dicken Buch in der Hand, um herauszufinden, was sie mit allem zu tun hatte...

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt