Kapitel 49: Ein Zeitungsartikel zu viel

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Sichtwechsel Rose:

„Da bist du ja. Ich habe dich schon gesucht", hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich nicht um, starrte nur trostlos auf den Schnee, der sich auf den Boden begab. Überall war es weiß. Der Boden war meterhoch bedeckt mit Schnee und es wurde immer mehr, auch der Himmel strahlte in einem trostlosen weiß, so wie ich. Paul setzte sich zu mir in den Schnee. Eine Weile starrten wir nur schweigend nach vorne. Ich vergaß fast, dass ich nicht allein war.

„Es ist nicht deine Schuld", sagte er irgendwann. Doch ich hörte nicht richtig hin. In mir drinnen fühlte sich alles leer an. Ohne Licht, Fröhlichkeit oder Liebe. Alle möglichen Gedanken brannten sich in meinem Gehirn ein, ließen mich nicht mehr los. Ich fühlte bloß die Trauer und schreckliche Schuld. Schließlich lebte ich bisher lange genug, um selbst einschätzen zu können, was richtig und was falsch war und das, was passiert war, war ganz sicher falsch. ...Und das Schlimme war, dass es meine Schuld war. Ganz allein meine Schuld. Wäre ich nicht so besessen gewesen... Ich habe alles kaputt gemacht.

Paul überreichte mir die Zeitung mit der aufgeschlagenen Titelseite. Wozu noch? Ich kannte den Artikel bereits auswendig, so oft hatte ich ihn mir durchgelesen. Immer und immer wieder. Und jedes Mal war ich genauso geschockt wie beim ersten Mal. In meinem Kopf bildete sich immer und immer wieder ein Bild von dem Artikel und brannte sich dort fest. Gestern war einfach nur ein schrecklicher Tag gewesen. Hätte ich diese Reise doch nur niemals mitgemacht...

Na klar, ich hatte bisher ein paar schöne Wochen, schöne Monate, wenn auch mit vielen Komplikationen, aber weiter gekommen mit den Rätseln und Karten war ich dennoch nicht wirklich. Und das zu welchem Preis? Jemand hatte sein Leben gelassen. Und das nur wegen der Dummheit eines kleinen Mädchens, das besessen von einer nicht existierenden Sache war und das deswegen ihre Freunde zu Taten anstiftete, die sowohl das Wohl der Allgemeinheit gefährden, als auch Tote fordern. ...Und dieses naive, dumme Mädchen war ich.

„Mr. Bancroft wurde von dem Untergrund getötet, Rose. Du kannst nichts dafür", erklärte Paul. Ich schüttelte bloß stumm den Kopf.

„Der Untergrund wäre nicht zu ihm gekommen, wenn wir nicht verschwunden wären. Hätte ich euch nicht angestiftet wäre das nicht passiert. Es ist jemand gestorben. Verstehst du das nicht? Wegen mir. Ich kann jetzt nicht weiter gehen. Ich muss zurück. Verstehst du das nicht? Das alles hier war eine blöde Idee", antwortete ich zitternd. Er schüttelte den Kopf.

„Wenn wir jetzt zurückgehen würden, hätten sie gewonnen. Dann wäre der Tod von ihm umsonst gewesen, Rose."

„Aber es dürfen nicht noch mehr Leute sterben", schluchzte ich und stand auf. Mir war egal, dass ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Er tat es mir gleich.

„Du verstehst das nicht", murmelte ich.

„Doch, ich denke schon", behauptete er und blieb direkt vor meiner Nase stehen. Ich wurde wütend.

„Tust du nicht! Du hast bestimmt schon tausende unschuldige Leute umgebracht oder tatenlos dabei zugesehen, wie Unschuldige nach dummen Launen heraus umgebracht wurden. Du bist nicht besser als die anderen. Du bist auch nur ein Mörder!", schrie ich ihm abschätzig und wütend ins Gesicht, konnte nicht verhindern, dass ich noch mehr weinte.

„Rose", rief er mir hinterher, packte mich am Handgelenk. Erschrocken sah ich in sein Gesicht.

„Geh einfach!", presste ich aus zusammengebissenen Zähnen hervor, entriss ihm meine Hand und schwebte davon.

Ich flog nicht lange, machte an einem großen Felsen halt. Langsam ließ ich mich auf die hintere Seite mit dem Rücken am Felsen hinab sinken.

Ich hatte kein Tagebuch mehr, nur noch meine Gedanken. Ich konnte all meine Emotionen ausdrücken, denn ich war ganz allein. Ich wollte nicht zurücksehen, hatte Angst die verdatterte, verletzte oder keine Ahnung Miene von Paul würde mich nur noch trauriger machen. Das Einzige, was ich brauchte, war Ruhe für mich allein. Die Tränen rannen bei mir um die Wette. Natürlich weinte ich nicht nur um Mr. Bancroft, dafür kannte ich ihn zu schlecht trotz zweier Jahre kooperativer Zusammenarbeit.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt