Kapitel 67: Die Waffen des Lichts

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Sichtwechsel: Jake

Ich nickte. Dann schlenderte ich aus dem Zelt. Draußen war es angenehm frisch. Es war Sommer und die Bäume hier erreichten ihre volle Blüte. Langsam ließ ich mich auf dem Boden unter einer großen Weide nieder. Hinter mir kam jemand ebenfalls aus dem Zelt und setzte sich zu mir. Ich kannte die Schritte. Zu meiner Überraschung war es Layla.

Was machst du hier?", fragte sie nach einer Weile.

„Ich genieße meinen vielleicht letzten Abend voller Harmonie", antwortete ich ihr bloß stumpf. Es klang härter, als es sollte. Das Grinsen wich aus ihrem Gesicht.

„Sag so was nicht!"

„Was soll ich dann sagen? Eine Lüge?", entgegnete ich ihr. Sie sah mich stumm an. Ein wohliges Gefühl beschlich mich.

„Die Hoffnung." Ich sah zu ihr herab, war nicht einmal einen Kopf größer als sie. Sie lächelte mich an. Sofort quittierte ich es mit einem Lächeln.

„Hätte nicht gedacht, dass du an sowas glaubst." Eine Weile war es still. Ein ehrliches Lachen zerstörte die Stille und abermals fühlte ich so ein Pochen in meiner Brust. Mein Herz schlug so laut, dass ich fast Angst bekam, sie würde es hören.

„Tue ich nicht. Aber ich denke nicht, dass du morgen sterben wirst. Nein, mehr noch. Ich weiß es", flüsterte sie ernst. Kein Anzeichen von einem belustigten Grinsen war zusehen.

Eine Weile sagte keiner von uns beiden ein Wort.

„Warum bist du dir da so sicher?", fragte ich nach einer Weile mit brüchiger Stimme.

„Du könntest mir so etwas nicht antun. Außerdem bist du der Stärkste der Gruppe", kam von ihr zurück. Wieder war es still.

„Ich habe Angst", flüsterte sie nach einer Weile und sah betreten zu Boden. Ich war recht überrascht. Ob darüber, dass sie Angst hatte, oder darüber, dass sie mir das einfach so anvertraute, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Für einen kurzen Moment glaubte ich, es sei ein Scherz gewesen. Vor mir befand sich eine ganz neue Layla. Eine Layla, die nicht so taff war, wie sie vorgab zu sein. Eine liebliche Layla und diese Layla gefiel mir wirklich, sie gefiel mir viel zu sehr.

Instinktiv nahm ich sie in den Arm. Sie vergrub ihren Kopf in mein T-Shirt. Eine Weile verharrten wir so regungslos. Irgendwann löste sie sich wieder von mir. Ich war ein wenig enttäuscht, da ich diese Umarmung wirklich genossen hatte. Layla lächelte mich abermals an und ich lächelte zurück. Wie in Trance kamen sich unsere Köpfe näher.

Wir waren für einen kurzen Moment so nah, dass ich jeden Zentimeter ihres Gesichtes genau überprüfen konnte. Da waren die froschgrünen Augen mit den feinen braunen Sprenkeln oder ihre kirschroten Lippen, die einem kandierten Apfel glichen, die ganz makellose Haut und ihr schönes Haar. Ich spürte das Verlangen nach ihr, konnte kaum atmen. Unsere Lippen kamen uns immer näher und sie schloss die Augen. Ich tat es ihr gleich. Dann legte sie ihre Lippen auf meine. Sie waren weich und schmeckten nach Erdbeere. Langsam tastete meine Zunge nach ihrer und sie öffnete den Mund ein wenig und gewährte mir Einlass. Meine rechte Hand wanderte zu ihrer Wange. Layla stöhnte kurz. Dann lösten wir uns wieder voneinander. Beide mit einem dicken Grinsen im Gesicht und das wollte gar nicht mehr aufhören.

„Das wollte ich schon ewig mal machen", gestand sie. Mein Herz schlug höher.

„Dann wäre ein zweites Mal ja wohl auch nicht verkehrt", flüsterte ich und sie musste lachend den Kopfschütteln.

„Genau. Gegen ein zweites Mal wäre absolut nichts einzuwenden."

Dann küssten wir uns wieder.

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