Kapitel 44: Arrogance Moonrise und seine Lügenmärchen

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Sichtwechsel: Rose

Es war wirklich ein schöner Tag für mich. Direkt nach Sonnenaufgang haben wir das Zelt wieder in die Tasche geschrumpft und sind dann los gelaufen. Da Paul von gestern schon so viel teleportieren musste, haben wir uns, also im Grunde eigentlich nur alle außer Layla, dafür entschieden, dass wir den Weg geradeaus laufen wollten. Wenigstens war die riesige Wiese ein Ort, wo es keine anderen Wesen als uns gab. Dafür würde es allerdings viele andere geben...

Oh, wenn ich bloß an die Orks dachte, wurde mir gleich schlecht. Oder die gefährlichen Drachen. Mal ganz zu schweigen von den schrecklichen Ghulen. Es war einfach eine schreckliche Idee mit der Reise. Das alles hier war so schrecklich. Was mochten meine Eltern bloß von mir denken?

Mittlerweile hatten wir erst wenige Meter zurückgelegt, als plötzlich ein starker Windstoß entstand. Mein einziger Halt waren meine nackten Füße, die sich verzweifelt in den Schlamm einer dreckigen Pfütze gruben. Sie war eiskalt. Fröstelnd zog ich meine Füße wieder zurück. Nicht bedacht, dass ich so ja aber keinen Halt mehr vor dem starken Wind hatte. Ein Angstschrei entfuhr meiner Kehle, ich konnte dem Windstoß nicht standhalten. Panische Angst kroch mir den Rücken hinunter und meine Gelenke erstarrten vor Schreck. Bevor ich jedoch hätte wegfliegen können, kam Paul auch schon mit der rettenden Hand und ich griff schleunigst zu. Sie war schön warm und weich, was mich bei seiner Kälte etwas verwunderte. Ich hielt solange fest, bis ich wieder sicher war und der Wind aufgehört hatte.

Plötzlich drang ein Flattern an mein Ohr. Erst ganz leise und dann immer lauter. Ich drehte mich in die Richtung um aus der dieses merkwürdige Geräusch kam und zuckte zusammen. Vor mir befand sich ein großer Vogel, aus Papier. Und er lebte und sah mich neugierig an.

„Roselia Ghostwind?", piepste er leise. Ein dicker Kloß setzte sich in meinem Hals fest und ich schluckte tief. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Wusste der Untergrund schon Bescheid über uns?

„Ja", krächzte ich schüchtern. Nun entfaltete sich der Vogel und ich erkannte, woraus er bestand. Aus der Zeitung. Ich konnte mich nur schwer an die Worte der Bibliothekarin erinnern.

„Sie kommt dir von jedem Ort morgens zugeflogen. Dabei bleibt dein Aufenthaltsort jedoch anonym."

Ich musste lächeln, als ich die große Zeitung entfaltete, um zu lesen, was auf der Titelseite stünde.

„Seit wann hast du denn die Zeitung abonniert?", fragte Layla überrascht. „Ich wusste ja gar nicht, dass du überhaupt weißt, was das ist." Doch ich hörte ihr nur mit halbem Ohr zu. Viel mehr fiel mein Blick auf die Titelseite der Zeitung.

„Das darf doch nicht wahr sein", wisperte ich leise. Meine Freunde sahen mich überrascht an.

„Nachfolger verschwunden-Untergrund entsetzt", flüsterte ich fassungslos, als mir auch schon die Zeitung aus der Hand fiel. Paul nahm sie schnell vom Boden auf.

„Rose, das war doch vorhersehbar. Diese Journalisten veröffentlichen hier doch alles, was denen in die Finger kommt. Das ist ja nun wirklich nicht so schlimm." Doch seine Worte beruhigten mich ganz und gar nicht. Ich hatte sie enttäuscht. Den Untergrund, meine Eltern, alle Geister, generell das gesamte Volk. Und Madam Bouchet und Daisy auch. Sie fühlten sich bestimmt von mir betrogen und belogen. Ich hatte ihr Vertrauen komplett missbraucht. Ich fühlte mich nutzlos und dumm, wollte gar nicht an all diese Leute denken.

Layla knüllte die Zeitung zusammen und schob sie in meine Tasche.

„Lasst uns weiterlaufen", sprach Jake einen Themenwechsel an. Wir anderen folgten seinem Ratschlag und machten uns weiterhin auf in die unendlichen Weiten dieser Wiese. Trotzdem ging mir die Zeitung nicht aus dem Kopf.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt