Kapitel 70: Wiedersehen mit einer alten Bekannten

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Sichtwechsel Jake:

Überall tote Menschen. Feuer. Schreie, die noch im selben Moment erstickten. Ich schlug um mich mit einer Axt und einem Schwert. Abgeschlagene Köpfe, tote Körper. Mir wurde schwindlig, doch ich durfte nicht aufhören. Zombies von allen Seiten. Sie schlugen auf mich ein und ich zurück. Dann rannte ich. Qualvolle Schreie von hinten. Opfer, die in Sekundenschnelle starben. Aber ich konnte nicht zurücksehen, musste weiter. Alles in mir schrie nach Hilfe, doch andere brauchten sie mehr als ich und ich war allein, allen ausgeliefert. Niemand war da, den ich kannte.

Ich suchte die Umgebung ab. Doch ich entdeckte nahezu keinen Wolf, kein bekanntes Gesicht. Im Weg liegende Leichen und kämpfende Feinde versperrten mir die Sicht.

Doch eigentlich suchte ich nicht nach Freunden oder meiner Familie. Ich suchte nach den Leuten, die an allem hier Schuld waren, um sie zu töten. Sie waren schon für zu viele Tode verantwortlich. Nur ich erblickte in dem Gemetzel aus Tausenden von Kämpfern keinen aus dem Untergrund.

Untote Zombies waren mir abermals auf den Fersen. Viele. Mehr als ein Mensch meiner Größe auf einmal töten könnte. Als Wolf war ich stärker. Noch während ich rannte verwandelte ich mich. Mein ganzer Körper schmerzte, aber ich biss die Zähne zusammen, spürte, wie meine Knochen sich veränderten, mein Fell wuchs und meine Zähne scharf und spitz wurden. Statt zwei Beinen rannte ich auf vieren weiter. Meine Sinne wurden so verschärft, dass ich den üblen Gestank nach Tod wahrnahm, der sich in meiner Nase fest biss. Es war grässlich und fürchterlich.

Schnell schüttelte ich meine Gedanken ab und nutzte meine Kräfte, um meinen Vorsprung zu vergrößern. Alle Kräfte sammelte ich zusammen. Dann rannte ich. Um mein Leben. So schnell ich konnte. Sie waren einfach überall. Und ich mitten drin.

„Jake", hörte ich plötzlich jemanden heulen, dessen Wolfsstimme ich schon viel zu lange nicht mehr gehört hatte. Vicky. Es war ein leises, klägliches Winseln, das schon von allein nach Hilfe schrie. Sofort hielt ich an und sah mich suchend um. Was war mit ihr passiert? Noch während ich sie suchte schwor ich mir, denjenigen umzubringen, der sie so verletzt hatte.

Das Gelände war so unübersichtlich, dass ich mich von meiner Nase leiten ließ.

Da endlich fand ich sie. Angelehnt an einen Baum, blutverschmiertes, weißes Fell um eine Einstichwunde. Schnell sprintete ich zu ihr hin. Aus dem Augenwinkel sah ich fünf Sirenen, die mit Speeren bewaffnet auf sie losstürmten. Hilflos winselte sie. Sie saß in der Falle.

Plötzliches Adrenalin strömte durch meine Adern. Noch während ich rannte fletschte ich meine Zähne, biss in eine der Sirenen und zerriss sie noch in der Luft in zwei Teile. Ein ekeliges Geräusch gefolgt von Blutspritzern auf mein braunes Fell. Es hielt mich nicht davon ab, ihr weiterzuhelfen. Niemand tat meinen Freunden etwas an!

Die anderen Sirenen ließen von ihr ab und stürzten sich auf mich. Ich schnappte mir die Erste und zerriss sie mit meinen Klauen, heulte wütend auf, sodass die anderen abgeschreckt zurück schritten. Das verschaffte mir wenige Sekunden. Ohne zu zögern verwandelte ich mich zurück in einen Menschen, schmiss meine Kette auf eine Sirene zu und prügelte mit meiner Axt auf die andere ein.

Plötzlich schrie die fünfte Sirene auf, die ich vollkommen vergessen hatte. Ich warf einen Blick nach hinten und bemerkte Vicky. Rotbraunes Haar, gebräunte Haut, starker Blick. In ihrer Hand der tote Körper der aufgerichteten Sirene, die mich gerade fast getötet hätte. Sämtliche Knochen froren in meinem Körper ein, als mir genau das bewusst wurde.

„Danke", murmelte ich. „Nein, danke dir. Ohne dich wäre ich jetzt tot. Und nur damit das mal klar ist. Mein Danke ist viel wert. Ich sag das nicht oft. Vor allem nicht zu einem so großen Arsch wie du einer bist." Ihr Blick war bestimmt, so wie ich sie kannte, was mich lächeln ließ.

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