Kapitel 43: Die Reise

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Wenig später

Sichtwechsel: Jake

Wenn ich noch einmal den Satz: „Sind wir bald da?" höre, raste ich aus! Gefühlte tausend Mal waren nicht genug für unsere kleine Miss Mein-Grandpa-ist-Graf-Dracula-und-ich-bin-viel-besser-als-ihr. Ich bewunderte Paul und Rose wirklich für ihre Geduld. Aber bei mir war halt irgendwann Schluss mit Lustig.

„Sind wir bald da?", fragte Layla erneut.

„Würdest du mit suchen, statt uns nur dauernd zu nerven, wären wir bereits längst über alle Berge", beschwerte ich mich wütend.

„Ich...", wollte Layla gerade ansetzen, als sie von Rose unterbrochen wurde. „Jake, war hier schon immer eine Brücke mit Nebel? Falls nicht, denke ich, habe ich den Ausgang gefunden."

Verwundert rannte ich in die Richtung von Rose. Sie war schon etwas weiter weg und war deswegen nur schwer zu hören. Als Paul, Layla und ich bei ihr ankamen, staunten wir. Vor ihr bildete sich sehr dichter Nebel. Nur mit großer Mühe konnte man eine kleine, goldene Brücke erkennen. Sie war schon fast vollständig in dem Nebel verschwunden.

„Schnell. Wir müssen uns beeilen. Sonst ist unser einziger Weg hier rauszukommen weg." Layla lief in schnellen Schritten auf die Brücke zu. Wir anderen folgten ihr. Doch zu unserem Schrecken mussten wir feststellen, dass sich die Brücke fast vollends auflöste. Layla war die erste, die ohne zu zögern darüber rannte. Doch, ehe Rose ihr folgen konnte, mussten wir mit ansehen, wie die Brücke um ein Viertel schrumpfte. Vereinzelte Holzbretter fielen in eine tiefe Schlucht, deren Boden durch den dichten Nebel nicht zu erkennen war. Es wirkte, als fielen Teile der Brücke ins Nichts. Rose nahm all ihren Mut zusammen und sprang mit Anlauf über die Schlucht, die sich plötzlich unter der einsturzgefährdeten Brücke bildete. Wir wussten, dass unsere letze Minute bereits angefangen hatte zu schlagen, wenn wir unsere Kräfte benutzen würden. Wir mussten es auch so schaffen. Ohne Zauberei.

Nach dem nun auch Rose die andere Seite erreichte, bröckelte abermals ein Teil der Brücke ab und fiel in den Nebel. Ich fluchte wütend. Wir hörten keinen Aufprall. Rein gar nichts. Nun sprang Paul über den Rest der Brücke. Er schaffte es fast nicht, konnte sich aber gerade noch so halten. Rose half ihm schließlich auf die andere Seite. Nun war ich dran. Doch auf einmal drohte die gesamte Brücke zu zerfallen. Was sollte ich jetzt machen? Das Adrenalin jagte durch meine Adern und packte mich. Auch ich fasste meinen gesamten Mut zusammen, nahm Anlauf und sprang. Und sprang soweit, wie ich ohne meine Wolfskräfte nun einmal konnte. Es waren bestimmt fünf, sechs, vielleicht sogar sieben Meter. Der Sprung glitt wie in Zeitlupe an mir vorbei. Das Gefühl vom Fliegen, der Schwerelosigkeit überkam mich sofort und ich genoss es für eine Sekunde. Ich hatte es fast geschafft bis zur Brücke. Mein Fuß berührte sie.

Aber, so wie es kommen musste, passierte es. Die wackelige Brücke, nur noch bestehend aus einzelnen Brettern, stürzte ein. Und ich mit ihnen. Erschrocken sauste die Schlucht an mir vorbei. Ich fiel. Ein, zwei drei Meter, ich weiß es nicht mehr, fiel und konnte mich aber zum Glück gerade noch so an einer Einkerbung festkrallen. Meine Finger schmerzten und ich fluchte so laut ich konnte.

„Ist dir etwas passiert?", fragten Layla und Rose im Chor. Layla streckte ihren Kopf über die Kante.

„Hast du es bequem?"

„Ha ha. Sehr witzig. Kann mir jemand vielleicht netterweise ein Seil geben? Lange halte ich nämlich nichtmehr durch", presste ich aus zusammengebissenen Zähnen hervor, musste mit ansehen, wie ich mehr und mehr rutschte. Meine Finger krampften sich in kleine Einkerbungen. Kleine Steine lösten sich von der Wand. Ich rutschte tiefer. Ein Fluchen entrann meiner Kehle, aber es war mir egal. „Beeilt euch!", schrie ich. Alles an mir war schwer. Es fühlte sich an, als hätte jemand tausende Kilo an meinem Rücken geheftet.

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