Sichtwechsel: Layla
Okay, um ehrlich zu sein war ich überrascht. Überrascht darüber, dass ich zum aller ersten Mal in meinem 17- Jährigen Leben die Erste im Hauptquartier war. Das war mein voller Ernst. Sonst war ich immer eine Viertelstunde zu spät. War ja auch egal.
Oder, nein. Nein, war es nicht. Für die Enkelin des wahrhaftigen Draculas gehörte es sich nun einmal mindestens zehn Minuten zu spät zu kommen, oder waren es zehn Minuten zu früh?
Na ja, egal. Das Sprichwort ging ja schließlich auch „Besser zu spät, als zu früh". Oder war das doch anders rum? Upps. Jetzt hatte ich mal wieder den Überblick verloren. Aber scheiß drauf! Ein Vampir, nein, eine wahre Darklight tat immer böses und bleibt seriös und diskret.
Okay, ich weiß. Ich musste am seriös und diskret sein noch ein bisschen arbeiten. Dafür konnte ich wenigstens super fliegen. Ach ja, und da ihr in unseren Plan ja nun auch quasi eingeweiht seid, dürft ihr natürlich auch nichts ausplappern. Falls doch könnte es sein, dass bald ein Mensch weniger auf diesem Planeten lebt.
Aber, keine Sorge. So gemein und hinterlistig war ich nun auch wieder nicht. Das war nur Grandpa. Wenn auch auf eine unheimliche Art und Weise. Allerdings war er cool, für einen weltberühmten blutsaugenden Grandpa halt und davon gab ja nun wirklich nicht viele. Na ja, ich schweifte mal wieder ab, aber egal.
„Hey, Layla", riss mich plötzlich eine Person aus meinen Gedanken und ja, diese Person war kein geringerer als Jake Bite. Welch eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet wir beide in einen verlassenen Raum gesteckt wurden...
„Hi", erwiderte ich nur und er setzte sich zu mir auf das beknackte lila Sofa und das direkt neben mich, sodass ich seine Halsschlagader sehen konnte. Sie sah wirklich lecker aus, doch wenn ich auch nur einen Tropfen seines Blutes kosten würde, wären die Folgen nicht auszudenken. Jake würde sterben, die Wölfe würden uns den Krieg erklären, ein Krieg würde entstehen, Jake würde sterben und gerächt werden, die Geister würden uns verteidigen, während die Dämonen auf die Seite der Wölfe wechseln würden und das wohl aller Schlimmste: Jake würde sterben. Also im Grunde waren die Folgen sehr wohl auszudenken. Egal!
„Wie hast du deine letzten Stunden hier verbracht?", fragte Jake plötzlich und ich antwortete gelangweilt: „Langweilige Horrorfilme geguckt. Und du?"
„Mit Sophie telefoniert und meine Sachen gepackt."
Ein kleiner Stich breitete sich in mir aus, den ich aber sofort wieder verdrängte. „Hmm", machte ich nur.
In diesem Moment schob Paul auch schon den violetten Vorhang beiseite und nickte uns kurz zu. Wir nickten zurück. „Wo ist Rose?", fragte er schließlich, bevor eine bedrückende Stille entstehen konnte, die im Grunde eh schon da war. Jake zuckte mit den Schultern und Paul beließ es dabei.
Nach einer halben Ewigkeit rief Jake: „Wenn sie nicht bald kommt, müssen wir ohne sie aufbrechen", und wippte ungeduldig mit dem Fuß.
„Vergiss es! Du weißt schon, dass wir ohne sie keine vier Tage überleben, oder?"
„Ohne wen überlebt ihr nicht einmal vier Tage?", fragte uns Rose interessiert und streckte den Kopf durch die Tür hinter dem Bücherregal.
Schnell drehte ich mich um. „Rose! Da bist du ja."
„Es tut mir wirklich leid, dass ich fünf Minuten zu spät bin. Das kommt nicht wieder vor. Meine Mutter wollte unbedingt mit mir auf die Geisterversammlung und ich musste mich rausreden. Außerdem habe ich noch ein paar Sachen mehr mitgenommen, weil wir ja eine ganze Weile weg sind."
Okay, ich weiß schon. Ich kam euch gerade wahrscheinlich ziemlich ungeduldig vor, aber nur zu meiner Verteidigung. Diese fünf Minuten hatten sich in Gegenwart der Jungs viel länger angefühlt.
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Fate And The Present- Die Auserwählte
FantasyGut ist nicht gleich gut und böse ist nicht gleich böse. Aber wer bist du wirklich, wenn die Grenzen verschwimmen? Was soll Rose nur tun? Es ist nicht nur so, dass die 16-jährige Adelige aus dem beginnenden 17. Jahrhundert gestorben ist...Nein, jetz...