Kapitel 11: Pflichten und Ehre mit Biss

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Sichtwechsel: Jake

„Jake, beweg deinen Arsch aus deinem Bett und komm endlich zur Schule", erklang die tiefe, gereizte Stimme meiner Mum von unten.

Schnell packte ich meinen Schulrucksack zusammen und verließ mein unaufgeräumtes Zimmer, sprintete die Treppe runter und setzte mich an die Theke, wo bereits mein Frühstück auf mich wartete. Bereits kalt. Und verbrannt. Meine Schwester Lucy und mein jüngster Bruder Josef saßen schon länger dort. Bloß von meinem älteren Bruder Gerad fehlte wie immer jede Spur.

Bei meinem fragenden Blick hörte Lucy auf zu essen. „Du kennst Gerad doch. Er ist einfach wie immer sauer auf dich, dass du als Botschafter der Wölfe ausgewählt wurdest und nicht er als ältester Sohn. Der kriegt sich schon wieder ein irgendwann. Nur jetzt geht er dir halt aus dem Weg."

Meine Mutter schnaubte. „Zu Recht ist er wütend. Ich selbst hätte ihm diese Aufgabe übertragen, nicht einem Taugenichts wie dir."

Ohne eine Antwort fing ich an zu essen. „Das Essen ist kalt und verbrannt", beschwerte ich mich dann aber doch.

„Was anderes kriegst du nicht", entgegnete Mum.

Bei einem Blick auf das Essen von Lucy und Josef wurde ich wütend. Mit lauter Stimme rief ich: „Sag mal, was ist dein Problem. Freu dich doch für mich. Fenrir hat mich ausgewählt, nicht ihn. Ich bin der Botschafter, dein leiblicher Sohn. Und daran kannst du nichts ändern. Er hat mich und nicht ihn ausgewählt, weil ich der Stärkere und Schnellere bin und alle Eigenschaften eines Wolfes besitze, die er nicht hat. Egal, wie du das siehst. Und du kannst nichts daran ändern, egal wie schlecht du mich behandelst, Gerad in Schutz nimmst oder mein Essen schlecht kochst. Freu dich für mich und unterstütze mich oder halt dich aus den wichtigen Angelegenheiten der Wölfe raus. Wenn Gerad es nicht mal schafft, mir beim Essen gegenüber zu sitzen, sondern sich feige versteckt, hat er diese Stellung auch nicht verdient."

Mit zusammengeballten Fäusten und grimmiger Miene verließ sie die Küche. Eine Weile war es still.

„Egal, wie Mum oder Gerad das sehen, aber ich finde, du bist der beste Botschafter auf der ganzen Welt. Irgendwann will ich genau so groß und stark werden wie du", grinste Josef.

Lucy lächelte. „Ich sehe das auch so. Und Dad steht ja eigentlich auch hinter dir, auch, wenn er es nicht offen zeigt. Ich mein ja nur. Fenrir hat die Regel mit der Erstgeburt und so ignoriert, damit du der Botschafter sein kannst. Das ist echt cool."

Ich nickte nur. „Bis dann, Nervensägen. Ich muss zur Schule und bin schon eigentlich wieder zu spät dran."

„Warum gehst du eigentlich auf die Wolfblood High in Fleweck und nicht auf ‚die Wolfsschule von Fenrir dem Großen'? Die ist doch ganz in der Nähe", wollte Josef wissen.

„Gerad und ich sollten auf verschiedene Schulen gehen und zuerst sollte er in die Fußstapfen von Fenrir treten. Nicht ich. Deswegen ist er auf die Schule gekommen. Als ich dann ausgewählt wurde, sollte ich erst auf Fenrirs Schule gehen. Aber das hätte sich nicht mehr gelohnt. Ich muss ja bald runter gehen und dann stattdessen auf die Menschenschule. Die letzten Monate bleib ich da noch. Jetzt muss ich aber echt los. Ciao."

Schnell packte ich meinen Rucksack und rannte nach draußen. Der Weg nach Fleweck war weit und dauerte selbst in Wolfsgeschwindigkeit eine halbe Stunde. Aber so blieb ich wenigstens fit. Während ich rannte konzentrierte ich mich auf meinen Körper. Meine Haare verlängerten sich, mir wuchsen scharfe, gekrümmte Krallen und mein Geruchsinn verschärfte sich, ich nahm unterschiedliche Tierarten mit meinem Gehör deutlich war. Ich lief schneller. Meine vier Beine trugen mich über den frischen Waldboden. Nicht weit weg liefen andere Wölfe durch den Wald. Ihr Heulen war unfehlbar. Mit voller Lautstarke heulte ich zurück, schöpfte neue Kraft und rannte schneller und schneller, wich dabei geschickt den Bäumen aus.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt