Ein paar Wochen später:
Sichtwechsel: Paul
„Wir sollten uns langsam wieder auf den Weg machen", sagte ich mitten in den Raum hinein. Jake gab nur ein „Hm", von sich und vergrub seinen Kopf ins Kissen. Layla stöhnte.
„Muss das sein? Seit Tagen laufen wir Tag ein Tag aus nur stundenlang herum und sehen nichts als diese blöde Wiese, den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang. So langsam reicht's mir. Nur ein Tag Pause! Mindestens. Jeden Tag laufen wir bis spät in die Nacht und gehen morgens früh wieder los. Ich will endlich mal faulenzen. Und wieder richtig jagen gehen. Wenn ich schon nicht einen Menschen töten kann, will ich wenigstens ein paar Tiere töten. Selbst töten und dann aussaugen. Diese Blutkonserven sind immer widerlicher. Das ist so, als würde sich ein Mensch nur von Dosenfutter ernähren. Es hält ihn am Leben, ist aber ekelig."
Rose stand von dem Sofa auf. „Du magst zwar recht haben, Layla", erklärte sie. „Aber wir kommen so unserem Ziel nicht näher. Es sind schon wenige Wochen vergangen. Wie stellt ihr euch das vor? Wir müssen noch so viele Gefahren und Hindernisse überwinden. Vertraut mir. Heute habe ich so das Gefühl, dass etwas anders wird." Sie schwebte mit einem dicken Buch in ihrer Hand zum Zelteingang und öffnete ihn. Tageslicht drang an unsere Augen. Dann war sie verschwunden.
Layla ließ sich nur lustlos auf das Sofa zurücksinken. Wenig später kam Rose lächelnd, fast triumphierend zurück.
„Ich hatte recht. Seht nur nach draußen. Wir sind unserem nächsten Ziel so nah wie noch nie." Ich sah Rose erstaunt an und folgte ihr schließlich aus dem Zelt hinaus. Die Sonne schien uns im Morgengrauen entgegen. Schnell blinzelte ich den Drang nach Feuchtigkeit in meinen Augen weg. Endlich sah ich das Objekt, auf welches Rose so entschlossen zeigte. Oder besser gesagt die Objekte. Denn es waren Berge. Die Sonne ging im Osten auf und verschwand als bald in Richtung der Gebirgskette, die sich über die gesamte Breite von Screenwich zog.
Schnell trommelten wir unsere beiden Faulpelze zusammen und aßen Frühstück. Alle halfen mit, das Zelt richtig zu verstauen. Es dauerte nicht lange und alles war wieder in Roses Tasche eingepackt. Daraufhin konnten wir unsere Reise fortsetzen.
Layla unterdrückte ein Gähnen. „Ich habe so keinen Bock nochmal zu laufen. Das war der erste Teil, den wir fertig haben und wir haben mehrere Wochen gebraucht. Wie soll ich das aushalten? Bescheuert ist das." Keiner reagierte auf ihr Gehabe, sondern ignorierten sie, woraufhin sie eingeschnappt den Kopf verdrehte und uns voraus marschierte, damit sie unseren Anblick nicht mehr ertragen musste.
Die Berge wurden immer größer und größer, je weiter wir kamen. Es kamen hin und wieder kleine Wälder und Täler an uns vorbei und es gab kleine Felsvorsprünge.
Da stupste Jake mich an. „Guck mal da! Was ist das?" Er wies auf ein blaues Etwas. Das Ding befand sich in einer Bergspalte und wirkte, als würde es leben. Es war wie ein Felsen, nur, dass in dem Felsen Tiere lebten. Unterwassertiere um genau zu sein. Als hätte jemand Meerwasser in einen Stein gefroren und in den Felsen integriert. Mehrere Fische guckten uns an und schwammen seelenruhig durch ihr Wasser, das quasi in der Luft steckte.
„Ein Zauberer wird hier wohl seine Tricks versucht haben", schloss ich daraus.
„Wir waren nicht die ersten hier, die diesen Pfad entlanggelaufen sind", murmelte Rose unschlüssig.
„Ist das jetzt gut oder schlecht?", rief Jake. Keiner wusste die Antwort. Langsam streckte ich meine Hand aus und fühlte den harten Stein, der nicht minder anders war, als sonst irgendein Stein war. Völlig normal. Ohne eine Regung starrte ich den Stein an. Eine Weile bewegte sich niemand.
Wir ließen das riesige Aquarium hinter uns. Dann kletterten wir auf einen steilen Hügel, der an den Weg angrenzte. Er war etwas größer als die anderen. Layla rutschte mit ihren Schuhen ein wenig den Abhang hinunter, hielt sich dann aber an einem Baum fest. Ein kurzer Aufschrei entfuhr ihrer Kehle, der aber jäh wieder verstummte. Rose hielt sich erschrocken die Ohren zu. Ich warf ihr einen beruhigenden Blick zu. Der Hügel wurde wieder etwas steiler. Ich schnaufte kurz vor Anstrengung und schlitterte mit Jake den Abhang hinunter, hielt mich an Ästen und Bäumen fest und kämpfte mich dann mühsam hinauf. Aber auch das überwanden wir.
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Fate And The Present- Die Auserwählte
FantasyGut ist nicht gleich gut und böse ist nicht gleich böse. Aber wer bist du wirklich, wenn die Grenzen verschwimmen? Was soll Rose nur tun? Es ist nicht nur so, dass die 16-jährige Adelige aus dem beginnenden 17. Jahrhundert gestorben ist...Nein, jetz...